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Stadt Land Transformation - STATEMENT<br />
die peripheren Räume in OWL deshalb zur Zeit wenig<br />
attraktiv. Ein Blick auf die peripheren Städte und<br />
Gemeinden und auf ihre umliegenden Dörfer, auf<br />
Willebadessen, Höxter, Kalletal, Espelkamp, zeigt das<br />
deutlich. Lediglich Kommunen wie Porta Westfalica,<br />
Oerlinghausen oder Delbrück können aus ihrer Nähe<br />
zu den größeren Städten Impulse ziehen und stehen<br />
deshalb vergleichsweise gut da.<br />
Wenn OWL nun im Rahmen der <strong>Regionale</strong> über<br />
Stadt-Land-Quartiere nachdenkt, helfen die bisherigen<br />
angebotsorientierten Strategien der Stadt- und<br />
Dorfentwicklung in den peripheren Räumen der Region<br />
wahrscheinlich nicht mehr weiter. So wenig wie<br />
eine gewerbliche Nachnutzung aufgelassener Industrieareale<br />
heute noch Innovation sicherstellen kann, so<br />
wenig kann die Neuausweisung von Wohngebieten in<br />
den peripheren Räumen den quantitativen und qualitativen<br />
Verlusten eine glaubhafte Alternative entgegenhalten.<br />
Nur wenn sie gleichermaßen Wohnangebote,<br />
Arbeitsmöglichkeiten und Lebensqualität bieten können,<br />
kann es in Zukunft attraktiv sein, hier zu leben.<br />
Einerseits kommt dabei der regionalen Kooperation<br />
zwischen Stadt und Dorf, zwischen Dorf und Dorf eine<br />
Schlüsselrolle für die Organisation des Raums zu. Andererseits<br />
könnte die Strategie der Konversion, also<br />
einer grundlegenden Neudefinition der ländlichen<br />
Räume, dazu beitragen, Dörfer wieder interessant zu<br />
machen. Was ist für eine solche Strategie notwendig?<br />
Dörfer konvertieren<br />
Wenn Dörfer und kleine Städte ihre Attraktivität als<br />
Lebensmittelpunkt für an urbane Vielfalt gewöhnte<br />
Menschen zurückgewinnen möchten, müssen sie<br />
über ihre eigenen „grünen“ und ruralen Qualitäten<br />
hinaus mindestens einen Teil der Anforderungen<br />
an eine als ubiquitär empfundene Urbanität erfüllen<br />
können. Das wird nur möglich sein, wenn sie sich<br />
neu erfinden, ohne ihre Herkunft zu verleugnen,<br />
wenn sie zugleich Lebensmöglichkeiten in einem<br />
überschaubaren sozialen und räumlichen Gefüge<br />
anbieten können, wenn sie „urban“ werden, ohne<br />
ihre Ruralität zu verlieren.<br />
Urbanität bedeutet im Kontext der Dörfer und Kleinstädte<br />
keine Adaption räumlicher und ökonomischer<br />
Muster größerer Städte, sondern die Chance zur Teilhabe<br />
an kulturellen, sozialen und Bildungsangeboten<br />
sowie Wohn- und Arbeitsmodellen, die einmal in<br />
größeren Städten entwickelt worden sind und bisher<br />
ausschließlich mit ihnen assoziiert werden. Dörfer<br />
brauchen eine neue kulturelle Dimension. Kommunikations-<br />
und Mobilitätstechnologien bieten mehr als<br />
je zuvor die Chance, Dörfer und ländliche Räume vom<br />
Rand in die Mitte der Gesellschaft zu holen und ihr<br />
negatives Image in ein spannendes neues Lebensmodell<br />
zu konvertieren. Das Dorf ist dann nicht mehr<br />
ausschließlich der Ort mühsamer landwirtschaftlicher<br />
Produktion. Es erhält vielmehr Alternativen als vernetzter<br />
Arbeitsort, als gelebtes soziales Netzwerk,<br />
das gleiche Qualitäten wie ein Quartier entwickeln<br />
kann, und als ein spannender Innovationsraum für<br />
eine Lebenswelt, die nicht aus einem Entweder Stadt<br />
oder Land, sondern aus einem "Sowohl-als-auch"<br />
bestehen kann. Es steht nicht mehr für Verzicht und<br />
Defizit, sondern für andere, erweiterte Qualitäten gegenüber<br />
den Möglichkeiten urbaner Räume und wird<br />
damit zu einer individuellen lokalen Alternative zum<br />
Leben in einer globalisierten Welt.