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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Stadt Land Transformation - STATEMENT<br />

die peripheren Räume in OWL deshalb zur Zeit wenig<br />

attraktiv. Ein Blick auf die peripheren Städte und<br />

Gemeinden und auf ihre umliegenden Dörfer, auf<br />

Willebadessen, Höxter, Kalletal, Espelkamp, zeigt das<br />

deutlich. Lediglich Kommunen wie Porta Westfalica,<br />

Oerlinghausen oder Delbrück können aus ihrer Nähe<br />

zu den größeren Städten Impulse ziehen und stehen<br />

deshalb vergleichsweise gut da.<br />

Wenn OWL nun im Rahmen der <strong>Regionale</strong> über<br />

Stadt-Land-Quartiere nachdenkt, helfen die bisherigen<br />

angebotsorientierten Strategien der Stadt- und<br />

Dorfentwicklung in den peripheren Räumen der Region<br />

wahrscheinlich nicht mehr weiter. So wenig wie<br />

eine gewerbliche Nachnutzung aufgelassener Industrieareale<br />

heute noch Innovation sicherstellen kann, so<br />

wenig kann die Neuausweisung von Wohngebieten in<br />

den peripheren Räumen den quantitativen und qualitativen<br />

Verlusten eine glaubhafte Alternative entgegenhalten.<br />

Nur wenn sie gleichermaßen Wohnangebote,<br />

Arbeitsmöglichkeiten und Lebensqualität bieten können,<br />

kann es in Zukunft attraktiv sein, hier zu leben.<br />

Einerseits kommt dabei der regionalen Kooperation<br />

zwischen Stadt und Dorf, zwischen Dorf und Dorf eine<br />

Schlüsselrolle für die Organisation des Raums zu. Andererseits<br />

könnte die Strategie der Konversion, also<br />

einer grundlegenden Neudefinition der ländlichen<br />

Räume, dazu beitragen, Dörfer wieder interessant zu<br />

machen. Was ist für eine solche Strategie notwendig?<br />

Dörfer konvertieren<br />

Wenn Dörfer und kleine Städte ihre Attraktivität als<br />

Lebensmittelpunkt für an urbane Vielfalt gewöhnte<br />

Menschen zurückgewinnen möchten, müssen sie<br />

über ihre eigenen „grünen“ und ruralen Qualitäten<br />

hinaus mindestens einen Teil der Anforderungen<br />

an eine als ubiquitär empfundene Urbanität erfüllen<br />

können. Das wird nur möglich sein, wenn sie sich<br />

neu erfinden, ohne ihre Herkunft zu verleugnen,<br />

wenn sie zugleich Lebensmöglichkeiten in einem<br />

überschaubaren sozialen und räumlichen Gefüge<br />

anbieten können, wenn sie „urban“ werden, ohne<br />

ihre Ruralität zu verlieren.<br />

Urbanität bedeutet im Kontext der Dörfer und Kleinstädte<br />

keine Adaption räumlicher und ökonomischer<br />

Muster größerer Städte, sondern die Chance zur Teilhabe<br />

an kulturellen, sozialen und Bildungsangeboten<br />

sowie Wohn- und Arbeitsmodellen, die einmal in<br />

größeren Städten entwickelt worden sind und bisher<br />

ausschließlich mit ihnen assoziiert werden. Dörfer<br />

brauchen eine neue kulturelle Dimension. Kommunikations-<br />

und Mobilitätstechnologien bieten mehr als<br />

je zuvor die Chance, Dörfer und ländliche Räume vom<br />

Rand in die Mitte der Gesellschaft zu holen und ihr<br />

negatives Image in ein spannendes neues Lebensmodell<br />

zu konvertieren. Das Dorf ist dann nicht mehr<br />

ausschließlich der Ort mühsamer landwirtschaftlicher<br />

Produktion. Es erhält vielmehr Alternativen als vernetzter<br />

Arbeitsort, als gelebtes soziales Netzwerk,<br />

das gleiche Qualitäten wie ein Quartier entwickeln<br />

kann, und als ein spannender Innovationsraum für<br />

eine Lebenswelt, die nicht aus einem Entweder Stadt<br />

oder Land, sondern aus einem "Sowohl-als-auch"<br />

bestehen kann. Es steht nicht mehr für Verzicht und<br />

Defizit, sondern für andere, erweiterte Qualitäten gegenüber<br />

den Möglichkeiten urbaner Räume und wird<br />

damit zu einer individuellen lokalen Alternative zum<br />

Leben in einer globalisierten Welt.

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