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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Stadt Land Transformation - STATEMENT<br />

Landwirtschaftswege können Teile eines neuen<br />

Parktyps werden, der Produktion und Rekreation<br />

verbindet. Die Mikrostruktur des Dorfes, bestehend<br />

aus Wohnhäusern, Ställen, Scheunen, Kirche und<br />

Gemeindehaus sowie der Feldfluren, sind Spuren<br />

einer räumlichen und produktiven Tradition, die ihre<br />

sozioökonomische Relevanz längst verloren hat und<br />

trotzdem deren Identität in die heutige Zeit überführt.<br />

Denn wenn Dorfkonversion erfolgreich sein<br />

möchte, muss sie neben neuen Wohnmöglichkeiten,<br />

neu gedachten Erholungsangeboten auch Chancen<br />

zum Arbeiten bieten. Dafür ist ein zukunftssicherer<br />

Ausbau der Kommunikationstechnologien genauso<br />

essentiell wie eine postfossile, nicht mehr nur<br />

auf den MIV (Motorisierten Individualverkehr) ausgerichtete<br />

regionale Mobilität. Dörfer können besonders<br />

dann zum Lebensmittelpunkt ökonomisch<br />

aktiver Menschen jenseits der großen Städte werden,<br />

wenn Kommunikationsmöglichkeiten die Mobilitätsangebote<br />

ergänzen. Neben den technischen<br />

Voraussetzungen für Heimarbeit können Co-Working-Angebote<br />

den individuellen Arbeitsplatz in der<br />

Stadt durch dezentrale Modelle vernetzten Arbeitens<br />

ersetzen, in denen selbst kreative Wertschöpfungsketten<br />

möglich erscheinen. Schließlich kann in einer<br />

Zeit sinkender Wochen- und Lebensarbeitszeit auch<br />

die klassische Wertschöpfung im ländlichen Raum<br />

durch produktive Landschaften eine Renaissance<br />

erfahren und durch Tourismus und Gesundheitswirtschaft<br />

ergänzt werden.<br />

Prof. Martin Hoelscher<br />

Dipl.-Ing. Stadtplaner Architekt,<br />

Lehrgebiet Städtebau & Stadt- und <strong>Regionale</strong>ntwicklung,<br />

Mitglied <strong>urbanLab</strong><br />

lehrt Städtebau und Stadt- und <strong>Regionale</strong>ntwicklung im Bachelor-Studiengang<br />

Stadtplanung an der Hochschule OWL in Detmold<br />

und im Master Städtebau NRW an der TH Köln. Derzeitig forscht<br />

er zu informellen Prozessen in Lateinamerika, u.a. im Rahmen einer<br />

Gastprofessur an der Universidad de La Salle in Bogotá. Zudem geht<br />

er einer freiberuflichen Tätigkeit als Planer und Gutachter nach.<br />

Die <strong>Regionale</strong> 2022 versteht das Konzept des<br />

Stadt-Land-Quartiers als ein Modell der Integration<br />

urbaner und ländlicher Lebensentwürfe. Im städtischen<br />

Raum gilt es dabei unter anderem darum,<br />

erweiterte Freiraumqualitäten sicherzustellen –<br />

was angesichts expandierender Immobilienmärkte<br />

sicher kein Selbstläufer sein kann. Im ländlichen<br />

Raum wird sich das Modell des Stadt-Land-Quartiers<br />

auch zukünftig eher am „slow“ orientieren und<br />

mit slow housing, slow production, slow leisure und<br />

slow mobility mit dem Leben in der Peripherie assoziierte<br />

Qualitäten aufweisen. Dazu gehört auch die<br />

Möglichkeit einer aktiven Teilhabe und Mitwirkung<br />

an einem kleinteiligen sozialen Gefüge. Räumliche<br />

Konzepte dazu wurden inzwischen vielfach untersucht<br />

(vgl. FARO Architecten 2012). Gleichzeitig<br />

aber ermöglicht das Modell des Stadt-Land-Quartiers<br />

auch, individuelle Lebenskonzepte auszuprobieren,<br />

die multilokal, vielleicht auch temporär, auf<br />

jeden Fall aber flexibel sind. Dorfkonversion bietet<br />

die Chance, genau dafür einen stadträumlichen,<br />

freiräumlichen und sozio-ökonomischen Rahmen<br />

bereitzustellen und ihn in den nächsten Jahren zu<br />

erproben. Sie steht damit für eine denkbare Zukunft<br />

der ländlichen Räume. Es wird spannend sein, diese<br />

Zukunft im UrbanLand Ostwestfalen-Lippe konzeptionell<br />

und räumlich zu konkretisieren.<br />

Prof. Kathrin Volk<br />

Dipl.-Ing. Landschaftsarchitektin,<br />

Lehrgebiet Landschaftsarchitektur & Entwerfen<br />

Mitglied <strong>urbanLab</strong><br />

lehrt an der Hochschule OWL in Detmold und im Master Städtebau<br />

NRW an der TH Köln. Sie ist Mitinitiatorin des Bachelor Studiengangs<br />

Stadtplanung an der Detmolder Schule für Architektur<br />

und Innenarchitektur und vertritt das Lehrgebiet „Landschaftsarchitektur<br />

und Entwerfen“. Sie ist Mitglied des <strong>urbanLab</strong> mit einem<br />

besonderen Interesse an der Frage nach urbanen Lebensstilen<br />

im ländlichen Raum und der Ästhetik des Unvollkommenen. Seit<br />

2016 ist sie Prodekanin der Detmolder Schule für Architektur und<br />

Innenarchitektur für den Bereich Forschung und Internationales.<br />

Dettling (2017): Dem Leben auf dem Land gehört die Zukunft. https://<br />

www.welt.de/debatte/kommentare/article162598346/Dem-Leben-aufdem-Land-gehoert-die-Zukunft.html<br />

(abgerufen am 12.<strong>03</strong>.<strong>2018</strong>).<br />

FARO Architecten (2012): Landschappelijk Wonen. Wageningen 2012<br />

OWL GmbH (2016): Wir gestalten das neue UrbanLand, Bielefeld 2016<br />

Alle Abbildungen sind im WS 2017/18 im Rahmen des Moduls Perspektiven,<br />

Bachelor-Studiengang Stadtplanung, Detmolder Schule für<br />

Architektur und Innenarchitektur, entstanden.

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