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Christine Korus, Stefan Krapp<br />
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Stadt Land Wachstum - STATEMENT<br />
Stadt in der zweiten Reihe?<br />
Die Großstädte in Nordrhein-Westfalen müssen in regionalen Wohnungsmärkten<br />
denken, um prognostizierte Wohnungsbedarfe noch abbilden zu<br />
können. Dadurch ist der „städtische“ Entwicklungsdruck bereits „in der<br />
zweiten Reihe“, also auf den Gemeindegebieten im Umland, angekommen.<br />
Hier stehen die Umlandgemeinden vor der Herausforderung, wie sich<br />
höhere Dichten, soziale und funktionale Mischung – Urbanität – realisieren<br />
lassen, ohne die Identität der Orte aufzugeben.<br />
Abbildung 1: Luftbild Ortslage Roetgen, farbliche Hervorhebung grüner Binnenbereiche (ISL, 2015)<br />
Urbanität als Entwicklungsperspektive im Umland<br />
der Großstädte<br />
Die „zweite Reihe“ muss keine „zweite Wahl“ sein,<br />
sondern kann eine attraktive Alternative zum Leben<br />
in der Großstadt bieten. Das setzt voraus, dass der<br />
Arbeitsplatz und Schulen gut erreichbar bleiben, die<br />
neuen Wohnraumangebote in bestehende Nachbarschaften<br />
integriert sind und das Wohnumfeld darüber<br />
hinaus eine funktionale Mischung bietet. Die<br />
Herausforderung und zugleich Chance, die „Überschwappeffekte“<br />
aus den Großstädten aufzunehmen,<br />
beschränkt sich also nicht nur auf die Erhöhung<br />
des Angebots an vielfältigen Wohnraumangeboten,<br />
sondern umfasst insbesondere auch zukunftsfähige<br />
Konzepte für ein räumliches Nebeneinander von<br />
Wohnen und Arbeiten, für individuelle Mobilität und<br />
intelligenten Gütertransport, vielfältige Bildungseinrichtungen<br />
und soziale Infrastruktur. Wer in der<br />
Großstadt keinen Wohnraum mehr findet, sucht im<br />
Umland Alternativen, die zugleich Alternativen zu<br />
dörflichen Bau- und Nutzungsstrukturen sind.<br />
Das Umland soll aber auch kein Teil der Großstadt<br />
werden. Das expansive Flächenwachstum der Großstädte<br />
an ihren Rändern ist Ende des 20. Jahrhunderts<br />
zunächst ein Phänomen der Industrialisierung<br />
und rund 50 Jahre später der planerischen Idee von<br />
Entlastungsstädten geschuldet. Am Anfang des 21.<br />
Jahrhunderts besteht der Anspruch aus beiden Entwicklungen<br />
die richtigen Schlüsse zu ziehen.<br />
Ein Ansatz ist, die „Überschwappeffekte“ nicht als<br />
Klon der Großstadt rein quantitativ im Umland abzubilden,<br />
sondern umgekehrt aus der Perspektive der<br />
jeweiligen Orte Position zu beziehen, welche Vorteile<br />
durch den urbanen Wachstumsdruck im Vergleich zu<br />
einer Entwicklung aus endogenen Ressourcen und<br />
Potentialen jeweils entstehen können. Die Alleinstellungsmerkmale<br />
der Umlandgemeinden sind als eigene<br />
Qualität gegenüber dem Leben in der Großstadt<br />
und dem Leben auf dem Land herauszuarbeiten.