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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Stadt Land Kooperation - STATEMENT<br />

nicht-städtische bzw. ländliche Quartiere, wenn sie attraktive<br />

Rahmenbedingungen für jeweilige nachgefragte<br />

Lebensstile anbieten. Allein bei diesen Aussagen –<br />

wie bei vielen anderen auch – zeigte sich immer wieder,<br />

wie schwierig Raumbegriffe zu fassen sind und wie deren<br />

Bestimmungen und die Motivlagen der Nutzer sich<br />

kontinuierlich verändern. Also schauten wir uns zudem<br />

grundlegende raumordnende Theorien und Methoden<br />

an und fragten nach deren heutiger Relevanz. Die Thünenschen<br />

Ringe sind zwar nicht mehr auf heutige landwirtschaftliche<br />

Herausforderungen anwendbar, doch<br />

deren ökonomische Betrachtungsgrundlagen können<br />

für ein Verständnis von langfristigen Stadtentwicklungen<br />

herangezogen werden. Gibt es eigentlich Referenzgrößen,<br />

optimale Stadt- oder Regionalpläne, wie<br />

sollten Lebens- oder Wohnorte idealerweise konstruiert<br />

sein? Mit dem Verständnis von Max Webers Idealtypus<br />

und deren Übertragung auf vollzogene Stadtplanungen<br />

lernten wir eine Methodik kennen, die es ermöglicht<br />

real umgesetzte Planungen hinsichtlich ihrer Abweichungen<br />

von den ursprünglichen Zielsetzungen zu bewerten.<br />

Noch heute bestimmt die mehr als 80 Jahre<br />

alte Zentrale-Orte-Theorie von Christaller die deutsche<br />

Raumordnungspolitik. Im neuesten Raumordnungsbericht<br />

der Bundesregierung heißt es allerdings, dass<br />

das zentrale raumordnungspolitische Postulat der „zentralen<br />

Orte“ den heutigen Anforderungen angepasst<br />

werden müsste. Dies gilt insbesondere auch in Bezug<br />

auf tragfähige Siedlungs- und Versorgungsstrukturen<br />

in peripheren Lagen und wie deren langfristige Entwicklungsperspektiven<br />

auch über Stadt-Land-Partnerschaften<br />

beeinflusst werden können.<br />

)) Es zeigte sich, dass auf fast allen<br />

Ebenen regionale Interdependenzen<br />

feststellbar sind, die es<br />

aus interkommunaler bzw. kooperativer<br />

Sicht des Gesamtraums zu<br />

betrachten gilt. ((<br />

es aus interkommunaler bzw. kooperativer Sicht des<br />

Gesamtraums zu betrachten gilt. Zweitens bedarf es<br />

weiterer zusätzlicher methodischer Instrumente, um<br />

Stadt-Land-Partnerschaften analysieren und fundierter<br />

bewerten zu können. Drittens stoßen aggregierte<br />

räumliche Analysen immer wieder an Grenzen, wenn<br />

es gilt dezentrale Entwicklungen in einen regionalen<br />

Kontext einzubinden. Aufgrund dessen könnte in einem<br />

weiteren Semester der Fokus auf einzelne spezifische<br />

Fragestellungen dezentraler Entwicklungen gelegt<br />

werden, um deren Wirkungen innerhalb bestimmter<br />

Quartiere und für die Region zu erkennen.<br />

Diese könnten dann auch als Beiträge aufgefasst<br />

werden, die die aktuelle Diskussion über räumliche<br />

Entwicklungsperspektiven bereichern würden. Unter<br />

der Überschrift „Gleichwertige Lebensverhältnisse<br />

schaffen“ im Kapitel „5. Heimat mit Zukunft“ wird<br />

im aktuellen Koalitionsvertrag der CDU/CSU mit der<br />

SPD deutlich gesagt: „Ein neues gesamtdeutsches<br />

Fördersystem für strukturschwache Regionen, Städte,<br />

Gemeinden und Kreise richtet sich gegen wachsende<br />

Ungleichheit zwischen Städten und Regionen und dient<br />

dem Ziel der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse<br />

in Deutschland.“ Die neue Bundesregierung<br />

möchte dafür mit den Ländern und den kommunalen<br />

Spitzenverbänden eine Kommission „Gleichwertige<br />

Lebensverhältnisse“ einsetzen, die bis Mitte 2019 konkrete<br />

Vorschläge erarbeitet. Sicherlich wäre es denkbar<br />

hier einige Elemente beizusteuern.<br />

Abschließend analysierten wir spezifische Strukturbereiche,<br />

die zukünftige Stadt-Land-Beziehungen beeinflussen.<br />

Zum Beispiel könnte die Versorgungslage von<br />

peripheren Räumen über die neue Mobilitätsform mittels<br />

Zustellungskopter (Dronen) überwunden werden.<br />

Doch dafür sind zwar die technischen Grundlagen, noch<br />

längst jedoch nicht die rechtlichen und verwaltungsgemäßen<br />

Voraussetzungen gegeben. Welche das sind,<br />

wurde aufgezeigt. Auch eine bedarfsgerechte Entwicklung<br />

von Quartieren, sowohl im urbanen als auch im<br />

ländlichen Umfeld könnten Wanderungsbewegungen<br />

verändern. Die Campusentwicklungen und die damit<br />

verbundenen Forschungs- und Transferleistungen liefern<br />

demgegenüber eindeutige Potentiale in das Campusumland.<br />

Allerdings gilt es diese auch zu gestalten,<br />

um optimale allokative Entwicklungen zu induzieren.<br />

Als Fazit lassen sich mindestens drei Aspekte festhalten.<br />

Erstens zeigte sich, dass auf fast allen Ebenen<br />

regionale Interdependenzen feststellbar sind, die<br />

Dr. oec. Klaus Schafmeister<br />

Zukunftsbüro Kreis Lippe<br />

wurde 1959 in Lippe-Detmold geboren und studierte Volkswirtschaftslehre/economics<br />

an den Universitäten in Paderborn und in Urbana-Champaign,<br />

USA. Seinen Doktortitel für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

erhielt er von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Ab 2000 übte er für<br />

verschiedene öffentliche Organisationen in Lippe leitende Tätigkeiten aus,<br />

z.B. Geschäftsführer der Detmold Marketing GmbH, Leiter des Hermannbüro,<br />

der Wirtschaftsförderung des Kreises Lippe und aktuell des Zukunftsbüros<br />

des Kreises Lippe.<br />

OWL GmbH (2016): Wir gestalten das neue UrbanLand, Bielefeld 2016<br />

Abbildung 1 ist im WS 2017/18 im Rahmen des Wahlpflicht-Moduls<br />

Stadt-Land-Partnerschaften, Bachelor-Studiengang Stadtplanung, Detmolder<br />

Schule für Architektur und Innenarchitektur, entstanden.

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