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Stadt Land Kooperation - STATEMENT<br />
nicht-städtische bzw. ländliche Quartiere, wenn sie attraktive<br />
Rahmenbedingungen für jeweilige nachgefragte<br />
Lebensstile anbieten. Allein bei diesen Aussagen –<br />
wie bei vielen anderen auch – zeigte sich immer wieder,<br />
wie schwierig Raumbegriffe zu fassen sind und wie deren<br />
Bestimmungen und die Motivlagen der Nutzer sich<br />
kontinuierlich verändern. Also schauten wir uns zudem<br />
grundlegende raumordnende Theorien und Methoden<br />
an und fragten nach deren heutiger Relevanz. Die Thünenschen<br />
Ringe sind zwar nicht mehr auf heutige landwirtschaftliche<br />
Herausforderungen anwendbar, doch<br />
deren ökonomische Betrachtungsgrundlagen können<br />
für ein Verständnis von langfristigen Stadtentwicklungen<br />
herangezogen werden. Gibt es eigentlich Referenzgrößen,<br />
optimale Stadt- oder Regionalpläne, wie<br />
sollten Lebens- oder Wohnorte idealerweise konstruiert<br />
sein? Mit dem Verständnis von Max Webers Idealtypus<br />
und deren Übertragung auf vollzogene Stadtplanungen<br />
lernten wir eine Methodik kennen, die es ermöglicht<br />
real umgesetzte Planungen hinsichtlich ihrer Abweichungen<br />
von den ursprünglichen Zielsetzungen zu bewerten.<br />
Noch heute bestimmt die mehr als 80 Jahre<br />
alte Zentrale-Orte-Theorie von Christaller die deutsche<br />
Raumordnungspolitik. Im neuesten Raumordnungsbericht<br />
der Bundesregierung heißt es allerdings, dass<br />
das zentrale raumordnungspolitische Postulat der „zentralen<br />
Orte“ den heutigen Anforderungen angepasst<br />
werden müsste. Dies gilt insbesondere auch in Bezug<br />
auf tragfähige Siedlungs- und Versorgungsstrukturen<br />
in peripheren Lagen und wie deren langfristige Entwicklungsperspektiven<br />
auch über Stadt-Land-Partnerschaften<br />
beeinflusst werden können.<br />
)) Es zeigte sich, dass auf fast allen<br />
Ebenen regionale Interdependenzen<br />
feststellbar sind, die es<br />
aus interkommunaler bzw. kooperativer<br />
Sicht des Gesamtraums zu<br />
betrachten gilt. ((<br />
es aus interkommunaler bzw. kooperativer Sicht des<br />
Gesamtraums zu betrachten gilt. Zweitens bedarf es<br />
weiterer zusätzlicher methodischer Instrumente, um<br />
Stadt-Land-Partnerschaften analysieren und fundierter<br />
bewerten zu können. Drittens stoßen aggregierte<br />
räumliche Analysen immer wieder an Grenzen, wenn<br />
es gilt dezentrale Entwicklungen in einen regionalen<br />
Kontext einzubinden. Aufgrund dessen könnte in einem<br />
weiteren Semester der Fokus auf einzelne spezifische<br />
Fragestellungen dezentraler Entwicklungen gelegt<br />
werden, um deren Wirkungen innerhalb bestimmter<br />
Quartiere und für die Region zu erkennen.<br />
Diese könnten dann auch als Beiträge aufgefasst<br />
werden, die die aktuelle Diskussion über räumliche<br />
Entwicklungsperspektiven bereichern würden. Unter<br />
der Überschrift „Gleichwertige Lebensverhältnisse<br />
schaffen“ im Kapitel „5. Heimat mit Zukunft“ wird<br />
im aktuellen Koalitionsvertrag der CDU/CSU mit der<br />
SPD deutlich gesagt: „Ein neues gesamtdeutsches<br />
Fördersystem für strukturschwache Regionen, Städte,<br />
Gemeinden und Kreise richtet sich gegen wachsende<br />
Ungleichheit zwischen Städten und Regionen und dient<br />
dem Ziel der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse<br />
in Deutschland.“ Die neue Bundesregierung<br />
möchte dafür mit den Ländern und den kommunalen<br />
Spitzenverbänden eine Kommission „Gleichwertige<br />
Lebensverhältnisse“ einsetzen, die bis Mitte 2019 konkrete<br />
Vorschläge erarbeitet. Sicherlich wäre es denkbar<br />
hier einige Elemente beizusteuern.<br />
Abschließend analysierten wir spezifische Strukturbereiche,<br />
die zukünftige Stadt-Land-Beziehungen beeinflussen.<br />
Zum Beispiel könnte die Versorgungslage von<br />
peripheren Räumen über die neue Mobilitätsform mittels<br />
Zustellungskopter (Dronen) überwunden werden.<br />
Doch dafür sind zwar die technischen Grundlagen, noch<br />
längst jedoch nicht die rechtlichen und verwaltungsgemäßen<br />
Voraussetzungen gegeben. Welche das sind,<br />
wurde aufgezeigt. Auch eine bedarfsgerechte Entwicklung<br />
von Quartieren, sowohl im urbanen als auch im<br />
ländlichen Umfeld könnten Wanderungsbewegungen<br />
verändern. Die Campusentwicklungen und die damit<br />
verbundenen Forschungs- und Transferleistungen liefern<br />
demgegenüber eindeutige Potentiale in das Campusumland.<br />
Allerdings gilt es diese auch zu gestalten,<br />
um optimale allokative Entwicklungen zu induzieren.<br />
Als Fazit lassen sich mindestens drei Aspekte festhalten.<br />
Erstens zeigte sich, dass auf fast allen Ebenen<br />
regionale Interdependenzen feststellbar sind, die<br />
Dr. oec. Klaus Schafmeister<br />
Zukunftsbüro Kreis Lippe<br />
wurde 1959 in Lippe-Detmold geboren und studierte Volkswirtschaftslehre/economics<br />
an den Universitäten in Paderborn und in Urbana-Champaign,<br />
USA. Seinen Doktortitel für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
erhielt er von der Universität Hohenheim in Stuttgart. Ab 2000 übte er für<br />
verschiedene öffentliche Organisationen in Lippe leitende Tätigkeiten aus,<br />
z.B. Geschäftsführer der Detmold Marketing GmbH, Leiter des Hermannbüro,<br />
der Wirtschaftsförderung des Kreises Lippe und aktuell des Zukunftsbüros<br />
des Kreises Lippe.<br />
OWL GmbH (2016): Wir gestalten das neue UrbanLand, Bielefeld 2016<br />
Abbildung 1 ist im WS 2017/18 im Rahmen des Wahlpflicht-Moduls<br />
Stadt-Land-Partnerschaften, Bachelor-Studiengang Stadtplanung, Detmolder<br />
Schule für Architektur und Innenarchitektur, entstanden.