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Julia Krick<br />
104<br />
Stadt Land Kooperation - STATEMENT<br />
Entwicklung und Modelle von Stadt-Land-Beziehungen<br />
Ein Auszug aus der Masterarbeit „Entwicklung eines dynamischen<br />
Modells von Stadt-Land-Beziehungen am Beispiel von<br />
Ostwestfalen-Lippe“ von Julia Krick<br />
Mit dem Zuschlag zur <strong>Regionale</strong> 2022 „Wir gestalten das neue UrbanLand“<br />
ermöglichen sich für die Region Ostwestfalen-Lippe neue und zukunftsfähige<br />
Entwicklungschancen. Das neue UrbanLand steht für ein Modell<br />
der neuen dynamischen Form der Stadt-Land-Beziehungen, das auch<br />
übertragbar auf andere Regionen sein soll. Entgegen einem ansteigenden<br />
Interesse und einer wachsenden Bedeutung von Stadt-Land-Beziehungen,<br />
bestehen erhebliche Defizite im Wissen über die Wechselwirkungen von<br />
Stadt und Land und ihre Auswirkung auf die nachhaltige Entwicklung von<br />
Regionen (Stead 2002: 301). Aber was sind Stadt-Land-Beziehungen? Was<br />
wird in der Region als Stadt oder Land definiert? Und auf welche Weise<br />
wird die Dynamik zwischen Stadt und Land dargestellt?<br />
Die Darstellung von Beziehungen zwischen Stadt und Land<br />
stellt uns vor eine Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen.<br />
Bereits der Versuch „Stadt“ und „Land“ unabhängig voneinander<br />
zu definieren, stellt eine erste Schwierigkeit dar. Es<br />
wird vorausgesetzt, dass parallel zwei Raumarten existieren,<br />
die durch spezifische Eigenschaften definiert werden können,<br />
sodass die Räume entweder „städtisch“ oder „ländlich“<br />
sind. Doch weder für urbane noch für rurale Räume bestehen<br />
eindeutige Begriffsdefinitionen, die zur Erläuterung der<br />
Beziehung zwischen Stadt und Land herangezogen werden<br />
können. Verschiedene Forschungen in diesem Bereichen<br />
haben gezeigt, dass oft im Zusammenhang ähnliche Faktoren<br />
und Eigenschaften genannt werden, aber keine eindeutigen<br />
Standard-Definitionen für „urban“ und „rural“ vorliegen.<br />
(Stead 2002: 299f) Auffällig ist, dass der Versuch, Stadt und<br />
Land zu definieren, immer auf die Beziehung der beiden<br />
Komponenten zurückführt. Lange Zeit wurden städtische<br />
und urbane Bereiche strikt getrennt voneinander betrachtet,<br />
was besonders durch die Stadtmauern geprägt wurde,<br />
die eine klare physische Trennung zwischen Stadt und Land<br />
darstellten. Auch Bengs und Zonneveld verweisen auf eine<br />
klassische Trennung von Stadt und Land, die sie als „black<br />
and white definition“ beschreiben. Die städtischen Gebiete,<br />
sind demzufolge schwarz und die Restflächen, stellen demzufolge<br />
das „weiße“ Land dar. (Bengs, Zonneveld 2002: 2)<br />
Doch heute wissen wir, dass die Entwicklung von Stadt und<br />
Land funktional eng verflochten ist. Dies zeigt sich dadurch,<br />
dass in den größten Teilen Europas Stadt und Land nicht<br />
mehr klar voneinander abzugrenzen sind und die Versuche,<br />
Stadt und Land zu definieren, immer wieder auf die Beziehung<br />
der beiden Komponenten zurückführen (Keiner 2005:<br />
10). Städtische und ländliche Gebiete unterscheiden sich<br />
zwar in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht<br />
voneinander. Aber der zukünftig wachsende Anpassungsdruck<br />
stellt sowohl ländliche Räume als auch Städte vor<br />
komplexe und nicht unabhängig voneinander zu betrachtende<br />
Herausforderungen. In den Städten und wachsenden<br />
Räumen intensivieren sich Nutzungsinteressen, die durch die<br />
begrenzte Verfügbarkeit von der Ressource Land entstehen.<br />
Die Folgen sind ein verstärkter Nutzungsdruck und damit<br />
einhergehende steigende Boden- und Immobilienpreise.<br />
Dem gegenüber steht der ländliche Raum vor den Herausforderungen<br />
des demografischen und wirtschaftlichen Wandels.<br />
Die Kommunen stehen vor der Aufgabe, die Daseinsvorsorge<br />
und die Lebensqualität der Klein- und Mittelstädte<br />
sowie des ländlichen Raums zu sichern. Die Sicherung des<br />
Umlands ist von besonderer Bedeutung, da dieses als Verund<br />
Entsorger der Städte die Entwicklungsoptionen der<br />
Städte beeinflusst. (BMUB) Aufgrund der unterschiedlichen<br />
Entwicklungsdynamiken der städtischen und ländlichen Gebieten<br />
besteht das Risiko, dass die soziale und wirtschaftliche<br />
Distanz zwischen Stadt und Land in Zukunft noch mehr<br />
zunimmt. Daher besteht die Aufgabe darin, die Verschärfung<br />
der Disparitäten zwischen Stadt und Land zu kontrollieren<br />
und eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes zu<br />
fördern, die einerseits die territorialen Disparitäten verringert<br />
und andererseits eine aufschwingende, ländliche Wirtschaft<br />
vorantreibt und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen<br />
lässt, die die ländlichen Räume dabei unterstützen<br />
den sozioökonomischen Gegebenheiten gerecht zu werden.<br />
(Habersetzer et al 2016: 1)