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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Julia Krick<br />

104<br />

Stadt Land Kooperation - STATEMENT<br />

Entwicklung und Modelle von Stadt-Land-Beziehungen<br />

Ein Auszug aus der Masterarbeit „Entwicklung eines dynamischen<br />

Modells von Stadt-Land-Beziehungen am Beispiel von<br />

Ostwestfalen-Lippe“ von Julia Krick<br />

Mit dem Zuschlag zur <strong>Regionale</strong> 2022 „Wir gestalten das neue UrbanLand“<br />

ermöglichen sich für die Region Ostwestfalen-Lippe neue und zukunftsfähige<br />

Entwicklungschancen. Das neue UrbanLand steht für ein Modell<br />

der neuen dynamischen Form der Stadt-Land-Beziehungen, das auch<br />

übertragbar auf andere Regionen sein soll. Entgegen einem ansteigenden<br />

Interesse und einer wachsenden Bedeutung von Stadt-Land-Beziehungen,<br />

bestehen erhebliche Defizite im Wissen über die Wechselwirkungen von<br />

Stadt und Land und ihre Auswirkung auf die nachhaltige Entwicklung von<br />

Regionen (Stead 2002: 301). Aber was sind Stadt-Land-Beziehungen? Was<br />

wird in der Region als Stadt oder Land definiert? Und auf welche Weise<br />

wird die Dynamik zwischen Stadt und Land dargestellt?<br />

Die Darstellung von Beziehungen zwischen Stadt und Land<br />

stellt uns vor eine Vielzahl unterschiedlicher Herausforderungen.<br />

Bereits der Versuch „Stadt“ und „Land“ unabhängig voneinander<br />

zu definieren, stellt eine erste Schwierigkeit dar. Es<br />

wird vorausgesetzt, dass parallel zwei Raumarten existieren,<br />

die durch spezifische Eigenschaften definiert werden können,<br />

sodass die Räume entweder „städtisch“ oder „ländlich“<br />

sind. Doch weder für urbane noch für rurale Räume bestehen<br />

eindeutige Begriffsdefinitionen, die zur Erläuterung der<br />

Beziehung zwischen Stadt und Land herangezogen werden<br />

können. Verschiedene Forschungen in diesem Bereichen<br />

haben gezeigt, dass oft im Zusammenhang ähnliche Faktoren<br />

und Eigenschaften genannt werden, aber keine eindeutigen<br />

Standard-Definitionen für „urban“ und „rural“ vorliegen.<br />

(Stead 2002: 299f) Auffällig ist, dass der Versuch, Stadt und<br />

Land zu definieren, immer auf die Beziehung der beiden<br />

Komponenten zurückführt. Lange Zeit wurden städtische<br />

und urbane Bereiche strikt getrennt voneinander betrachtet,<br />

was besonders durch die Stadtmauern geprägt wurde,<br />

die eine klare physische Trennung zwischen Stadt und Land<br />

darstellten. Auch Bengs und Zonneveld verweisen auf eine<br />

klassische Trennung von Stadt und Land, die sie als „black<br />

and white definition“ beschreiben. Die städtischen Gebiete,<br />

sind demzufolge schwarz und die Restflächen, stellen demzufolge<br />

das „weiße“ Land dar. (Bengs, Zonneveld 2002: 2)<br />

Doch heute wissen wir, dass die Entwicklung von Stadt und<br />

Land funktional eng verflochten ist. Dies zeigt sich dadurch,<br />

dass in den größten Teilen Europas Stadt und Land nicht<br />

mehr klar voneinander abzugrenzen sind und die Versuche,<br />

Stadt und Land zu definieren, immer wieder auf die Beziehung<br />

der beiden Komponenten zurückführen (Keiner 2005:<br />

10). Städtische und ländliche Gebiete unterscheiden sich<br />

zwar in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht<br />

voneinander. Aber der zukünftig wachsende Anpassungsdruck<br />

stellt sowohl ländliche Räume als auch Städte vor<br />

komplexe und nicht unabhängig voneinander zu betrachtende<br />

Herausforderungen. In den Städten und wachsenden<br />

Räumen intensivieren sich Nutzungsinteressen, die durch die<br />

begrenzte Verfügbarkeit von der Ressource Land entstehen.<br />

Die Folgen sind ein verstärkter Nutzungsdruck und damit<br />

einhergehende steigende Boden- und Immobilienpreise.<br />

Dem gegenüber steht der ländliche Raum vor den Herausforderungen<br />

des demografischen und wirtschaftlichen Wandels.<br />

Die Kommunen stehen vor der Aufgabe, die Daseinsvorsorge<br />

und die Lebensqualität der Klein- und Mittelstädte<br />

sowie des ländlichen Raums zu sichern. Die Sicherung des<br />

Umlands ist von besonderer Bedeutung, da dieses als Verund<br />

Entsorger der Städte die Entwicklungsoptionen der<br />

Städte beeinflusst. (BMUB) Aufgrund der unterschiedlichen<br />

Entwicklungsdynamiken der städtischen und ländlichen Gebieten<br />

besteht das Risiko, dass die soziale und wirtschaftliche<br />

Distanz zwischen Stadt und Land in Zukunft noch mehr<br />

zunimmt. Daher besteht die Aufgabe darin, die Verschärfung<br />

der Disparitäten zwischen Stadt und Land zu kontrollieren<br />

und eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes zu<br />

fördern, die einerseits die territorialen Disparitäten verringert<br />

und andererseits eine aufschwingende, ländliche Wirtschaft<br />

vorantreibt und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten entstehen<br />

lässt, die die ländlichen Räume dabei unterstützen<br />

den sozioökonomischen Gegebenheiten gerecht zu werden.<br />

(Habersetzer et al 2016: 1)

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