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Stadt Land Transformation - STATEMENT<br />
IT: Nachdem die Digitalisierung in vielen Lebensbereichen<br />
etabliert wird, gilt es aus Sicht der IT, eine Art<br />
Baukastenarchitektur zu entwickeln, die drei wesentlichen<br />
Nutzergruppen ansprechen soll. Die Kunden, als<br />
erste Nutzergruppe setzen sich zunehmend heterogen<br />
zusammen. Dennoch haben sie grundsätzliche, gemeinsame<br />
Bedarfskriterien: sie wollen einfache und<br />
flexible Lösungen, eine hohe Warenverfügbarkeit und<br />
Transparenz auf der einen sowie den größtmöglichen<br />
Datenschutz auf der anderen Seite. Die zweite Gruppe<br />
Händler verfolgt im Wesentlichen zwei gemeinsame<br />
Anforderungen: zum einen möchten sie den Schutz<br />
von Geschäftsgeheimnissen gewahrt wissen. Zum<br />
anderen stehen nach wie vor viele Händler vor der<br />
Herausforderung einer Einbindung ihres Warenwirtschaftssystems<br />
in die digitale Infrastruktur. Zwischen<br />
Kunde und Händler gibt es diverse Schnittstellen. Die<br />
Schnittstelle Logistik steht bei der Entwicklung zukunftsfähiger<br />
Lösungskonzepte derzeit besonders im<br />
Fokus. Sie sieht sich vor allem kurzfristigen Problemen<br />
bzgl. effizienter und schneller Lieferungsmöglichkeiten<br />
ausgesetzt. Daher ist eine Aufgabe der IT, die<br />
digitale Infrastruktur für neue Konzepte zu liefern, die<br />
beispielsweise Sammellieferungen oder Sharing Konzepte<br />
ermöglichen bzw. vereinfachen.<br />
Logistik: Eine nachhaltige Verkehrsnutzung durch<br />
E-Fahrzeuge oder Sharing-Konzepte wird im Individual-<br />
und vor allem Transportverkehr unerlässlich. Dies<br />
betrifft insbesondere die Zentren größerer Städte,<br />
wo die Umweltbelastung bereits kritische Werte erreicht<br />
hat und Platzmangel zum Verdrängungswettbewerb<br />
führt. Neue Logistikkonzepte, insbesondere im<br />
Last-Mile-Bereich sind dementsprechend in hohem<br />
Maße vom Grad der Urbanisierung abhängig. Während<br />
Versuche zum Einsatz von Drohnen und Robotern<br />
eher in Innenstädten zu finden sind, bieten sich<br />
Lastenräder und Sharing-Konzepte bzw. Sammellieferungen<br />
auch in kleineren Städten und Gemeinden an.<br />
Zunehmend werden Konzepte für autofreie Quartiere<br />
getestet. Neben der Nachhaltigkeit spielt auch hier<br />
die Flexibilisierung eine entscheidende Rolle.<br />
)) Logistische Lösungen müssen<br />
sich in den Alltag integrieren<br />
lassen bzw. diesen erleichtern,<br />
erst dann kann beispielsweise<br />
der Besuch des Zentrums zum<br />
Abholen online bestellter Ware<br />
attraktiv sein. ((<br />
Eine große Herausforderung ist in dem Zusammenhang<br />
die Implementierung stadtzentraler Logistik-Depots.<br />
Hier ist eine Zusammenarbeit der relevanten<br />
Akteure wie z.B. Immobilieneigentümer, Geschäftsbetreiber<br />
und Stadtplaner von wesentlicher Bedeutung.<br />
Ein lokaler Online-Marktplatz – mehr als „nur“<br />
(Online-) Handel?<br />
Als Praxisbeispiel eines integrierten Ansatzes hat<br />
sich in den letzten sechs Jahren eine Vielzahl sogenannter<br />
lokaler Online-Marktplätze herausgebildet.<br />
Der Unterschied zu Amazon & Co. liegt in der Standortbezogenheit<br />
der Online-Plattformen. Sie bringen<br />
stationäre Geschäfte eines bestimmten Raumes,<br />
beispielsweise Kommune, Quartier oder Region, gemeinsam<br />
auf einer Plattform online. Ziel ist zunächst,<br />
die Sichtbarkeit der Geschäfte durch eine Vernetzung<br />
und gemeinsame Werbung zu stärken. Einige Plattformen<br />
bieten Händlern außerdem die Möglichkeit,<br />
online Absatz zu generieren oder bieten erweiterte,<br />
raumbezogene Informationen wie einen Eventkalender<br />
etc. an. Die räumliche Verteilung der Plattformen<br />
zeigt, dass diese sich insbesondere in europäischen<br />
Ländern herausbilden, speziell in Deutschland bzw.<br />
dem deutschsprachigen Raum. Die Ausprägung der<br />
Plattformen unterscheidet sich auch nach Stadtgröße<br />
und lässt sich überall da feststellen, wo der mittelständische,<br />
inhabergeführte Einzelhandel besonders<br />
stark ausgebildet ist. Es befinden sich entsprechend<br />
insbesondere kleine inhabergeführte Geschäfte auf<br />
den Plattformen, während der filialisierte Einzelhandel<br />
häufig eine Randerscheinung darstellt.<br />
In einer Studie zum Thema „Chancen und Herausforderungen<br />
lokaler Online-Marktplätze“ im Rahmen des<br />
Forschungsprojektes SURTRADE, hat das Institut für<br />
Stadtentwicklung und Bauwirtschaft an der Universität<br />
Leipzig eine „Mixed-Method“ Analyse durchgeführt.<br />
In der quantitativen Analyse wurden 95 Plattformen<br />
ermittelt, die bestimmte Grundfunktionen eines lokalen<br />
Online-Marktplatzes aufweisen. 42 Plattformen<br />
wurden in einem Steckbrief näher analysiert. Schließlich<br />
wurden acht Plattformen als besonders aussagekräftig<br />
identifiziert. In einer qualitativen Analyse wurden<br />
daraus neun Experteninterviews mit kommunalen<br />
Vertretern und Plattformbetreibern geführt.<br />
Eine wesentliche Erkenntnis der Studie ist, dass sich<br />
viele Plattformen ausschließlich auf Handel spezialisiert<br />
haben. Sie bieten meist spezifische digitale Services für<br />
Händler an, sei es die Einbindung in Social-Media-Kanäle<br />
oder die Bereitstellung logistischer Lösungen. Hier<br />
sei speziell die Plattform „Lokaso in Siegen“ genannt. Mit<br />
Lokaso können Kunden ihre Ware ohne Versandkosten<br />
nach Hause geliefert bekommen, meist sogar mit „Same<br />
Day Delivery“. Damit sind die Betreiber besser aufgestellt<br />
als die meisten Plattformen, die logistische Lösungen<br />
an Endkunden anbieten. Lokaso schafft auch eine<br />
Möglichkeit der Daseinsvorsorge, durch die Belieferung<br />
von kleineren Orten im Umkreis Siegens. Eine weitere<br />
Stärke ist das breite Angebot auf Lokaso, welches vom<br />
tradierten inhabergeführten Einzelhändler bis hin zum<br />
Supermarkt unterschiedliche Marktsegmente bedient.<br />
Neben lokalen, vornehmlich Handels-Plattformen wie<br />
Lokaso, gibt es auch Ansätze, die sich mit Stadtzentren<br />
oder -vierteln im gesamten Kontext der Entwicklung bzw.<br />
des Angebots beschäftigen. Das Beispiel „imGrätzl“ aus