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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Stadt Land Transformation - STATEMENT<br />

IT: Nachdem die Digitalisierung in vielen Lebensbereichen<br />

etabliert wird, gilt es aus Sicht der IT, eine Art<br />

Baukastenarchitektur zu entwickeln, die drei wesentlichen<br />

Nutzergruppen ansprechen soll. Die Kunden, als<br />

erste Nutzergruppe setzen sich zunehmend heterogen<br />

zusammen. Dennoch haben sie grundsätzliche, gemeinsame<br />

Bedarfskriterien: sie wollen einfache und<br />

flexible Lösungen, eine hohe Warenverfügbarkeit und<br />

Transparenz auf der einen sowie den größtmöglichen<br />

Datenschutz auf der anderen Seite. Die zweite Gruppe<br />

Händler verfolgt im Wesentlichen zwei gemeinsame<br />

Anforderungen: zum einen möchten sie den Schutz<br />

von Geschäftsgeheimnissen gewahrt wissen. Zum<br />

anderen stehen nach wie vor viele Händler vor der<br />

Herausforderung einer Einbindung ihres Warenwirtschaftssystems<br />

in die digitale Infrastruktur. Zwischen<br />

Kunde und Händler gibt es diverse Schnittstellen. Die<br />

Schnittstelle Logistik steht bei der Entwicklung zukunftsfähiger<br />

Lösungskonzepte derzeit besonders im<br />

Fokus. Sie sieht sich vor allem kurzfristigen Problemen<br />

bzgl. effizienter und schneller Lieferungsmöglichkeiten<br />

ausgesetzt. Daher ist eine Aufgabe der IT, die<br />

digitale Infrastruktur für neue Konzepte zu liefern, die<br />

beispielsweise Sammellieferungen oder Sharing Konzepte<br />

ermöglichen bzw. vereinfachen.<br />

Logistik: Eine nachhaltige Verkehrsnutzung durch<br />

E-Fahrzeuge oder Sharing-Konzepte wird im Individual-<br />

und vor allem Transportverkehr unerlässlich. Dies<br />

betrifft insbesondere die Zentren größerer Städte,<br />

wo die Umweltbelastung bereits kritische Werte erreicht<br />

hat und Platzmangel zum Verdrängungswettbewerb<br />

führt. Neue Logistikkonzepte, insbesondere im<br />

Last-Mile-Bereich sind dementsprechend in hohem<br />

Maße vom Grad der Urbanisierung abhängig. Während<br />

Versuche zum Einsatz von Drohnen und Robotern<br />

eher in Innenstädten zu finden sind, bieten sich<br />

Lastenräder und Sharing-Konzepte bzw. Sammellieferungen<br />

auch in kleineren Städten und Gemeinden an.<br />

Zunehmend werden Konzepte für autofreie Quartiere<br />

getestet. Neben der Nachhaltigkeit spielt auch hier<br />

die Flexibilisierung eine entscheidende Rolle.<br />

)) Logistische Lösungen müssen<br />

sich in den Alltag integrieren<br />

lassen bzw. diesen erleichtern,<br />

erst dann kann beispielsweise<br />

der Besuch des Zentrums zum<br />

Abholen online bestellter Ware<br />

attraktiv sein. ((<br />

Eine große Herausforderung ist in dem Zusammenhang<br />

die Implementierung stadtzentraler Logistik-Depots.<br />

Hier ist eine Zusammenarbeit der relevanten<br />

Akteure wie z.B. Immobilieneigentümer, Geschäftsbetreiber<br />

und Stadtplaner von wesentlicher Bedeutung.<br />

Ein lokaler Online-Marktplatz – mehr als „nur“<br />

(Online-) Handel?<br />

Als Praxisbeispiel eines integrierten Ansatzes hat<br />

sich in den letzten sechs Jahren eine Vielzahl sogenannter<br />

lokaler Online-Marktplätze herausgebildet.<br />

Der Unterschied zu Amazon & Co. liegt in der Standortbezogenheit<br />

der Online-Plattformen. Sie bringen<br />

stationäre Geschäfte eines bestimmten Raumes,<br />

beispielsweise Kommune, Quartier oder Region, gemeinsam<br />

auf einer Plattform online. Ziel ist zunächst,<br />

die Sichtbarkeit der Geschäfte durch eine Vernetzung<br />

und gemeinsame Werbung zu stärken. Einige Plattformen<br />

bieten Händlern außerdem die Möglichkeit,<br />

online Absatz zu generieren oder bieten erweiterte,<br />

raumbezogene Informationen wie einen Eventkalender<br />

etc. an. Die räumliche Verteilung der Plattformen<br />

zeigt, dass diese sich insbesondere in europäischen<br />

Ländern herausbilden, speziell in Deutschland bzw.<br />

dem deutschsprachigen Raum. Die Ausprägung der<br />

Plattformen unterscheidet sich auch nach Stadtgröße<br />

und lässt sich überall da feststellen, wo der mittelständische,<br />

inhabergeführte Einzelhandel besonders<br />

stark ausgebildet ist. Es befinden sich entsprechend<br />

insbesondere kleine inhabergeführte Geschäfte auf<br />

den Plattformen, während der filialisierte Einzelhandel<br />

häufig eine Randerscheinung darstellt.<br />

In einer Studie zum Thema „Chancen und Herausforderungen<br />

lokaler Online-Marktplätze“ im Rahmen des<br />

Forschungsprojektes SURTRADE, hat das Institut für<br />

Stadtentwicklung und Bauwirtschaft an der Universität<br />

Leipzig eine „Mixed-Method“ Analyse durchgeführt.<br />

In der quantitativen Analyse wurden 95 Plattformen<br />

ermittelt, die bestimmte Grundfunktionen eines lokalen<br />

Online-Marktplatzes aufweisen. 42 Plattformen<br />

wurden in einem Steckbrief näher analysiert. Schließlich<br />

wurden acht Plattformen als besonders aussagekräftig<br />

identifiziert. In einer qualitativen Analyse wurden<br />

daraus neun Experteninterviews mit kommunalen<br />

Vertretern und Plattformbetreibern geführt.<br />

Eine wesentliche Erkenntnis der Studie ist, dass sich<br />

viele Plattformen ausschließlich auf Handel spezialisiert<br />

haben. Sie bieten meist spezifische digitale Services für<br />

Händler an, sei es die Einbindung in Social-Media-Kanäle<br />

oder die Bereitstellung logistischer Lösungen. Hier<br />

sei speziell die Plattform „Lokaso in Siegen“ genannt. Mit<br />

Lokaso können Kunden ihre Ware ohne Versandkosten<br />

nach Hause geliefert bekommen, meist sogar mit „Same<br />

Day Delivery“. Damit sind die Betreiber besser aufgestellt<br />

als die meisten Plattformen, die logistische Lösungen<br />

an Endkunden anbieten. Lokaso schafft auch eine<br />

Möglichkeit der Daseinsvorsorge, durch die Belieferung<br />

von kleineren Orten im Umkreis Siegens. Eine weitere<br />

Stärke ist das breite Angebot auf Lokaso, welches vom<br />

tradierten inhabergeführten Einzelhändler bis hin zum<br />

Supermarkt unterschiedliche Marktsegmente bedient.<br />

Neben lokalen, vornehmlich Handels-Plattformen wie<br />

Lokaso, gibt es auch Ansätze, die sich mit Stadtzentren<br />

oder -vierteln im gesamten Kontext der Entwicklung bzw.<br />

des Angebots beschäftigen. Das Beispiel „imGrätzl“ aus

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