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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Tim Kähler: Die Mobilität ist eine der wichtigsten Fragen<br />

für die Zukunft im Kontext dieser Regiopole. Jedes<br />

Dorf kann sich rundum Bielefeld definieren und einen<br />

Wall um sich herum ziehen oder man akzeptiert, die bestehenden<br />

Pendlerbeziehungen. Da gibt es mehr Beziehungen<br />

zwischen den Orten, als man es vielleicht lange<br />

politisch hat artikulieren wollen. Wenn ich jetzt in die<br />

Stadt Herford gucke, in der ich jetzt etwas mehr als drei<br />

Jahre Bürgermeister bin, habe ich eine nicht akzeptable<br />

Vernetzung zwischen dem Busverkehr und der Schiene,<br />

warum auch immer. Ich habe zehn Jahre lang in Bielefeld<br />

gearbeitet und ich bin de facto zu Fuß schneller am<br />

Bahnhof gewesen, als mit dem Bus. Das sagt eigentlich<br />

alles. Es ist aber eine sehr schwierige Diskussion, wenn<br />

man den Menschen erklären muss, dass ein Marktplatz,<br />

als Verkehrsumsteigeplatz neben einem Hauptbahnhof,<br />

fraglich ist. Das diskutieren wir im Rat. Ein neues Quartier<br />

muss mobilitätstechnisch so angebunden sein, dass<br />

die Nutzung des Busses schneller, als das eigene Auto<br />

ist. Gleichzeitig haben wir nach wie vor in der Planung,<br />

die Landstraße zwischen Bielefeld und Herford vierspurig<br />

auszubauen. Ich sage, lasst das sein. Lasst uns lieber<br />

einen Radschnellweg definieren, lasst uns ÖPNV-Strukturen<br />

definieren und lasst uns da das Geld investieren.<br />

Bürgermeister Tim Kähler, Stadt Herford:<br />

)) Die Mobilität ist eine der wichtigsten<br />

Fragen für die Zukunft<br />

im Kontext dieser Regiopole.<br />

Jedes Dorf kann sich rundum<br />

Bielefeld definieren und einen<br />

Wall um sich herum ziehen<br />

oder man akzeptiert die bestehenden<br />

Pendlerbeziehungen.<br />

Da gibt es mehr Beziehungen<br />

zwischen den Orten, als man<br />

es vielleicht lange politisch hat<br />

artikulieren wollen. ((<br />

Bis vor Kurzem gab es kein gemeinsames Commitment<br />

über einen Radschnellweg zwischen Gütersloh, Bielefeld<br />

und Herford. Das hat sich geändert. Wir werden<br />

das jetzt gemeinsam beantragen und wollen gucken,<br />

ob man da eine Querachse als Entwicklungsachse definieren<br />

kann. Das war vor zwei Jahren nicht möglich.<br />

Ganz konkret ziehen z.B. viele Menschen nach Herford-Elverdissen,<br />

weil es günstiger ist, dort zu wohnen<br />

und zu bauen. Gleichzeitig endet die Stadtbahnlinie<br />

von Bielefeld direkt an der Stadtgrenze. Was da getan<br />

werden muss, kann ich mit Händen greifen, wenn man<br />

über Entwicklungsachsen einer Regiopole nachdenkt.<br />

Unterm Strich sparen alle Ressourcen und wir steigern<br />

die Lebensqualität. Das ist, was wir wollen.<br />

Moderatorin Petra Voßebürger: Frau Dr. Dittrich-<br />

Wesbuer, Sie beschäftigen sich in Forschungsprojekten<br />

mit der nachhaltigen Entwicklung beim ILS.<br />

Welche Voraussetzungen erhöhen Ihrer Meinung nach<br />

die Chancen für erfolgreiches Kooperieren?<br />

Dr. Andrea Dittrich-Wesbuer: Wir haben sehr unterschiedliche<br />

Kooperationen, das ist hier auch schon<br />

angeklungen. Das fing an mit regionalisierter Strukturpolitik,<br />

über die <strong>Regionale</strong>, bis hin zu Zweckverbänden.<br />

Was ich wichitg finde ist, dass man sich traut, Region<br />

auch immer wieder neu zu definieren. Das ist eine<br />

große Schwierigkeit. Aber es hat sich bewährt, wenn<br />

Kooperationen über administrative Zusammenhänge<br />

hinausgehen und nicht nur das Einzugsgebiet der Regionalplanung<br />

beachten. Die müssen sich themenspezifisch<br />

immer wieder neugründen. Da kann man natürlich<br />

sagen, das ist völlig unübersichtlich und letztlich<br />

konkurrieren alle. Ich habe aber doch zumindest für<br />

Nordrhein-Westfalen das Gefühl, dass sich da auf Dauer<br />

gute Beispiele für sich verfestigende Kooperationen<br />

finden.<br />

Auch die Region Düsseldorf ist ein gutes Beispiel.<br />

Da hat sich die Regionalplanung auch ganz stark als<br />

Moderator in der Kooperation „in und um Düsseldorf“<br />

verstanden, so hieß das damals. Das ist jetzt in anderen<br />

Kooperationen aufgegangen. Für uns, als außenstehende<br />

Betrachter, ist besonders wichtig: Vielfalt in<br />

der Kooperation und ein langer Atem. Aber auch die<br />

Beteiligung der formellen Planungsebene, die es in<br />

Nordrhein-Westfalen gibt, ist sehr wichtig. Wir haben<br />

eine Regionalplanung und die muss man mitnehmen.<br />

Natürlich haben wir im Moment Wachstumsschmerzen.<br />

Wir haben in Teilen aber auch nach wie vor Schrumpfungsschmerzen,<br />

selbst in wachsenden Regionen. Das<br />

absolute Bevölkerungswachstum, das jetzt so stark diskutiert<br />

wird, wird von sehr speziellen Gruppen getragen.<br />

Inzwischen merken die Städte, dass die Bevölkerungsprognosen<br />

nicht ganz zutreffend sind. Aber bevor Sie<br />

jetzt die falschen Schlussfolgerungen ziehen - das hat<br />

noch nichts unmittelbar mit dem Wohnraum zu tun. Der<br />

Wohnraum ist nicht 1:1 an die Einwohnerzahl gekoppelt.<br />

Da gibt es natürlich noch andere Treiber. Wir haben also<br />

sicher weiter eine Positiv-Entwicklung in der Nachfrage.<br />

Und wir haben möglicherweise neue Entwicklungen, wie<br />

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Stadt Land Wachstum - NRW.Symposium 2017

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