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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Dr. Anke Valentin, Wissenschaftsladen Bonn:<br />

)) Mit Grün im Umfeld fühlt man sich<br />

einfach besser. Diesbezüglich gibt<br />

es ja unzählige Studien. Trotzdem<br />

gibt es bestehende Vorschriften<br />

zur Dachbegrünung, die aber in<br />

den meisten Städten nicht eingelöst<br />

werden oder es gibt furchtbar<br />

einfallsloses Gemeinschaftsgrün. ((<br />

dass ein fünfstöckiges Haus keine Alternative für den<br />

Traum vom eigenen Einfamilienhaus ist. Da habe ich<br />

auch vollstes Verständnis. Wofür ich weniger Verständnis<br />

habe ist, wenn beim Begrünungspotenzial nicht<br />

mehr Chancen wahrgenommen werden. Bei den Entwürfen<br />

dieses Wettbewerbs spielen alle mit Grün. Diese<br />

Qualität wird also wahrgenommen. Mit Grün im Umfeld<br />

fühlt man sich einfach besser. Diesbezüglich gibt es ja<br />

unzählige Studien. Trotzdem gibt es bestehende Vorschriften<br />

zur Dachbegrünung, die aber in den meisten<br />

Städten nicht eingelöst werden oder es gibt furchtbar<br />

einfallsloses Gemeinschaftsgrün. Mit verschiedenen<br />

Wohnungsbaugesellschaften gehen wir auch gerade<br />

der Frage nach, wie gemeinsam mit den Mietern dieses<br />

Gemeinschaftsgrün besser gestaltet werden kann, damit<br />

es auch angenommen wird. Es gibt viele Konzepte<br />

und die versuchen wir in kleinem Maßstab umzusetzen.<br />

Wenn ich jetzt sage, dass wir mit Wohnungsbaugesellschaften<br />

zusammenarbeiten, sind das ganz, ganz kleine<br />

Flächen. Das ist der Bereich zwischen zwei Wohnblöcken.<br />

Auf kommunaler Ebene oder in der Regionalplanung<br />

ist man gleich bei viel größeren Dimensionen. Im<br />

Entwurf kann man eine wunderschöne grüne Achse<br />

planen, aber auch die kleinen Dimensionen darf man<br />

nicht vergessen, weil man da die Chance hat Bewohnerinnen<br />

und Bewohner mitzunehmen.<br />

Moderatorin Petra Voßebürger: Herr Raetz, Sie haben<br />

im Rat einen Beschluss gefasst, dass man nur auf<br />

der grünen Wiese bauen darf, wenn gleichzeitig im inneren<br />

Bestand etwas gemacht wird. Wie kam es dazu?<br />

Stefan Raetz: Das ist mir nach wie vor sehr wichtig,<br />

denn wir machen es uns manchmal zu einfach. Wir weisen<br />

neue Baugebiete auf der grünen Wiese aus, solange<br />

es geht und vergessen dann unseren Bestand aus<br />

den 50er, 60er und auch 70er Jahren. Bei uns steht<br />

fest, wenn wir etwas am Rand machen, dann machen<br />

wir auch etwas im Bestand. Unsere Stadt ist sehr kreisförmig<br />

ohne große Auswüchse gewachsen, aber diese<br />

Prämisse gilt immer. Machen wir uns nichts vor - die<br />

Hälfte potenzieller Interessenten kommt aus der eigenen<br />

Gemeinde. Es könnten Bürgerinnen und Bürger<br />

von Innen nach Außen ziehen, wenn wir am Rand etwas<br />

attraktives ermöglichen. Der Bestand ist dann schwieriger<br />

in eine Nachnutzung zu bringen. Deswegen wird<br />

das immer zusammen gedacht. Wir haben zum Beispiel<br />

auch schon Konzepte bei den Bungalow-Siedlungen<br />

realisiert und diese Bauten um ein Geschoss aufgestockt.<br />

So werden diese auch für junge Familien wieder<br />

interessanter.<br />

Bei unseren relativ einfach gestrickten Bebauungsplänen<br />

gehören dann immer auch Baugestaltungshandbücher<br />

dazu. Das haben wir früh im Rahmen einer städtebaulichen<br />

Entwicklungsmaßnahme begonnen. Wir sind<br />

da auch stark im Thema Grün und Dachbegrünung und<br />

zum Beispiel bei nachhaltigen Baustoffen. Eine höhere<br />

Dichte wird bei diesen Gebieten positiv bewertet.<br />

Moderatorin Petra Voßebürger: Wenn man die Süddeutsche<br />

Zeitung aufschlägt, Frau Schilde, dann sieht<br />

man eigentlich immer die schönen Beispiele von<br />

Münchener Quartieren im Luxus-Segment. Wie sieht<br />

Qualität im geförderten Wohnungsbau für Familien mit<br />

weniger Geld aus?<br />

Karla Schilde: In München haben wir zum Glück die<br />

Situation, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

nicht versilbert wurden, als man dachte, dass<br />

Kommunen sich nicht mehr um diese Themen kümmern<br />

müssten wegen entlastender Schrumpfungsphasen.<br />

Nichts desto trotz fallen auch diese Wohnungen nach<br />

und nach aus der Bindung. Unsere Wohnungsbaugesellschaften<br />

haben also die große Herausforderung, bei<br />

einem sehr dicht bebauten Stadtkörper weitere Ressourcen<br />

für neuen sozialen Wohnungsbau zu finden. Es<br />

bestehen natürlich gleiche Qualitätskriterien, wie beim<br />

freifinanzierten Wohnungsbau hinsichtlich des Grünflächenanteils,<br />

der Wärmedämmung, der Bautechnik und<br />

so weiter, die den Wohnungsbaugesellschaften, gerade<br />

wegen des hohen Einstiegspreises für den Boden,<br />

Mühe machen. Es ist heute keine einfache Aufgabe,<br />

kostengünstig zu bauen, egal ob in Bayern oder in Nordrhein-Westfalen.<br />

Es muss unter anderem beim Vergaberecht<br />

eine Vereinfachung her, um in diesem Segment<br />

etwas anbieten zu können. Im Umland ist es zum Teil so,<br />

dass dort bestehende kommunale Wohnungsunternehmen<br />

abgewickelt wurden, weil es keine Flächen für sie<br />

gab. Das ist tragisch, weil man diese jetzt gut gebrauchen<br />

könnte.<br />

Aber wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen: In<br />

den 70er/80er Jahren hat eine unserer Wohnungsbau-<br />

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Stadt Land Wachstum - NRW.Symposium 2017

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