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Dr. Anke Valentin, Wissenschaftsladen Bonn:<br />
)) Mit Grün im Umfeld fühlt man sich<br />
einfach besser. Diesbezüglich gibt<br />
es ja unzählige Studien. Trotzdem<br />
gibt es bestehende Vorschriften<br />
zur Dachbegrünung, die aber in<br />
den meisten Städten nicht eingelöst<br />
werden oder es gibt furchtbar<br />
einfallsloses Gemeinschaftsgrün. ((<br />
dass ein fünfstöckiges Haus keine Alternative für den<br />
Traum vom eigenen Einfamilienhaus ist. Da habe ich<br />
auch vollstes Verständnis. Wofür ich weniger Verständnis<br />
habe ist, wenn beim Begrünungspotenzial nicht<br />
mehr Chancen wahrgenommen werden. Bei den Entwürfen<br />
dieses Wettbewerbs spielen alle mit Grün. Diese<br />
Qualität wird also wahrgenommen. Mit Grün im Umfeld<br />
fühlt man sich einfach besser. Diesbezüglich gibt es ja<br />
unzählige Studien. Trotzdem gibt es bestehende Vorschriften<br />
zur Dachbegrünung, die aber in den meisten<br />
Städten nicht eingelöst werden oder es gibt furchtbar<br />
einfallsloses Gemeinschaftsgrün. Mit verschiedenen<br />
Wohnungsbaugesellschaften gehen wir auch gerade<br />
der Frage nach, wie gemeinsam mit den Mietern dieses<br />
Gemeinschaftsgrün besser gestaltet werden kann, damit<br />
es auch angenommen wird. Es gibt viele Konzepte<br />
und die versuchen wir in kleinem Maßstab umzusetzen.<br />
Wenn ich jetzt sage, dass wir mit Wohnungsbaugesellschaften<br />
zusammenarbeiten, sind das ganz, ganz kleine<br />
Flächen. Das ist der Bereich zwischen zwei Wohnblöcken.<br />
Auf kommunaler Ebene oder in der Regionalplanung<br />
ist man gleich bei viel größeren Dimensionen. Im<br />
Entwurf kann man eine wunderschöne grüne Achse<br />
planen, aber auch die kleinen Dimensionen darf man<br />
nicht vergessen, weil man da die Chance hat Bewohnerinnen<br />
und Bewohner mitzunehmen.<br />
Moderatorin Petra Voßebürger: Herr Raetz, Sie haben<br />
im Rat einen Beschluss gefasst, dass man nur auf<br />
der grünen Wiese bauen darf, wenn gleichzeitig im inneren<br />
Bestand etwas gemacht wird. Wie kam es dazu?<br />
Stefan Raetz: Das ist mir nach wie vor sehr wichtig,<br />
denn wir machen es uns manchmal zu einfach. Wir weisen<br />
neue Baugebiete auf der grünen Wiese aus, solange<br />
es geht und vergessen dann unseren Bestand aus<br />
den 50er, 60er und auch 70er Jahren. Bei uns steht<br />
fest, wenn wir etwas am Rand machen, dann machen<br />
wir auch etwas im Bestand. Unsere Stadt ist sehr kreisförmig<br />
ohne große Auswüchse gewachsen, aber diese<br />
Prämisse gilt immer. Machen wir uns nichts vor - die<br />
Hälfte potenzieller Interessenten kommt aus der eigenen<br />
Gemeinde. Es könnten Bürgerinnen und Bürger<br />
von Innen nach Außen ziehen, wenn wir am Rand etwas<br />
attraktives ermöglichen. Der Bestand ist dann schwieriger<br />
in eine Nachnutzung zu bringen. Deswegen wird<br />
das immer zusammen gedacht. Wir haben zum Beispiel<br />
auch schon Konzepte bei den Bungalow-Siedlungen<br />
realisiert und diese Bauten um ein Geschoss aufgestockt.<br />
So werden diese auch für junge Familien wieder<br />
interessanter.<br />
Bei unseren relativ einfach gestrickten Bebauungsplänen<br />
gehören dann immer auch Baugestaltungshandbücher<br />
dazu. Das haben wir früh im Rahmen einer städtebaulichen<br />
Entwicklungsmaßnahme begonnen. Wir sind<br />
da auch stark im Thema Grün und Dachbegrünung und<br />
zum Beispiel bei nachhaltigen Baustoffen. Eine höhere<br />
Dichte wird bei diesen Gebieten positiv bewertet.<br />
Moderatorin Petra Voßebürger: Wenn man die Süddeutsche<br />
Zeitung aufschlägt, Frau Schilde, dann sieht<br />
man eigentlich immer die schönen Beispiele von<br />
Münchener Quartieren im Luxus-Segment. Wie sieht<br />
Qualität im geförderten Wohnungsbau für Familien mit<br />
weniger Geld aus?<br />
Karla Schilde: In München haben wir zum Glück die<br />
Situation, dass die städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />
nicht versilbert wurden, als man dachte, dass<br />
Kommunen sich nicht mehr um diese Themen kümmern<br />
müssten wegen entlastender Schrumpfungsphasen.<br />
Nichts desto trotz fallen auch diese Wohnungen nach<br />
und nach aus der Bindung. Unsere Wohnungsbaugesellschaften<br />
haben also die große Herausforderung, bei<br />
einem sehr dicht bebauten Stadtkörper weitere Ressourcen<br />
für neuen sozialen Wohnungsbau zu finden. Es<br />
bestehen natürlich gleiche Qualitätskriterien, wie beim<br />
freifinanzierten Wohnungsbau hinsichtlich des Grünflächenanteils,<br />
der Wärmedämmung, der Bautechnik und<br />
so weiter, die den Wohnungsbaugesellschaften, gerade<br />
wegen des hohen Einstiegspreises für den Boden,<br />
Mühe machen. Es ist heute keine einfache Aufgabe,<br />
kostengünstig zu bauen, egal ob in Bayern oder in Nordrhein-Westfalen.<br />
Es muss unter anderem beim Vergaberecht<br />
eine Vereinfachung her, um in diesem Segment<br />
etwas anbieten zu können. Im Umland ist es zum Teil so,<br />
dass dort bestehende kommunale Wohnungsunternehmen<br />
abgewickelt wurden, weil es keine Flächen für sie<br />
gab. Das ist tragisch, weil man diese jetzt gut gebrauchen<br />
könnte.<br />
Aber wir müssen uns auch an die eigene Nase fassen: In<br />
den 70er/80er Jahren hat eine unserer Wohnungsbau-<br />
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Stadt Land Wachstum - NRW.Symposium 2017