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Stadt Land Transformation - AUS DER PRAXIS<br />
Abbildung 2: Kletterwand am Biomassekraftwerk<br />
Abbildung 3: Aussichtsmöglichkeiten<br />
Diese Ablösung der großen Erzählung von den kleinen<br />
Erzählungen lässt sich in der Raumgestaltung gut beobachten.<br />
Stadt, Land, Kern und Peripherie, die Ordnung<br />
verschiedener Funktionen haben sich aufgelöst und sind<br />
in einer patchworkartigen Struktur miteinander verwoben.<br />
Die Stadt als Ganzes erscheint unübersichtlich. Ökonomische,<br />
kulturelle und soziale Handlungen lösen sich immer<br />
häufiger von ihrem räumlichen Kontext. Die Identifikation<br />
mit der Stadt beschränkt sich auf wenige lokale Orte:<br />
Der Bäcker, der Arbeitsplatz, die Route für den Hund,<br />
die Stadtautobahn, ein Wahrzeichen der Stadt. Giddens<br />
spricht in diesem Zusammenhang von einer gewissen<br />
Ortslosigkeit und von 'Dis-embedding' (Entbettung). So<br />
ist das Bedürfnis nach einem Bewusstsein für das eigene<br />
Umfeld, das Schaffen von Heimat und die Verstärkung<br />
von regionaler Identität als Antwort auf die Dis-embedding<br />
zu verstehen: Die 'Re-embedding'. Die Diskussionen<br />
rund um die regionale Identität sind oft emotionsbeladen<br />
und nicht selten werden für die Wahrnehmbarkeit und den<br />
Identifikationswert eines Ortes die agrarischen und industriellen<br />
Relikte von früher aufgegriffen. Die postmoderne<br />
Einstellung kann die verschiedenen Gegebenheiten und<br />
Interessen (Erzählungen) so miteinander kombinieren,<br />
dass eine neue Betrachtung und Bedeutung entsteht,<br />
die als bewusster Bruch an die bestehenden (teils widersprüchlichen)<br />
Erzählungen der Stadt zugeführt wird: das<br />
Entstehen einer barocken Ruinenästhetik, städtische Kulturveranstaltungen<br />
im industriellen Niemandsland, Kunstwerke<br />
entlang historischer Strukturen.<br />
Der Wandel von der „Entweder-oder-Kultur“ zur „Sowohl-als-auch-Kultur“<br />
hat auch Einfluss auf die Planungskultur.<br />
Neben den traditionellen Aspekten, wie<br />
zum Beispiel Funktionalität und Wirtschaftlichkeit,<br />
werden nun auch die individuelle Wahrnehmung und<br />
das subjektive Erleben der Bewohner aufgenommen.<br />
Sie sind maßgebend für die Aneignung von Orten<br />
und deren Aufladung mit persönlicher und kollektiver<br />
Bedeutung. Ästhetik und Symbolik erhalten einen<br />
Platz in der Raumplanung und zählen zu den weichen<br />
Faktoren.<br />
In Zusammenarbeit mit Bewohnern und relevanten<br />
Akteuren soll ein kreativer Prozess in Gang gesetzt<br />
werden, um die Nutzung und die Gestaltung der Umgebung<br />
zu bereichern.<br />
)) Ziel der Raumplanung ist nicht<br />
mehr, die Zuweisung von eindeutiger<br />
und funktionaler Nutzung,<br />
sondern das Zugestehen von<br />
mehrfältiger Nutzung und dem<br />
Stimulieren von polyvalenter<br />
Bedeutung. ((<br />
Abbildung 4: Neue Wegeverbindungen durch die Entstehung neuer Regionalparks<br />
Besonders erwähnenswert ist ebenfalls der Umgang<br />
mit sogenannten Dissonanzen in einer Region, wenn<br />
hier ein Vorgang der Umdeutung stattfindet. Das beinhaltet,<br />
dass ehemals negativ konnotierte Nutzun-