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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Stadt Land Transformation - AUS DER PRAXIS<br />

Abbildung 2: Kletterwand am Biomassekraftwerk<br />

Abbildung 3: Aussichtsmöglichkeiten<br />

Diese Ablösung der großen Erzählung von den kleinen<br />

Erzählungen lässt sich in der Raumgestaltung gut beobachten.<br />

Stadt, Land, Kern und Peripherie, die Ordnung<br />

verschiedener Funktionen haben sich aufgelöst und sind<br />

in einer patchworkartigen Struktur miteinander verwoben.<br />

Die Stadt als Ganzes erscheint unübersichtlich. Ökonomische,<br />

kulturelle und soziale Handlungen lösen sich immer<br />

häufiger von ihrem räumlichen Kontext. Die Identifikation<br />

mit der Stadt beschränkt sich auf wenige lokale Orte:<br />

Der Bäcker, der Arbeitsplatz, die Route für den Hund,<br />

die Stadtautobahn, ein Wahrzeichen der Stadt. Giddens<br />

spricht in diesem Zusammenhang von einer gewissen<br />

Ortslosigkeit und von 'Dis-embedding' (Entbettung). So<br />

ist das Bedürfnis nach einem Bewusstsein für das eigene<br />

Umfeld, das Schaffen von Heimat und die Verstärkung<br />

von regionaler Identität als Antwort auf die Dis-embedding<br />

zu verstehen: Die 'Re-embedding'. Die Diskussionen<br />

rund um die regionale Identität sind oft emotionsbeladen<br />

und nicht selten werden für die Wahrnehmbarkeit und den<br />

Identifikationswert eines Ortes die agrarischen und industriellen<br />

Relikte von früher aufgegriffen. Die postmoderne<br />

Einstellung kann die verschiedenen Gegebenheiten und<br />

Interessen (Erzählungen) so miteinander kombinieren,<br />

dass eine neue Betrachtung und Bedeutung entsteht,<br />

die als bewusster Bruch an die bestehenden (teils widersprüchlichen)<br />

Erzählungen der Stadt zugeführt wird: das<br />

Entstehen einer barocken Ruinenästhetik, städtische Kulturveranstaltungen<br />

im industriellen Niemandsland, Kunstwerke<br />

entlang historischer Strukturen.<br />

Der Wandel von der „Entweder-oder-Kultur“ zur „Sowohl-als-auch-Kultur“<br />

hat auch Einfluss auf die Planungskultur.<br />

Neben den traditionellen Aspekten, wie<br />

zum Beispiel Funktionalität und Wirtschaftlichkeit,<br />

werden nun auch die individuelle Wahrnehmung und<br />

das subjektive Erleben der Bewohner aufgenommen.<br />

Sie sind maßgebend für die Aneignung von Orten<br />

und deren Aufladung mit persönlicher und kollektiver<br />

Bedeutung. Ästhetik und Symbolik erhalten einen<br />

Platz in der Raumplanung und zählen zu den weichen<br />

Faktoren.<br />

In Zusammenarbeit mit Bewohnern und relevanten<br />

Akteuren soll ein kreativer Prozess in Gang gesetzt<br />

werden, um die Nutzung und die Gestaltung der Umgebung<br />

zu bereichern.<br />

)) Ziel der Raumplanung ist nicht<br />

mehr, die Zuweisung von eindeutiger<br />

und funktionaler Nutzung,<br />

sondern das Zugestehen von<br />

mehrfältiger Nutzung und dem<br />

Stimulieren von polyvalenter<br />

Bedeutung. ((<br />

Abbildung 4: Neue Wegeverbindungen durch die Entstehung neuer Regionalparks<br />

Besonders erwähnenswert ist ebenfalls der Umgang<br />

mit sogenannten Dissonanzen in einer Region, wenn<br />

hier ein Vorgang der Umdeutung stattfindet. Das beinhaltet,<br />

dass ehemals negativ konnotierte Nutzun-

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