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Moderatorin Petra Voßebürger: Auf dieser Ebene<br />
haben Sie auch einen Baukulturpreis für gemischte<br />
Wohnquartiere in der europäischen Metropolregion<br />
München vergeben und standen dabei wahrscheinlich<br />
vor ähnlichen Fragestellungen, wie die Studierenden<br />
bei dem Wettbewerb. Wie ist das in München?<br />
Karla Schilde: Der Baukulturpreis der europäischen<br />
Metropolregion, war eine Idee unserer regionalen<br />
Wohnungsbaukonferenzen. Schon unter Herrn Oberbürgermeister<br />
Ude haben wir damit begonnen und<br />
jetzt unter Herrn Oberbürgermeister Reiter weitergemacht.<br />
Jedes Jahr wird eine regionale Wohnungsbaukonferenz<br />
veranstaltet, die gute Beispiele und<br />
weitere Anregungen für informelle Kooperationen<br />
zeigt. Grenzen und gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
wurden in der ersten Diskussion schon genannt. Im<br />
Jahr 2015 wurde auf Initiative der bayerischen Architektenkammer,<br />
unserer Stadtbaurätin Frau Dr. Merk<br />
und der EMM ein Baukulturpreis erstmals ausgelobt,<br />
der gebaute Beispiele von nutzungsgemischten<br />
Quartieren vor allem auch im ländlicheren Teilen der<br />
Region würdigt. Das soll auch den Kommunen helfen,<br />
die hier bislang noch zurückhaltend waren. Es<br />
soll gezeigt werden, dass man gute ortsbildbewahrende<br />
Quartiere entwickeln kann und eben nicht das<br />
Hochhaus oder die Trabantenstadt bauen muss. Das<br />
ist natürlich auch die Motivation heute hier zu sein,<br />
denn die Einreichungen der Studierenden gehen<br />
auch in diese Richtung, auch wenn sie noch nicht<br />
gebaut wurden. Wenn diese Vorschläge umgesetzt<br />
werden würden, könnte man der Nachbarkommune<br />
zeigen: so geht's.<br />
Moderatorin Petra Voßebürger: Stefan Raetz, Sie<br />
sind seit 1999 Bürgermeister in Rheinbach. Rheinbach<br />
liegt in der Region Bonn und Sie sind schon<br />
sehr lange in Kooperationen unterwegs, da aus der<br />
Zäsur des Hauptstadtbeschlusses ein gewisser Aufwind<br />
für die Kooperationsbestrebungen entstand.<br />
Jetzt sind Sie nicht 185 Kommunen, sondern der<br />
Sprecher von 19 Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis.<br />
Was sind Ihre Erfahrungen, Herr Raetz?<br />
Stefan Raetz: Die Erfahrungen sind eigentlich aus<br />
dieser Notsituation heraus entstanden, weil wir einfach<br />
kooperieren mussten. Wir hatten Angst, dass<br />
die Lichter in der Region nach dem Umzug der Bundesregierung<br />
ausgehen könnten. Da hat dann auch<br />
die Stadt Bonn mit ihren Nachbarkommunen gesprochen<br />
und gefragt: "Was machen wir denn jetzt?"<br />
Erst war da die Stimmung „der Letzte macht das<br />
Licht aus“, aber dann wurde recht schnell erkannt,<br />
dass wir umdenken und neue Qualitäten in der Region<br />
entwickeln müssen. Das haben wir, glaube ich,<br />
auch gut bei den Verhandlungen um Ausgleichsmaßnahmen<br />
und Gelder getan. Wir haben uns dann als<br />
Wohn- und Gewerbestandort weiterentwickelt, aber<br />
auch sehr stark in Bildung und Wissenschaft. Das<br />
alles in Kooperation großer und kleiner Städte. Wir<br />
haben da relativ schnell verortet, was in der Region<br />
wohin passen könnte.<br />
Moderatorin Petra Voßebürger: Das klingt so einfach.<br />
Ich kann das gar nicht so ganz glauben, dass Sie<br />
so nüchtern über Hochschulstandorte und anderes<br />
entschieden haben.<br />
Stefan Raetz: Das war relativ klar. Wir haben eine<br />
Hochschule und wir haben ein Technologiezentrum<br />
und wir haben 150 Hektar gewerblichen Siedlungsbereich<br />
in der Zwischenzeit entwickelt. Weitere stehen<br />
jetzt an. Wir haben da den Zug relativ schnell ins<br />
Rollen gebracht. Das haben nicht alle geschafft. Man<br />
musste bereit sein sich weiterzuentwickeln und zu<br />
sagen: Wir sind jetzt nicht mehr nur Schlafstadt der<br />
Bundeshauptstadt Bonn. Man merkt heute, dass die<br />
mutigeren Städte von damals, den Wandel doch gut<br />
geschafft haben. Natürlich war das nicht einfach in<br />
der Kooperation. Einige sind vorweg gegangen und<br />
haben dann die anderen mitgezogen. Schnell kam<br />
auch die Frage: Warum nicht wir? Da hätte man sich<br />
vielleicht eingestehen müssen, dass man zu langsam<br />
war. Man hat grundsätzlich versucht alle mitzunehmen,<br />
aber einige waren ganz sicher Vorreiter.<br />
Moderatorin Petra Voßebürger: Nun ist Rheinbach<br />
eher eine kleine Gemeinde. Wenn Sie jetzt solche<br />
urbanen, verdichteten Quartiere anböten, wie würden<br />
Ihre Bürgerinnen und Bürger dann reagieren?<br />
Stefan Raetz: Nun, das ist sicherlich ein schwieriges<br />
Feld. Die kommunale Planungshoheit liegt im Stadtrat<br />
und der ist in vielen Fällen auch überaltert. Zwei Stockwerke<br />
plus Staffelgeschoss galten früher schon als verdichtetes<br />
Bauen und war das Höchste der Gefühle.<br />
Bürgermeister Stefan Raetz, Stadt Rheinbach:<br />
)) Zwei Stockwerke plus Staffelgeschoss<br />
galten früher schon<br />
als verdichtetes Bauen und war<br />
das Höchste der Gefühle. Jetzt<br />
gehen wir aber mit deutlich<br />
mehr Urbanität in die Innenstadt<br />
hinein. ((<br />
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Stadt Land Wachstum - NRW.Symposium 2017