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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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Moderatorin Petra Voßebürger: Auf dieser Ebene<br />

haben Sie auch einen Baukulturpreis für gemischte<br />

Wohnquartiere in der europäischen Metropolregion<br />

München vergeben und standen dabei wahrscheinlich<br />

vor ähnlichen Fragestellungen, wie die Studierenden<br />

bei dem Wettbewerb. Wie ist das in München?<br />

Karla Schilde: Der Baukulturpreis der europäischen<br />

Metropolregion, war eine Idee unserer regionalen<br />

Wohnungsbaukonferenzen. Schon unter Herrn Oberbürgermeister<br />

Ude haben wir damit begonnen und<br />

jetzt unter Herrn Oberbürgermeister Reiter weitergemacht.<br />

Jedes Jahr wird eine regionale Wohnungsbaukonferenz<br />

veranstaltet, die gute Beispiele und<br />

weitere Anregungen für informelle Kooperationen<br />

zeigt. Grenzen und gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

wurden in der ersten Diskussion schon genannt. Im<br />

Jahr 2015 wurde auf Initiative der bayerischen Architektenkammer,<br />

unserer Stadtbaurätin Frau Dr. Merk<br />

und der EMM ein Baukulturpreis erstmals ausgelobt,<br />

der gebaute Beispiele von nutzungsgemischten<br />

Quartieren vor allem auch im ländlicheren Teilen der<br />

Region würdigt. Das soll auch den Kommunen helfen,<br />

die hier bislang noch zurückhaltend waren. Es<br />

soll gezeigt werden, dass man gute ortsbildbewahrende<br />

Quartiere entwickeln kann und eben nicht das<br />

Hochhaus oder die Trabantenstadt bauen muss. Das<br />

ist natürlich auch die Motivation heute hier zu sein,<br />

denn die Einreichungen der Studierenden gehen<br />

auch in diese Richtung, auch wenn sie noch nicht<br />

gebaut wurden. Wenn diese Vorschläge umgesetzt<br />

werden würden, könnte man der Nachbarkommune<br />

zeigen: so geht's.<br />

Moderatorin Petra Voßebürger: Stefan Raetz, Sie<br />

sind seit 1999 Bürgermeister in Rheinbach. Rheinbach<br />

liegt in der Region Bonn und Sie sind schon<br />

sehr lange in Kooperationen unterwegs, da aus der<br />

Zäsur des Hauptstadtbeschlusses ein gewisser Aufwind<br />

für die Kooperationsbestrebungen entstand.<br />

Jetzt sind Sie nicht 185 Kommunen, sondern der<br />

Sprecher von 19 Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis.<br />

Was sind Ihre Erfahrungen, Herr Raetz?<br />

Stefan Raetz: Die Erfahrungen sind eigentlich aus<br />

dieser Notsituation heraus entstanden, weil wir einfach<br />

kooperieren mussten. Wir hatten Angst, dass<br />

die Lichter in der Region nach dem Umzug der Bundesregierung<br />

ausgehen könnten. Da hat dann auch<br />

die Stadt Bonn mit ihren Nachbarkommunen gesprochen<br />

und gefragt: "Was machen wir denn jetzt?"<br />

Erst war da die Stimmung „der Letzte macht das<br />

Licht aus“, aber dann wurde recht schnell erkannt,<br />

dass wir umdenken und neue Qualitäten in der Region<br />

entwickeln müssen. Das haben wir, glaube ich,<br />

auch gut bei den Verhandlungen um Ausgleichsmaßnahmen<br />

und Gelder getan. Wir haben uns dann als<br />

Wohn- und Gewerbestandort weiterentwickelt, aber<br />

auch sehr stark in Bildung und Wissenschaft. Das<br />

alles in Kooperation großer und kleiner Städte. Wir<br />

haben da relativ schnell verortet, was in der Region<br />

wohin passen könnte.<br />

Moderatorin Petra Voßebürger: Das klingt so einfach.<br />

Ich kann das gar nicht so ganz glauben, dass Sie<br />

so nüchtern über Hochschulstandorte und anderes<br />

entschieden haben.<br />

Stefan Raetz: Das war relativ klar. Wir haben eine<br />

Hochschule und wir haben ein Technologiezentrum<br />

und wir haben 150 Hektar gewerblichen Siedlungsbereich<br />

in der Zwischenzeit entwickelt. Weitere stehen<br />

jetzt an. Wir haben da den Zug relativ schnell ins<br />

Rollen gebracht. Das haben nicht alle geschafft. Man<br />

musste bereit sein sich weiterzuentwickeln und zu<br />

sagen: Wir sind jetzt nicht mehr nur Schlafstadt der<br />

Bundeshauptstadt Bonn. Man merkt heute, dass die<br />

mutigeren Städte von damals, den Wandel doch gut<br />

geschafft haben. Natürlich war das nicht einfach in<br />

der Kooperation. Einige sind vorweg gegangen und<br />

haben dann die anderen mitgezogen. Schnell kam<br />

auch die Frage: Warum nicht wir? Da hätte man sich<br />

vielleicht eingestehen müssen, dass man zu langsam<br />

war. Man hat grundsätzlich versucht alle mitzunehmen,<br />

aber einige waren ganz sicher Vorreiter.<br />

Moderatorin Petra Voßebürger: Nun ist Rheinbach<br />

eher eine kleine Gemeinde. Wenn Sie jetzt solche<br />

urbanen, verdichteten Quartiere anböten, wie würden<br />

Ihre Bürgerinnen und Bürger dann reagieren?<br />

Stefan Raetz: Nun, das ist sicherlich ein schwieriges<br />

Feld. Die kommunale Planungshoheit liegt im Stadtrat<br />

und der ist in vielen Fällen auch überaltert. Zwei Stockwerke<br />

plus Staffelgeschoss galten früher schon als verdichtetes<br />

Bauen und war das Höchste der Gefühle.<br />

Bürgermeister Stefan Raetz, Stadt Rheinbach:<br />

)) Zwei Stockwerke plus Staffelgeschoss<br />

galten früher schon<br />

als verdichtetes Bauen und war<br />

das Höchste der Gefühle. Jetzt<br />

gehen wir aber mit deutlich<br />

mehr Urbanität in die Innenstadt<br />

hinein. ((<br />

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Stadt Land Wachstum - NRW.Symposium 2017

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