Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Uli Hellweg<br />
76<br />
Stadt Land Wachstum - STATEMENT<br />
Kann man lebenswerte Quartiere planen?<br />
Liest man die gelegentlich erscheinenden Städte-Rankings, so stellt man,<br />
bei allen Vorbehalten, die man gegen diese Benchmark-Methoden haben<br />
kann und muss, doch fest, dass es immer wieder dieselben Städte sind,<br />
die bei der Bewertung der Lebensqualität und Attraktivität ganz vorne auftauchen.<br />
Entweder sind es europäische Städte wie Wien, Zürich, München,<br />
Berlin, Amsterdam, Rotterdam, Kopenhagen oder aber wohlhabende Metropolen<br />
in klimatisch bevorzugten Regionen der Welt, mit hohem Freizeitwert wie<br />
Vancouver, Sydney oder Auckland, die die vordersten Plätze belegen.<br />
Uli Hellweg beim NRW.Symposium 2017, Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé<br />
Die DNA der europäischen Stadt<br />
Fragt man sich, was die sozialen und städtebaulichen Merkmale<br />
sind, die die Städte in Europa – trotz gewisser klimatischer<br />
Einschränkungen - so lebenswert machen, so stellt<br />
man eine Reihe weitgehend übereinstimmender Merkmale<br />
fest, wie z.B.:<br />
• vergleichsweise geringe soziale Gegensätze und ein<br />
ausgeprägter Mittelstand,<br />
• demokratische und/oder zivilgesellschaftliche Traditionen<br />
(zum Beispiel als Bürger- oder Hafenstadt, Kaufmannsmetropole<br />
oder politisch-kulturelles Zentrum),<br />
• vergleichsweise geringe Umweltverschmutzung und ein<br />
allgemein überdurchschnittlich guter Gesundheitszustand<br />
der Stadtbevölkerung,<br />
• ein hoher Anteil an junger, gut ausgebildeter und kreativer<br />
Bevölkerung, gute Bildungseinrichtungen und ein<br />
allgemein hohes Bildungsniveau.<br />
Was sind die besonderen städtebaulichen Merkmale, die<br />
attraktive Städte auszeichnen?<br />
• Sichere und gut nutzbare öffentliche Räume, davon getrennte<br />
geschützte private Sphären, die sich jedoch nicht<br />
aggressiv gegen den öffentlichen Raum abkapseln<br />
(keine „Gated Areas“),<br />
• eine kompakte Baustruktur (GFZ > 1,5) mit dominierenden<br />
Blockstrukturen, die zum öffentlichen Raum, den<br />
Straßen und Plätzen, orientiert sind,<br />
• gut proportionierte Straßenräume und Plätze mit einer<br />
klar lesbaren städtebaulichen Hierarchie,<br />
• hochwertige Grünflächen und Parks,<br />
• öffentlich nutzbare Erdgeschoßzonen an den Hauptstraßen<br />
(Gewerbe, Handel, Dienstleistungen, Gastronomie)<br />
sowie Nutzungsmischungen im Quartier,<br />
• eine unverwechselbare städtebauliche Atmosphäre mit<br />
Identifikationspunkten, wie zum Beispiel historische Monumente,<br />
Plätze, architektonische Highlights oder einer<br />
Lage am Wasser,<br />
• eine mehr oder weniger hierarchische Struktur von Zentrum<br />
und Peripherie mit dezentralen Stadtteilzentren.