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Stadt Land Wachstum - STATEMENT<br />
– der Zugriff auf Flächen politisch schwierig oder unmöglich<br />
und der Rückgriff auf das drakonische ordnungsrechtliche<br />
Arsenal der Vergangenheit kaum denkbar.<br />
Flächen im Umland der Kommunen zu kaufen, zu beplanen<br />
und zu bebauen, lässt sich kaum früher als in einem<br />
Zeithorizont von 5 bis 10 Jahren realisieren. Die Zahl 5<br />
ist eher übertrieben optimistisch. Abgesehen davon wäre<br />
ein solches Vorhaben ökologisch suboptimal und ökonomisch,<br />
wegen der neu zu schaffenden Infrastruktur, teuer.<br />
Erhebliches Potenzial liegt in der Verdichtung der Städte<br />
durch Aufstockung, Dachgeschoßausbau, Schließung von<br />
Baulücken, die Bebauung von Innenhofflächen und die Aktivierung<br />
von Konversionsflächen für Wohnzwecke, die Aktivierung<br />
von Handelsflächen, auch für Wohnzwecke in neu zu<br />
errichtenden obergeschossigen Bereichen. Allerdings hebt<br />
sich dieses Potenzial nicht von selbst, sondern muss durch<br />
eine aktive Ansprache durch die Kommunen und durch Förderangebote<br />
erschlossen werden. Beide Voraussetzungen<br />
für die Aktivierung von Flächen scheinen nicht gegeben.<br />
)) Großes Potenzial dürfte auch<br />
in der Aktivierung von Flächen<br />
liegen, die zwar im Umland eines<br />
Ballungszentrums gelegen, aber<br />
an die Kernstadt angebunden<br />
sind oder angebunden werden<br />
könnten. Hier bedarf es einer<br />
engen Kooperation zwischen<br />
den beteiligten Kommunen. ((<br />
oder senkt den Daumen, ist aber nicht bereit, sich<br />
durch demokratische Teilhabe zu engagieren. Ändert<br />
sich dieses Verhältnis nicht, sind Bauprojekte über<br />
die Schwierigkeiten hinaus, die solchen Projekten<br />
immer innewohnen, gefährdet. Bei jedem größeren<br />
Bauprojekt muss frühzeitig über Partizipation und Beteiligungsformen<br />
nachgedacht und müssen Angebote<br />
formuliert werden, mit dem Ziel, dass Bürger und Bürgerinnen<br />
über ihre individuellen Interessen hinaus, bei<br />
ihrer Meinungsbildung, auch gesamtstädtische Interessen<br />
berücksichtigen.<br />
Dr. Uwe Günther<br />
Rechtsanwalt<br />
Dr. Uwe Günther studierte Rechtswissenschaften. Er war beruflich als<br />
Rechtsanwalt, Justitiar und Geschäftsführer der Bundestagsfraktion DIE<br />
GRÜNEN, Zentralabteilungsleiter im Bauministeriums NRW, Staatssekretär<br />
im Umweltministeriums Hessen, Geschäftsführer des BLB NRW,<br />
Geschäftsführer der LEG S und als Abteilungsleiter für soziale Wohnraumversorgung<br />
im Bauministerium NRW tätig. Nebenamtlich war er Aufsichtsratsmitglied<br />
in diversen Wohnungsgesellschaften sowie Lehrbeauftragter<br />
an den Universitäten in Bielefeld, Essen, Düsseldorf und Leipzig.<br />
Diese müsste erfassen: eine abgestimmte Verkehrsplanung,<br />
einer Abstimmung über Zielgruppen, Baustile, Wohnungszuschnitte,<br />
Nutzungsarten und Vertrieb. Gerade auf<br />
die Kooperation von Kernstadt und umliegender Region<br />
zielte der studentische Ideenwettbewerb „Wachstum in<br />
Kooperation“, den die NRW.BANK hat durchführen lassen.<br />
Überlegt werden sollte, wie in wachsenden Regionen die<br />
Wohnraumversorgung abseits der Kernstädte gewährleistet<br />
werden kann. Die Ergebnisse des Wettbewerbs sind<br />
durchaus vielversprechend, wie sich den Ergebnissen entnehmen<br />
lässt.<br />
Beteiligung ist mehr als Wahrnehmung eigener<br />
Interessen<br />
Prof. Johannes Ringel<br />
Direktor des Instituts für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft<br />
an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität<br />
Leipzig und Gesellschafter bei RKW Architektur<br />
Neben fehlenden Bauflächen, liegt ein weiteres riesiges<br />
Problem in der Haltung von Bürgern und Bürgerinnen.<br />
Wo immer gebaut wird, nehmen Bürgerinnen<br />
und Bürger bestenfalls murrend Bauprojekte<br />
hin. Ursache hierfür ist ein verqueres Verhältnis zwischen<br />
Politik und Bürgerinnen und Bürgern, denn es<br />
wird beidseitig oft missverstanden als ein Verhältnis<br />
zwischen dem Dienstleister – Politik – und Bürgern<br />
und Bürgerinnen als Kunden. Der Dienstleister – Politik<br />
– muss liefern und der Kunde – Bürger – hebt<br />
Prof. Johannes Ringel studierte Architektur an den Universitäten Berlin<br />
und Dortmund und beendete seine Ausbildung mit einem Aufbaustudium<br />
in Denkmalpflege an der technischen Universität München. Bereits neben<br />
seinem Studium war er als Architekt bei RKW Architektur + in Düsseldorf<br />
tätig, wo er seit 1998 geschäftsführender Gesellschafter ist.<br />
Seit 2001 ist Prof. Johannes Ringel Inhaber der Professur für Stadtentwicklung<br />
und Direktor des Instituts für Stadtentwicklung und Bauwirtschaft an<br />
der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Zudem<br />
ist er Mitherausgeber der Zeitschrift für Immobilienökonomie und leitet das<br />
Forum der Architektur des German Council of Shopping Centers.