Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ob integriert oder auf der grünen Wiese und selbst<br />
zentrale 1A-Lagen, weisen zum Teil seit Jahren leerstehende<br />
Flächen und hohe Fluktuationen auf.<br />
Warum ist es erstrebenswert, vitale Innenstädte<br />
zu fördern, um den stationären Handel aufrecht<br />
zu erhalten?<br />
Betriebsformbezogene Disparitäten lassen sich vor<br />
allem zwischen mittelständischem, inhabergeführtem<br />
Facheinzelhandel und dem filialisierten bzw. großflächigen<br />
Einzelhandel ausmachen. Dem inhabergeführten<br />
Einzelhandel fällt es ungleich schwerer, den<br />
Wandel vom reinen Versorgungsangebot zum Erlebniseinkauf<br />
zu gestalten. Große Handelsketten sind<br />
dagegen in der Lage, ihre Unternehmensstrukturen<br />
schneller an Veränderungen anzupassen. In Reaktion<br />
auf den Wandel versuchen Stadtverwaltungen, die Innenentwicklung<br />
mithilfe von Fachpersonal in Form von<br />
Citymanagements zu fördern. Denn das Stadtzentrum<br />
war und ist ein Ort der Identifikation (Häußermann<br />
2001: 249). Es verbindet verschiedene Funktionen wie<br />
Wohnen, Handel, Arbeit, Kultur und Bildung im selben<br />
öffentlichen Raum. Das Citymanagement soll daher<br />
gerade dem inhabergeführten Einzelhandel aufzeigen,<br />
dass neben der notwendigen Modernisierung der<br />
eigenen Ladenfläche und des Geschäftskonzeptes,<br />
insbesondere die Digitalisierung im Handel keine Eintagsfliege<br />
ist (Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />
2015: 46). Denn E-Commerce verzeichnet anhaltend<br />
hohe Wachstumsraten. Sein Umsatzanteil am Einzelhandel<br />
lag zuletzt bei ca. zehn Prozent (Statistisches<br />
Bundesamt <strong>2018</strong>). Somit steht fest, dass Amazon und<br />
Co. die innerstädtische Handelslage auch zukünftig<br />
vor Herausforderungen stellen werden.<br />
Zur Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes<br />
Aufgrund der Notwendigkeit, den Handel als Zentrenfunktion<br />
für vitale Innenstädte zu erhalten, ist insbesondere<br />
vor dem Hintergrund der Digitalisierung ein<br />
integrierter Ansatz zum Umgang mit Handelslagen<br />
erforderlich.<br />
HANDEL: Digitalisierung ist ein Querschnittsthema.<br />
Zunächst trifft es den Handel direkt, indem sich Einkäufe<br />
Online und über unterschiedliche Endgeräte tätigen<br />
lassen. Dabei steigt insbesondere der Umsatz<br />
der Einkäufe, die über das Smartphone, das heißt<br />
mobil, getätigt werden (BEVH <strong>2018</strong>: 17f.). Gleichzeitig<br />
geht die Bedeutung des stationären Angebots<br />
jedoch nicht verloren. Wie ließe sich sonst erklären,<br />
dass Amazon und Zalando Filialen in Innenstädten<br />
bereits umgesetzt haben und weiterhin planen (Freie<br />
Presse <strong>2018</strong>). Die Entwicklung zum mobile bzw.<br />
M-Commerce scheint demnach eine Chance für den<br />
stationären Handel zu sein. Denn letztlich sprechen<br />
Erlebnisfaktor, Beratung und Service für das Ladengeschäft.<br />
Aufgabe muss es zukünftig sein, Stationärgeschäft,<br />
Smartphone und andere Endgeräte miteinander<br />
in Verbindung zu bringen, um ein ganzheitliches<br />
Einkaufserlebnis bei jeder Betriebsform zu erreichen.<br />
)) Die größte Herausforderung für<br />
Einzelhändler ist es, Sichtbarkeit<br />
im Netz zu erlangen. Das<br />
Online-Angebot ist so vielfältig,<br />
dass ein Einzelhändler allein<br />
kaum wahrgenommen wird,<br />
hat er sich nicht bereits eine<br />
Stammkundschaft aufgebaut.<br />
Die Chance liegt in der Verschiedenheit<br />
der Einzelhändler. ((<br />
Doch inhabergeführte Geschäfte und Filialisten unterscheiden<br />
sich derzeit stark in ihrem räumlichen<br />
Aktionsraum bzw. ihrem Anspruch an den jeweiligen<br />
Filialstandort. In der Bindung an den Standort liegt die<br />
Möglichkeit, sich von anderen Standorten und auch<br />
standort-unspezifischen Online-Angeboten abzuheben.<br />
Zudem ist es für inhabergeführte Geschäfte aufgrund<br />
der geringen Personaldecke schwieriger, einen<br />
Zugang zum Online-Handel zu finden, da ein professioneller<br />
Online-Auftritt einen hohen Zeitaufwand erfordert.<br />
Eine Möglichkeit zur Stärkung der stationären<br />
Einzelhandelslandschaft liegt in der Unterstützung<br />
beim Einstieg in den Online-Handel, auch, um den<br />
Gesamtstandort attraktiv zu gestalten.<br />
Wie kann Digitalisierung vor diesem Hintergrund<br />
als Chance für den stationären Handel verstanden<br />
werden?<br />
Eine Chance von Digitalisierung und Handel liegt in<br />
der Optimierung bestehender Einzelhandelskonzepte<br />
mittels digitaler Services. Daraus folgend können<br />
konkrete Trends beobachtet werden. Verkaufsflächen<br />
beispielsweise werden tendenziell kleiner. Nicht jedes<br />
Warenangebot muss mehr in aller Breite und Tiefe<br />
im Laden verfügbar sein, wenn sogenannte „Magic<br />
Mirrors“ zum Einsatz kommen. Mithilfe des „Magic<br />
Mirrors“, einem digitalen Spiegel, können Informationen<br />
eines Nutzers personalisiert werden, sodass<br />
ihm nur Produkte seiner Wahl bzw. seines Interesses<br />
angezeigt werden. (Manß/Kirchgeorg 2017: 29). Daran<br />
wird deutlich, dass die Kommunikation zwischen<br />
Mensch und Medium zu einer Flexibilisierung des Angebots<br />
beiträgt. Auch digitale Warenwirtschaftssysteme<br />
sind in einer Gesellschaft der Zeitverknappung<br />
ein essentielles Mittel zur Echtzeitdarstellung von Produktverfügbarkeiten.<br />
Als weiteres Beispiel kann eine<br />
personalisierte „In-Shop“ Navigation bei der Suche im<br />
Kaufhaus-Dschungel helfen und VR-Brillen visualisieren<br />
die Couch aus dem Laden direkt in das heimische<br />
Wohnzimmer. Daran schließt sich das kreative Potenzial<br />
von stationären Verkaufsflächen an. Interaktive<br />
„Show Rooms“ und die Zunahme zeitlich begrenzter<br />
„Pop-Up Stores“ tragen zu einem stetigen und schnellen<br />
Wandel der Flächen, zu einer Steigerung des Erlebnisfaktors<br />
und der Attraktivität der Zentren bei.<br />
129<br />
Stadt Land Transformation - STATEMENT