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urbanLab Magazin 03/2018 - Regionale Netzwerke

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ob integriert oder auf der grünen Wiese und selbst<br />

zentrale 1A-Lagen, weisen zum Teil seit Jahren leerstehende<br />

Flächen und hohe Fluktuationen auf.<br />

Warum ist es erstrebenswert, vitale Innenstädte<br />

zu fördern, um den stationären Handel aufrecht<br />

zu erhalten?<br />

Betriebsformbezogene Disparitäten lassen sich vor<br />

allem zwischen mittelständischem, inhabergeführtem<br />

Facheinzelhandel und dem filialisierten bzw. großflächigen<br />

Einzelhandel ausmachen. Dem inhabergeführten<br />

Einzelhandel fällt es ungleich schwerer, den<br />

Wandel vom reinen Versorgungsangebot zum Erlebniseinkauf<br />

zu gestalten. Große Handelsketten sind<br />

dagegen in der Lage, ihre Unternehmensstrukturen<br />

schneller an Veränderungen anzupassen. In Reaktion<br />

auf den Wandel versuchen Stadtverwaltungen, die Innenentwicklung<br />

mithilfe von Fachpersonal in Form von<br />

Citymanagements zu fördern. Denn das Stadtzentrum<br />

war und ist ein Ort der Identifikation (Häußermann<br />

2001: 249). Es verbindet verschiedene Funktionen wie<br />

Wohnen, Handel, Arbeit, Kultur und Bildung im selben<br />

öffentlichen Raum. Das Citymanagement soll daher<br />

gerade dem inhabergeführten Einzelhandel aufzeigen,<br />

dass neben der notwendigen Modernisierung der<br />

eigenen Ladenfläche und des Geschäftskonzeptes,<br />

insbesondere die Digitalisierung im Handel keine Eintagsfliege<br />

ist (Landesinitiative StadtBauKultur NRW<br />

2015: 46). Denn E-Commerce verzeichnet anhaltend<br />

hohe Wachstumsraten. Sein Umsatzanteil am Einzelhandel<br />

lag zuletzt bei ca. zehn Prozent (Statistisches<br />

Bundesamt <strong>2018</strong>). Somit steht fest, dass Amazon und<br />

Co. die innerstädtische Handelslage auch zukünftig<br />

vor Herausforderungen stellen werden.<br />

Zur Notwendigkeit eines integrierten Ansatzes<br />

Aufgrund der Notwendigkeit, den Handel als Zentrenfunktion<br />

für vitale Innenstädte zu erhalten, ist insbesondere<br />

vor dem Hintergrund der Digitalisierung ein<br />

integrierter Ansatz zum Umgang mit Handelslagen<br />

erforderlich.<br />

HANDEL: Digitalisierung ist ein Querschnittsthema.<br />

Zunächst trifft es den Handel direkt, indem sich Einkäufe<br />

Online und über unterschiedliche Endgeräte tätigen<br />

lassen. Dabei steigt insbesondere der Umsatz<br />

der Einkäufe, die über das Smartphone, das heißt<br />

mobil, getätigt werden (BEVH <strong>2018</strong>: 17f.). Gleichzeitig<br />

geht die Bedeutung des stationären Angebots<br />

jedoch nicht verloren. Wie ließe sich sonst erklären,<br />

dass Amazon und Zalando Filialen in Innenstädten<br />

bereits umgesetzt haben und weiterhin planen (Freie<br />

Presse <strong>2018</strong>). Die Entwicklung zum mobile bzw.<br />

M-Commerce scheint demnach eine Chance für den<br />

stationären Handel zu sein. Denn letztlich sprechen<br />

Erlebnisfaktor, Beratung und Service für das Ladengeschäft.<br />

Aufgabe muss es zukünftig sein, Stationärgeschäft,<br />

Smartphone und andere Endgeräte miteinander<br />

in Verbindung zu bringen, um ein ganzheitliches<br />

Einkaufserlebnis bei jeder Betriebsform zu erreichen.<br />

)) Die größte Herausforderung für<br />

Einzelhändler ist es, Sichtbarkeit<br />

im Netz zu erlangen. Das<br />

Online-Angebot ist so vielfältig,<br />

dass ein Einzelhändler allein<br />

kaum wahrgenommen wird,<br />

hat er sich nicht bereits eine<br />

Stammkundschaft aufgebaut.<br />

Die Chance liegt in der Verschiedenheit<br />

der Einzelhändler. ((<br />

Doch inhabergeführte Geschäfte und Filialisten unterscheiden<br />

sich derzeit stark in ihrem räumlichen<br />

Aktionsraum bzw. ihrem Anspruch an den jeweiligen<br />

Filialstandort. In der Bindung an den Standort liegt die<br />

Möglichkeit, sich von anderen Standorten und auch<br />

standort-unspezifischen Online-Angeboten abzuheben.<br />

Zudem ist es für inhabergeführte Geschäfte aufgrund<br />

der geringen Personaldecke schwieriger, einen<br />

Zugang zum Online-Handel zu finden, da ein professioneller<br />

Online-Auftritt einen hohen Zeitaufwand erfordert.<br />

Eine Möglichkeit zur Stärkung der stationären<br />

Einzelhandelslandschaft liegt in der Unterstützung<br />

beim Einstieg in den Online-Handel, auch, um den<br />

Gesamtstandort attraktiv zu gestalten.<br />

Wie kann Digitalisierung vor diesem Hintergrund<br />

als Chance für den stationären Handel verstanden<br />

werden?<br />

Eine Chance von Digitalisierung und Handel liegt in<br />

der Optimierung bestehender Einzelhandelskonzepte<br />

mittels digitaler Services. Daraus folgend können<br />

konkrete Trends beobachtet werden. Verkaufsflächen<br />

beispielsweise werden tendenziell kleiner. Nicht jedes<br />

Warenangebot muss mehr in aller Breite und Tiefe<br />

im Laden verfügbar sein, wenn sogenannte „Magic<br />

Mirrors“ zum Einsatz kommen. Mithilfe des „Magic<br />

Mirrors“, einem digitalen Spiegel, können Informationen<br />

eines Nutzers personalisiert werden, sodass<br />

ihm nur Produkte seiner Wahl bzw. seines Interesses<br />

angezeigt werden. (Manß/Kirchgeorg 2017: 29). Daran<br />

wird deutlich, dass die Kommunikation zwischen<br />

Mensch und Medium zu einer Flexibilisierung des Angebots<br />

beiträgt. Auch digitale Warenwirtschaftssysteme<br />

sind in einer Gesellschaft der Zeitverknappung<br />

ein essentielles Mittel zur Echtzeitdarstellung von Produktverfügbarkeiten.<br />

Als weiteres Beispiel kann eine<br />

personalisierte „In-Shop“ Navigation bei der Suche im<br />

Kaufhaus-Dschungel helfen und VR-Brillen visualisieren<br />

die Couch aus dem Laden direkt in das heimische<br />

Wohnzimmer. Daran schließt sich das kreative Potenzial<br />

von stationären Verkaufsflächen an. Interaktive<br />

„Show Rooms“ und die Zunahme zeitlich begrenzter<br />

„Pop-Up Stores“ tragen zu einem stetigen und schnellen<br />

Wandel der Flächen, zu einer Steigerung des Erlebnisfaktors<br />

und der Attraktivität der Zentren bei.<br />

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Stadt Land Transformation - STATEMENT

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