Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
98<br />
Stadt Land Kooperation - INTERVIEW<br />
Es tut auch jeder gut daran, unter Umständen mit den<br />
Steckbriefen zu warten und die Impulse aus den Workshops<br />
noch mitzunehmen. Manchmal muss das auch noch<br />
ein bisschen reifen. Wir sehen das als Plattform und Möglichkeit,<br />
gemeinsam weiterzukommen. Mit dem Steckbrief<br />
machen wir natürlich auch unsere Erwartungen deutlich,<br />
kommunizieren die Kriterien und zeigen wie konkret die<br />
Ideen auch schon sein sollten.<br />
Marcel Cardinali: Das Gespräch haben wir mit den Herausforderungen<br />
begonnen und festgestellt, dass der Ansatz<br />
dieser <strong>Regionale</strong> ein anderer ist, als bei der letzten <strong>Regionale</strong>.<br />
Sehen Sie Herausforderungen, die nicht im Rahmen der<br />
<strong>Regionale</strong> gelöst werden können, weil der Zeitraum zu kurz<br />
oder die Hebelwirkung zu gering ist? Was kann die <strong>Regionale</strong><br />
leisten, wenn wir an die großen Themen wie den demografischen<br />
Wandel, den Fachkräftemangel, die Digitalisierung<br />
oder auch den Breitbandausbau denken. Wo sehen<br />
Sie Weichenstellungen, die jetzt gemacht werden können?<br />
Herbert Weber: So eine <strong>Regionale</strong> ist kein Allheilmittel für<br />
alle Herausforderungen, die die Zukunft so bringt. Sie ist ein<br />
Instrument, das durch die Fördersystematiken bestimmte<br />
strukturelle Themen in den Fokus nimmt. Wir werden den demografischen<br />
Wandel nicht aufhalten. Was wir aber schaffen<br />
können, ist diese Region von den Strukturen und Angeboten<br />
her, so attraktiv zu machen und ihr Profil attraktiv aufzuladen,<br />
dass die Menschen hier gerne weiter leben möchten und wir<br />
andere für diese Region interessieren. Das ist die Chance, die<br />
wir haben und an der wir arbeiten. Das gilt genauso bei dem<br />
Fachkräftemangel. Wir werden mit unserer <strong>Regionale</strong> auch<br />
den Klimawandel nicht stoppen können, aber einen Beitrag<br />
in Sachen Mobilität können wir aus Ostwestfalen-Lippe liefern<br />
und ein entsprechendes Signal senden.<br />
Im Übrigen muss man diese <strong>Regionale</strong> in Ostwestfalen-<br />
Lippe im Verbund von einigen anderen Aktivitäten sehen.<br />
Das Thema Breitband ist in vielen guten Händen in der<br />
Region. Das wird im politischen Raum, in den Kreisen und<br />
Kommunen sehr intensiv und mit Unterstützung der Wirtschaftsförderer<br />
und den Kammern vorangetrieben. Das<br />
Thema Digitalisierung ist bei „it´s OWL“ in hervorragenden<br />
Händen. Wir haben als Region die Chance, die viele andere<br />
nicht haben, mit der <strong>Regionale</strong> die Tiefe der Region in den<br />
Blick zu nehmen und gleichzeitig bei der Digitalisierung mit<br />
dem Spitzencluster und dem Programm „Digitale Region“<br />
auch in die Spitze zu investieren. Bei aller Arbeit für die Breite<br />
der Region, wenn man sie attraktiv machen will, muss man in<br />
bestimmten Bereichen "Spitze" sein. Eines unserer großen<br />
Ziele ist, die Vorreiterstellung im Bereich „Industrie 4.0“ und<br />
Herbert Weber, OstWestfalenLippe GmbH:<br />
)) So eine <strong>Regionale</strong> ist kein Allheilmittel<br />
für alle Herausforderungen,<br />
die die Zukunft so<br />
bringt. Sie ist ein Instrument,<br />
das durch die Fördersystematiken<br />
bestimmte strukturelle Themen<br />
in den Fokus nimmt. ((<br />
der Digitalisierung weiter auszubauen. Diese Möglichkeiten<br />
haben wir und wir werden diese Themen in den nächsten<br />
fünf Jahren weiter vorantreiben. Mal schauen, was durch<br />
den Sog der <strong>Regionale</strong> sonst noch an Aktivitäten entsteht.<br />
Aus der letzten <strong>Regionale</strong> sind beispielsweise Branchen-Initiativen,<br />
wie das „Zentrum für Innovation in der Gesundheitswirtschaft“<br />
entstanden, das sehr gut versteht, dieses Thema<br />
sehr stark an OWL zu binden und es stark zu machen. Solche<br />
Dinge werden wieder passieren. Da bin ich sicher.<br />
Julia Krick: Gibt es schon Ansätze, um den ländlichen<br />
Raum als Wohn- und Arbeitsraum zu stärken und attraktiver<br />
zu machen? Wenn es gelingt Fachkräfte für die Region<br />
zu gewinnen, die aber in die Oberzentren Paderborn oder<br />
Bielefeld ziehen und dort arbeiten, können die gewünschten<br />
Effekte für die Region nicht unbedingt erfüllt werden.<br />
Annette Nothnagel: Das ist Sinn und Ziel unseres Konzepts.<br />
Der Ausgleich, die Balance zwischen Stadt und<br />
Land, ist für uns ganz zentral. Kein Gleichmachen, aber<br />
für gleiche Chancen und eine Gleichwertigkeit zu sorgen.<br />
Wir nehmen den ländlichen Raum ganz spezifisch<br />
in den Blick. Bei dem Aktionsfeld „Der neue Mittelstand“<br />
zum Beispiel geht es um Fragestellungen, die sich in<br />
den Ballungsgebieten bereits ihren Weg gebahnt haben,<br />
aber im ländlichen Raum noch Herausforderungen darstellen,<br />
wie z.B. Gründung im ländlichen Raum oder die<br />
Fachkräfte-Frage. Beim Thema Mobilität geht es ganz<br />
stark um die Anbindung des ländlichen Raums und darum<br />
Angebote zu schaffen, die beides ermöglichen, Leben und<br />
Arbeiten auf dem Land oder auch auf dem Land zu Leben<br />
und in der Stadt zu arbeiten. Auf dem ersten Workshop<br />
haben wir auch nach Ankern in der Region gefragt. Welche<br />
Städte können ihr Umland besonders gut, z.B. bei der<br />
Daseinsvorsorge, mitnehmen? Dabei schauen wir gar<br />
nicht nur auf die Großstadt und ihr Umland, sondern<br />
auch auf die kleineren Städte. Das ist eine Fragestellung,<br />
die die ganze Region stärken soll.<br />
Herbert Weber: Könnten Sie sich denn vorstellen im<br />
ländlichen Raum, auf dem Dorf, zu leben? Oder was<br />
müsste dafür passieren?<br />
Julia Krick: Ich wohne in einer Kleinstadt in Ostwestfalen-<br />
Lippe und kann mich deshalb, mit den Themensetzungen<br />
der <strong>Regionale</strong> sehr gut identifizieren. Nachdem ich die<br />
letzten Jahre in einer Großstadt gewohnt habe, habe ich<br />
bewusst den Weg zurück in die Heimat gewählt. Denn<br />
Urbanität ist auch eine Frage des sozialen Umfelds und<br />
das finde ich hier vor. Mit der <strong>Regionale</strong> habe ich auch<br />
die Hoffnung, dass in der Region mehr Urbanität entsteht<br />
und dass die <strong>Regionale</strong> als Chance und Impuls für<br />
die Region verstanden wird.<br />
Herbert Weber: Genau darum geht´s. Was müssen wir<br />
tun damit sich junge Menschen für ein Leben hier in der<br />
Region entscheiden? Das ist der Punkt und da bietet die<br />
<strong>Regionale</strong> eine ganze Menge Möglichkeiten.<br />
Julia Krick: Die Region muss die Bedürfnisse an Arbeiten,<br />
Wohnen und Leben erfüllen und Optionen ermöglichen,<br />
ein urbanes Leben in der Region führen zu können.