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Prof. Oliver Hall<br />
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Heimatwerker: Wer baut der bleibt!<br />
Über das Reallabor in Nieheim<br />
In eigener Sache - FORSCHUNGSAKTIVITÄTEN<br />
Mit Heimatwerker startete im September 2016 ein ungewöhnliches Modellprojekt<br />
in der Stadt Nieheim (Kreis Höxter). Ein altes, von Leerstand bedrohtes<br />
Ackerbürgerhaus im historischen Stadtkern wird mit vereinten Kräften von<br />
Geflüchteten, Studierenden der Hochschule OWL und Anwohnern saniert.<br />
Während des Umbaus der Immobilie (April 2017 - Ende <strong>2018</strong>) erwerben die<br />
Projektteilnehmer auf der Baustelle und in begleitenden Kursen handwerkliche<br />
Kenntnissen, die später etwa im Baugewerbe nützlich sind. Bei der Planung<br />
und der Sanierung werden die Heimatwerker fachkundig durch Architekten<br />
und Bauleiter mit sozialer Kompetenz angeleitet.<br />
Abb. 1: Auf ihrer Heimat-Tour quer durch Nordrhein-Westfalen besuchte die neue Ministerin Ina Scharrenbach am 10. August 2017 die Heimatwerker in<br />
Nieheim. “Dieses Projekt schafft Identität, stiftet Zusammenhalt und ist Brücke für eine neue Heimat”, so die Ministerin. Foto: Sebastian Becker, 2017<br />
Nach Fertigstellung des Umbaus kann die Werkstatt von allen<br />
Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt Nieheim für<br />
handwerkliche und kreative Tätigkeiten sowie für andere<br />
gemeinschaftliche Zwecke genutzt werden. Dieses Konzept<br />
wurde in einer gemeinsamen Projektwoche entwickelt, an<br />
der rund 50 Personen – Geflüchtete, Studierende, Schüler,<br />
ehrenamtlich aktive Nieheimer – mitwirkten.<br />
Von dem Modellprojekt Heimatwerker sollen alle Beteiligten<br />
profitieren: Die Asylsuchenden können sich beruflich<br />
qualifizieren, ihre Sprachkenntnisse verbessern und<br />
erhalten die Möglichkeit, sich aktiv zu integrieren; die Gewerbetreibenden<br />
aus der lokalen Baubranche generieren<br />
beruflichen Nachwuchs; die Studierenden sammeln<br />
fachliche und soziale Erfahrungen; die Stadt Nieheim erhält<br />
historische Bausubstanz durch eine neue Gemeinbedarfsnutzung<br />
und schafft Bleibeperspektiven für die<br />
Asylsuchenden; den Bewohnerinnen und Bewohnern<br />
von Nieheim werden Räume für handwerkliche und kreative<br />
Tätigkeiten zur Verfügung gestellt und insgesamt<br />
entsteht ein Begegnungsort der Kulturen.<br />
Die Sanierung des Hauses wird finanziert durch das Städtebau-Sonderförderprogramm<br />
des Ministerium für Heimat,<br />
Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
und einen Eigenanteil der Stadt Nieheim.<br />
Weitere Kosten für Organisation, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Veranstaltungen und Dokumentation trägt StadtBauKultur<br />
NRW. Darüber hinaus werden für den Umbau und die<br />
langfristige Nutzung des Gebäudes weitere Fördergeber,<br />
Sponsoren und Spenden gewonnen, hierfür wurde eigens<br />
der Förderverein Heimatwerker e.V. gegründet.<br />
Heimatwerker ist dabei ein Pilotprojekt zur Integration<br />
von Geflüchteten auf dem Land, aber auch zur<br />
Bekämpfung des teilweise stadtbildprägenden Leerstands<br />
in historischen Ortskernen. Die Strategie zur<br />
Schaffung von Bleibeperspektiven für Geflohene sind<br />
praktische Qualifizierungsmaßnahmen vor Ort und das<br />
„Selber machen lassen“. Dies beinhaltet von Beginn an<br />
einen praktischen Anteil der Studierenden, die sich z.B.<br />
in Lehrmodulen zu „Konstruktion und Ausbau“ einbringen.