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SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU Festschrift anlässlich des 100 ...

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Vermutlich hatt' er damals schon<br />

die richtige Intuition,<br />

daß solche strapaziösen Taten<br />

man besser löst mit Automaten.<br />

Doch vorerst ging es mal bergab,<br />

weil’ s eine Schiffbaukrise gab,<br />

und unser Mensch, auch er muß wandern<br />

von einer Firma hin zur andern.<br />

Bei Werner Genest lernt er Dämpfen<br />

und Vibrationen zu bekämpfen.<br />

Er freut sich, wenn es ihm gelingt,<br />

daß etwas überkritisch schwingt,<br />

so wie bei Damen unterm Mieder,<br />

es bebt beim Tanzen auf und nieder,<br />

sofern sie noch im zarten Alter –<br />

später dämpft der Büstenhalter.<br />

Dem Chronisten sei’n verzieh’n<br />

die analogen Phantasien.<br />

Wir sehen in der Folgezeit<br />

den Menschen bei der Tätigkeit,<br />

daß er lustlos inspiziert,<br />

wie man Dosen produziert,<br />

und er faßte den Entschluß,<br />

daß weiter er studieren muß.<br />

So etwa anno zweiunddreißig<br />

studiert der Mensch nun wieder fleißig<br />

bei den großen Koniferen,<br />

die in Berlin den Schiffbau lehren.<br />

Es sind nicht nur in unserem Land<br />

auch international bekannt:<br />

Weinblum, Schnadel, Schütte, Horn<br />

sind in der Schiffstechnik ganz vorn.<br />

So fuhren einst Professor Schnadel<br />

und and’re aus dem Schiffbauadel<br />

mit SAN FRANZISKO in den Westen,<br />

um Streß und Seegang aufzumessen<br />

und ihre Kenntnis zu vertiefen –<br />

doch ach, voll süßen Weines schliefen<br />

die meisten, als an Golfstroms Quelle<br />

sich aufbaut’ die Jahrhundertwelle.<br />

Der Mensch, er war ein Realist,<br />

der auch die Mädchen gern geküßt,<br />

- Wer zählt die Häupter, nennt die Damen,<br />

die freundlich ihm entgegenkamen! –<br />

doch stärker noch zog es ihn an,<br />

zu weisen den Klabautermann<br />

in <strong>des</strong> Aberglaubens Schranken,<br />

wenn Schiffe kenterten und sanken.<br />

2<br />

Denn während beim intakten Schiff<br />

man technisch alles fast begriff,<br />

konnt’ man in Seeamtssprüchen lesen,<br />

daß "höhere Gewalt" gewesen,<br />

was Schiffe so weit seitwärts neigte,<br />

bis daß der Kiel zum Himmel zeigte.<br />

Der Mensch erkannte sonnenklar,<br />

daß hier ein Loch im Wissen war.<br />

Warum und wie, das war die Frage,<br />

ergibt sich solche schiefe Lage?<br />

Der Mensch begann das Loch zu<br />

schließen<br />

nicht nur durch Unfallanalysen.<br />

Und heute können wir erwähnen,<br />

daß ungefähr seit drei Jahrzehnten,<br />

was er erforschte übers Kentern,<br />

sich nur noch wenig hat geändert.<br />

Das Phänomen erschließt sich ganz<br />

mit seiner Stabilitätsbilanz,<br />

die alles in Betrachtung zieht,<br />

was linksherum und rechtsrum dreht:<br />

Seegangshebel, Zusatzmasse,<br />

Winddruck, Deckslast voller Wasser,<br />

Trossenzug und Eis an Deck,<br />

Passagiere mit Gepäck.<br />

Auch auf der Karriereleiter<br />

ging es seit Berlin stets weiter:<br />

bei Horn erst Oberingenieur,<br />

in Dessau-Roßlau Konstrukteur<br />

von Booten, die mit Flügelrahmen<br />

dynamisch aus dem Wasser kamen,<br />

zuletzt im Krieg bei Blohm und Voss<br />

im U-Bootsbau Montageboß.<br />

Auch diesmal ging der Endsieg flöten,<br />

doch Schiffbaustudium war vonnöten.<br />

Bald sehen wir den Menschen eilen<br />

- verspätet meist - ,um mitzuteilen<br />

sein Wissen an der Fachhochschule.<br />

Nur selten saß er auf dem Stuhle.<br />

Dozierend ging er auf und nieder<br />

und gab auch Lebensweisheit wieder.<br />

Als positiv sei noch berichtet,<br />

daß er nicht trocken unterrichtet,<br />

sondern stets mit "Weltanschauung"<br />

seine Thesen untermauert.<br />

So mancher, der zu seinen Füßen<br />

konnte diesen Stil genießen,<br />

machte später wohl Karriere<br />

dank <strong>des</strong> Menschen weiser Lehre.

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