22.12.2012 Aufrufe

SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU Festschrift anlässlich des 100 ...

SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU Festschrift anlässlich des 100 ...

SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU Festschrift anlässlich des 100 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ste je einen Lehrstuhl in Hamburg und Hannover ausfüllen. Ich vermeide hier das wort 'leiten', denn<br />

natürlich gehörten dazu auch Vorlesungen, Prüfungen und akademische Ämter. Außerdem war Wendel<br />

mitverantwortlich für das Ingenieurbüro 'Schiffko', das ihm gehörte, und er hatte ein Büro mit mehreren<br />

Redakteuren und einer Sekretärin für die Herausgabe von zwei schiffstechnischen Zeitschriften, die<br />

von ihm gegründet wurden und die bis heute weiterleben: Hansa und Schiffstechnik. Die heute üblichen<br />

umständlichen Berufungsverfahren und Stellenwidmungen gab es damals für solche 'Unterprofessoren'<br />

noch nicht; Professor Wendel durfte sich einfach jemanden aussuchen. So rief er mich eines Tages im<br />

Germanischen Lloyd, wo ich zu der Zeit arbeitete, an und bat mich, ihn nach Feierabend zu besuchen.<br />

Dort machte er mir das Angebot, die neue Stelle in Hannover zu besetzen. Nachdem ich ihm eine<br />

vorläufige Zusage gegeben hatte, fragte er mich, wie wir die Stelle widmen sollten. Ich schlug ihm<br />

'Rechnergestützter Schiffsentwurf' vor, veranlasst durch eine entsprechend gewidmete Stelle, die Prof.<br />

Nowacki in Ann Arbor an der University of Michigan innehatte. Wendel akzeptierte sofort, veranlasste<br />

alles Notwendige in Hannover, und nach etwa 3 Monaten konnte ich meine Arbeit im hannoverschen<br />

Lehrstuhl von Prof. Wendel beginnen. Prof. Wendel förderte meine Arbeit nach Kräften, ohne sich<br />

einzumischen; einen angenehmeren Chef konnte ich mir nicht wünschen.<br />

Es dauerte dann noch etwa 6 Jahre, bis Prof. Wendel emeritiert wurde. Nun hatte er erstmals Zeit<br />

für ein neues Hobby: Er kaufte sich einen Rechner (wie alles bei ihm: vom Feinsten), lernte programmieren<br />

und machte Programme für die Abschätzung <strong>des</strong> Widerstands von Schiffen. Seine damalige<br />

Sekretärin und heutige Witwe, Frau Prien- Wendel, war ihm dabei eine unübertreffliche Hilfe, wie<br />

er immer wieder betonte. Dem Stand der Technik entsprechend beruhten einige dieser Programme<br />

auf der Interpolation zwischen systematisch variierten Modellformen, wie sie z.B. in dem viel benutzten<br />

Buch von Taylor/Gertler dokumentiert sind. Auch spätere Ergänzungen dieser Versuchsserie<br />

wurden von ihm eingearbeitet. Andere Verfahren beruhten auf Regressionsanalysen, die auf den Versuchsergebnissen<br />

aufbauten, welche in der täglichen Arbeit von Schiffbau-Versuchsanstalten anfielen.<br />

Prof. Flessner, der Prof. WendeIs Mitarbeitern in den 60er Jahren den Zugang zu dem genannten<br />

Zuse-Rechner ermöglicht hatte und inzwischen Informatik-Professor an der Universität Hamburg war,<br />

beriet ihm beim Kauf neuer Rechner und zur Verwendung der geeignetsten Programmiersprache. Ich<br />

selbst erbte seinen letzten, von Prof. Flessner zusammengestellten und eingerichteten Rechner, und das<br />

von ihm empfohlene Programmiersystem Mathematica. Lange habe ich mit diesem Rechner in meinem<br />

Büro gearbeitet; inzwischen ist er allerdings aus dem Institut ausgemustert und hat eine Verwendung<br />

in meinem Privat haus gefunden.<br />

Ich schließe mit einem weiteren Zitat aus dem Gedicht von Bruno Arndt zu WendeIs 80. Geburtstag,<br />

das WendeIs Leben nach der Emeritierung beschreibt:<br />

1 Literatur<br />

Der Mensch ist nun ein Emerit,<br />

doch lebt er nicht als Eremit.<br />

Mit Leidenschaft er programmiert<br />

und Datenmengen regressiert,<br />

um der Romantik letzten Schimmer<br />

zu treiben aus dem Arbeitszimmer<br />

der Ingenieure, die noch glauben,<br />

zum Schiffs entwurf genügt ihr Daumen.<br />

Arndt, B. (1988), 1908 - Professor Wendel - 1988, unveröffentlicht<br />

Knüpffer, K. (1961), Vorführung schiffbaulicher Berechnungen auf dem Elektronenrechner IBM 650 an der<br />

Technischen Hochschule Hannover, Hansa 98/10, S. 961-967<br />

Prohaska, C.W. (1959), Das elektronische Rechenverfahren im Schiffbau, Schiff und Hafen 1959/11, S. 957-960<br />

Söding, H. (1968), Das Leckverhalten von Frachtschiffen, Hansa 105 S. 571-574<br />

Völcker, H. (1961), Berechnung oder Modellmessung der Sinksicherheit von Schiffen, Hansa 98/23, S. 2418-2420<br />

27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!