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SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU Festschrift anlässlich des 100 ...

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TU Hamburg-Harburg: Kolloquium zum <strong>100</strong>. Geburtstag von Prof. Dr.-Ing. Kurt Wendel<br />

Die erforderlichen Stabilitätswerte wurden über eine Extrapolation der Grenzwellenhöhe <strong>des</strong><br />

Kenterzustan<strong>des</strong> ennittelt. Das Verhältnis Begegnungsperiode zu mittlerer Kenterzeit als die<br />

relative Häufigkeit ergibt die Grenzwellenhöhe Hk, berechnet nach einer Fonnel von Longuet-<br />

Higgins 11952/. Aus der Exponentialverteilung der Kenterzeiten wird die größere und damit<br />

seltenere noch zu überstehende Wellen steilheit berechnet, die in dem 95% aller gemessenen<br />

Kenterfälle umfassenden Zeitraum nur noch 5% Kentern erwarten lässt. Das GM der<br />

Messreihe wird im Verhältnis bei der Wellensteilheiten vergrößert, und man erhält das<br />

Min<strong>des</strong>t - GM bzw. die zugeordneten Min<strong>des</strong>thebel für Sicherheit gegen Kentern. Das damals<br />

angewendete Verfahren für die Bauvorschrift BV1031 wurde in der Untersuchung zum<br />

Kentern <strong>des</strong> Kümo "Lohengrin" beschrieben /Boie und Kastner, mit Vorwort Prof. Wendel<br />

1963, auch ausführlich in Kastner NATO 1967/.<br />

Der "Saldo" der Hebelannbilanz für das intakte Schiff ergab sich in Auswertung der<br />

umfangreichen Kenterversuche. So wurde in der Stabilitätsvorschrift der Bun<strong>des</strong>marine<br />

folgen<strong>des</strong> festgelegt /Wendel et al 1965/:<br />

Die krängenden Hebel aus frei beweglichen Flüssigkeiten und aus Drehkreis werden mit dem<br />

aufrichtenden Hebel in Glattwasser bilanziert. Hinzu kommt die Bilanz der Hebel aus<br />

Flüssigkeit und Wind mit den Hebeln im Seegang, hydrostatisch als Mittel aus der Lage in<br />

Berg und Tal einer Trochoidenwelle von Schiffslänge. Für beide Fälle werden statische<br />

Krängung auf 15 Grad und Resthebel auf 10 cm begrenzt (bzw. 25 Grad mit 20 cm Saldo<br />

unterhalb von 55 Grad). Als zusätzliche Absicherung musste der Saldo im Wellenberg im<br />

Maximum größer als 5cm sein, mit einem Umfang von min<strong>des</strong>tens 10 Grad.<br />

Zur Vereinfachung wurden Resthebel und Winkelumfang gewählt, dabei aber darauf geachtet,<br />

dass damit eine gewisse Restfläche implizit definiert ist. Die Berechnung der Hebel im<br />

Seegang ist zwar rein hydrostatisch, erlaubt jedoch auf einfache Weise die Erfassung der<br />

extremen Veränderung der vom Wasser benetzten Schiffsfonn im Seegang. Das Rollverhalten<br />

wird über die Kenterversuche und den zu fordernden Saldo berücksichtigt.<br />

Vorbild in Wissenschaft und Praxis<br />

Ergebnisse mit bis heute wirkendem Einfluss in Schiffsentwurf und Schiffssicherheit wurden<br />

möglich durch zahlreiche neuartige, ja seinerzeit revolutionäre Ansätze von Professor<br />

Wende!. Hinzu kam seine Fähigkeit, junge Forscher anzuregen und ihnen Freiraum für<br />

selbständiges Arbeiten zu geben. Seine persönlichen Hinweise beschränkten sich auf knappe,<br />

scheinbar belanglose Bemerkungen, deren diffiziler Kern sich erst nach längerem<br />

Nachdenken erschloss.<br />

Schon zu Lebzeiten war Professor Kurt Wendel hoch verehrt. Typisch für ihn waren eine<br />

hanseatisch ruhige und gediegene Art, unkonventionelles Denken, ein immer elegantes<br />

Äußeres, die betonte Pflege der Fachsprache und eine absolute Fairness.<br />

Für seine Schüler und Mitarbeiter war er Vorbild in wissenschaftlichem Denken, in seiner<br />

Offenheit für Neues, der Freude an schwierigen Aufgaben, dem Sinn für praktische<br />

Aufgabenstellungen in Schiffsentwurf und Theorie.<br />

Schrifttum<br />

Wendel, K.: Rollschwingungen und Hebelarmkurve. "Schiffbau 1940<br />

Wendel, K.: Wann kentert ein Schiff? Hansa 87, S. 972-974, Hamburg 1950<br />

Wendel, K.: "Stabilitätseinbußen im Seegang und durch Koksdeckslast", Untersuchungen an einem<br />

mittelgroßen Seeschiff (Irene Oldendorft), Hansa 91, S. 2000-2002, Hamburg 1954<br />

Wendel, K., Platzoeder, W.: Der Untergang <strong>des</strong> Segelschulschiffes "Pamir". Hansa 95, S. 367ff, Hamburg 1958<br />

Wendel, K.: "Sicherheit gegen Kentern". VDI-Zeitschrift, Band <strong>100</strong>, 1958, Nr. 32, S. 1523/33<br />

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