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SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU Festschrift anlässlich des 100 ...

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Kolloquium zum <strong>100</strong>. Geburtstag von Prof. DrAng. Kurt Wendel<br />

am 6. Juni 2008 in der Technischen Universität Hamburg-Harburg<br />

Einführung <strong>des</strong> Seegangs in die Stabilitätsbilanz nach Wendel<br />

Prof Dr. Ing. Sigismund Kastner, Hochschule Bremen<br />

Die Stabilitätsbilanz<br />

In seinem VDI-Aufsatz "Sicherheit gegen Kentern" 1958 führte Wendel zur "Bemessung der<br />

Stabilität" folgen<strong>des</strong> aus, Zitat: "Die Aufgabe besteht darin, die aufrichtenden Momente so<br />

groß zu machen, dass sie die kippenden überwiegen." Und weiter:<br />

"Sobald das Schiff in seinen wesentlichen Teilen entworfen ist, sollten die<br />

kippenden Momente den aufrichtenden gegenüber gestellt werden.<br />

Eine Stabilitätsbilanz eines Schiffes müsste folgende Angaben enthalten:<br />

Hebelarme der kippenden Momente durch<br />

1. nicht voll gefüllte Tanks<br />

2. unbeabsichtigte Verschiebung der Ladung und anderer Gewichte<br />

3. zusätzliche Gewichte: Wasser auf Deck, Wasser in lecken Räumen, Vereisung<br />

4. Winddruck<br />

5. Zentrifugalkraft im Drehkreis<br />

6. bis 8. besondere Beanspruchungen, z. B. Grundberührung, hängende Lasten,<br />

Trossenzug (Schlepper)<br />

9. BerichtiJ:!Unfl<strong>des</strong> aufrichtenden Moments wegen Seeganfls<br />

10. Sicherheit (Saldo) (Diese Unterstreichungen nicht im Originalaufsatz)<br />

Hebelarme der aufrichtenden Momente:<br />

11. für den betrachteten Beladungszustand einschließlich Korrekturen<br />

12. von mit tragenden Aufbauten, Decksladungen usw." Ende <strong>des</strong> Zitates.<br />

Alle auftretenden Momente zur Beurteilung der Kentersicherheit schon beim Entwurf zu<br />

berücksichtigen, war ein wegweisender Ansatz für die Entwicklung von Stabilitätskriterien.<br />

Bis dahin war die Verwendung der 1939 aus Schiffsunglücken abgeleiteten Kriterien von<br />

Rahola für die Hebelkurve in Glattwasser üblich. Die Wendelbilanz bedeutet eine<br />

Hinwendung zur Berechnung aller wirkenden Momente am Schiff und gab damit der<br />

Forschung und Praxis zur Erhöhung der Schiffssicherheit wesentliche Impulse.<br />

Wendel schreibt auch NDI 1958/, Zitat: "Mit der kaufmännischen Bilanz teilt diese<br />

Gegenüberstellung die Eigenschaft, dass einige Posten unsicher sind", Ende <strong>des</strong> Zitates.<br />

Das trifft vermutlich heute, genau 50 Jahre später, noch immer zu, obwohl wir seitdem eine<br />

dramatische Entwicklung der Berechnungsmethoden und auch der Darstellung der Ergebnisse<br />

zu verzeichnen haben (siehe z. B. die von Kuo 1975 begründeten internationalen STAB<br />

Konferenzen und die !MO Workshops). Die Entwicklung geht in Richtung "Performance-<br />

Based Criteria", d.h. das Seeverhalten <strong>des</strong> Schiffes soll direkt in die Sicherheitsvorschriften<br />

zur Intaktstabilität eingehen /Krüger et al 2007 und Belenky et al 2008/.<br />

Die Segelschulschiffe "Pamir" und "Gorch Fock"<br />

Wendel hatte die Stabilitätsbilanz zuerst zur Klärung von Schiffsverlusten auf See<br />

herangezogen, so 1954 für das MS "hene Oldendorff", dann zur Analyse <strong>des</strong> Untergangs der<br />

Viermastbark "Pamir" am 21. Sept. 1957 südwestlich der Azoren. Von den 86 Mann<br />

Besatzung <strong>des</strong> Segelschulschiffes der deutschen Handelsschifffahrt wurden nur sechs gerettet.<br />

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