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SCHRIFTENREIHE SCHIFFBAU Festschrift anlässlich des 100 ...

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welchem Betriebszustand wird das Schiff getroffen, d.h. welche Intaktstabilität steht zur<br />

Verfügung und damit, welche Seegangsverhältnisse kann das Schiff danach noch<br />

überstehen. Es gehört Übersicht und Weitblick dazu, sich auf die wesentlichen Parameter<br />

zu beschränken; es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, die ebenso dem Zufall unterliegen.<br />

Aber man muß ja bedenken: um mit dem mathematischen Werkzeug der<br />

Wahrscheinlichkeitstheorie beurteilbare Ergebnisse zu erzielen, bedarf es der Kalibrierung,<br />

d.h. der Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses muß ein konkreter Zahlenwert zugeordnet<br />

werden. Der wird im allgemeinen aus statistischem Material gewonnen. Das sind in diesem<br />

Fall nachträglich (meistens zu spät) erhobene Daten von Kollisionsschäden. Es ist leicht<br />

nachvollziehbar, daß solche Daten in einigermaßen ausreichender Menge und Qualität nur<br />

für ganz wenige Parameter zu gewinnen sind.<br />

Ich habe diese wenigen Einzelwahrscheinlichkeiten genannt. Aus ihnen entsteht die<br />

Basisformel<br />

Summe a p s<br />

Ohne in die Details gehen zu wollen, bedeutet dies: ich berechne die Wahrscheinlichkeit, mit<br />

der ein Leck bestimmter Länge an einer bestimmten Stelle <strong>des</strong> Schiffes auftritt und die<br />

Wahrscheinlichkeit, mit welcher das Schiff diese konkrete Beschädigung übersteht. Das<br />

Ergebnis ist eine Teilwahrscheinlichkeit für das Überleben <strong>des</strong> Schiffes. Die Summe aus<br />

allen möglichen Lecks an allen möglichen Positionen über die Länge <strong>des</strong> Schiffes ergibt<br />

dann einen Wert, der je nach Entwurf (z.B. Hauptabmessungen, Stellung der Querschotte)<br />

unterschiedlich ausfällt. Jetzt muß nur noch der so errechnete Zahlenwert einem zu<br />

erreichenden gegenübergestellt werden, um sagen zu können: Vorschrift erfüllt – oder nicht.<br />

Nur noch! Das Prinzip ist einfach und klar, die Schwierigkeiten sind mannigfaltig. Um nur<br />

eine zu nennen: welchen Zahlenwert soll die Vorschrift fordern? nahe liegend der Weg: ich<br />

betrachte eine Vielzahl existierender Schiffe, die den bisherigen Vorschriften genügen und<br />

definiere damit über Mittelwertbetrachtungen das neue Niveau, je nach Situation ein im Mittel<br />

gleiches oder ein höheres. Auch das erscheint einfach, zumin<strong>des</strong>t logisch.<br />

Daß das logisch ist, haben weder die Skeptiker noch die Opponenten bestritten, aber...<br />

Ich führe nur die beiden wesentlichen Widerstände an:<br />

Der Skeptiker sagt, die bisherige Vorschrift sah vor, daß z. B. ein Leck „vereinbarter“ Größe<br />

an jeder Stelle <strong>des</strong> getroffenen Schiffes ertragbar sein musste; jetzt sollte man seine Anteile<br />

a p s irgendwo sammeln können, was bedeutete, daß eine Achillesferse bleiben konnte.<br />

Mein erster Chef in den 60er Jahren, bei aller Sympathie, die er für diesen neuen Ansatz<br />

hatte, pflegte zu sagen: wie unwahrscheinlich auch immer, die Erfahrung lehrt, gerade dort<br />

knallt es! Wie kann ich einen Schiffsuntergang erklären und rechtfertigen mit dem Argument,<br />

dieser Treffer war hinreichend unwahrscheinlich? – Dieser Einwand kann mit einem<br />

Kompromiss aus der Welt geschafft werden, indem man die wahrscheinlichkeitsbasierte<br />

Vorschrift mit einem deterministischen Gerippe kombiniert, z. B. das Schiff muß 2-<br />

Abteilungs-Status haben. So ist es dann auch gemacht worden.<br />

Schwieriger als mit diesen Skeptikern hatte man es mit den Opponenten, die mit vielerlei<br />

anders gelagerten Argumenten kamen. Um nur das wichtigste zu nennen: das geforderte<br />

Niveau dieser Summe a p s mag dem gemittelten Sicherheitsniveau der existierenden<br />

Schiffe entsprechen – nachgewiesen durch eine Vielzahl von Nachrechnungen von<br />

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