102 tirol.kooperiert „Da passiert etwas Historisches“ AUTOR MAGNUS GRATL LINKS: Bgm. Paul Hauser, Gemeinde Matrei a. B., Bgm. Alfons Rastner, Gemeinde Mühlbachl, und Bgm. Alexander Woertz, Gemeinde Pfons auf dem Weg einer möglichen Gemeindefusion. (© Kreativstadl Tirol)
tirol.kooperiert 103 Der Terminkalender für die Gemeinderäte der drei Wipptaler Gemeinden Matrei am Brenner, Mühlbachl und Pfons ist nicht erst seit heuer eng getaktet. Während in den Vorjahren die Vertiefung einer Kooperation auf Verwaltungsebene im Mittelpunkt stand, soll jetzt stärker bei den Bauhöfen kooperiert werden. Gleichzeitig werden am 20. September 2020 die Bürgerinnen und Bürger zu den Urnen gerufen. „Wir wollen ein Stimmungsbild, ob aus Sicht der Menschen in unseren Gemeinden eine Fusion überhaupt Sinn macht. Darum hoffen wir im September auf eine möglichst hohe Wahlbeteiligung“, so die drei Bürgermeister Paul Hauser (Matrei), Alfons Rastner (Mühlbachl) und Alexander Woertz (Pfons). Gemeinsam mit den Gemeinderäten wurde daran intensiv gearbeitet. Bereits Anfang Jänner traten die drei Gemeinderäte zu einer gemeinsamen Klausur zusammen. Erste rechtliche Fragen, Vor- und Nachteile sollten abgewägt werden. In einer zweiten Klausur im Frühjahr wurden dann Inhalte besprochen und ein Fragen- und Antwortenkatalog für die Bürgerinnen und Bürger ausgearbeitet. „Sie wurden auch per Postwurf eingeladen, ihre Fragen, Sorgen, Ängste und Chancen zu formulieren. Hier sind viele Vorschläge eingelangt“, sagt dazu Bürgermeister Paul Hauser. Er betont das harmonische Arbeitsklima in diesen Klausuren, bei dem auch kritische Fragen aufgearbeitet wurden. In einem zweiten Schritt wurde eine umfangreiche Informationsbroschüre für die drei Gemeinden vorbereitet. „Hier finden sich die Ergebnisse aus den Klausuren, Zahlen und Fakten, Interviews, aber auch alle wichtigen Daten die Volksbefragung betreffend“, führt Bürgermeister Alfons Rastner aus. Jetzt im Sommer wird eine Gemeindeversammlung vorbereitet, die am 10. September stattfinden soll. „Bei dieser Versammlung sollen die letzten Fragen beantwortet werden. Schließlich ist für uns die Volksbefragung richtungsweisend. Wir hoffen daher, dass in allen drei Gemeinden eine gute Wahlbeteiligung erreicht wird“, erklärt Bürgermeister Alexander Woertz. Die drei Bürgermeister und ihre Gemeinderäte beschließen im Juli die Ausschreibung der Volksbefragung. DIE FRAGESTELLUNG IST EIN- DEUTIG UND KANN SO AUCH MIT JA ODER NEIN BEANT- WORTET WERDEN, WIE ES DIE TIROLER GEMEINDEORDNUNG VORSIEHT. „,Stimmen Sie einer Fusion der drei Gemeinden Matrei am Brenner, Mühlbachl und Pfons zu?‘ Klarer kann man es nicht formulieren. Wir haben an diesem Tag in allen drei Gemeinden die Wahllokale gleichzeitig geöffnet und wollen das Ergebnis auch gemeinsam verkünden. Wichtig war uns, dass auch die Briefwahl möglich ist“, sagt Bürgermeister Rastner. Unabhängig von der Fusion soll jetzt die weitere Zusammenarbeit bei den Bauhöfen vertieft werden. „Auch hier gilt, die Mitarbeiter müssen mitgenommen werden und die Kooperation in diesem Bereich mittragen. Nur dann sind wir erfolgreich“, meint Bürgermeister Paul Hauser. Das Wo und Wie wird über die externe Begleitung durch die GemNova gemeinsam mit den Bauhofmitarbeiterinnen und -mitarbeitern ausgearbeitet. „Die externe Begleitung war für die Vorbereitung der Volksbefragung wichtig und ist es auch bei den weiteren Kooperationsschritten. Wir als Bürgermeister sind sehr positiv eingestellt, Bevölkerung und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ja hauptbetroffen sind, müssen diese Schritte aber mittragen“, so Alexander Woertz, Bürgermeister in Pfons. Für alle drei Gemeindeoberhäupter wird die Entscheidung im Herbst mit Spannung erwartet. „Es ist eigentlich alles offen. Wir wünschen uns eine hohe Wahlbeteiligung und ein eindeutiges Ergebnis. Dann werden die Gemeinderäte zur Tat schreiten. Sollte eine Mehrheit für die Fusion sprechen, werden die nächsten Schritte noch heuer eingeleitet“, unterstreichen die drei Bürgermeister. Doch dann müssten sich die Bürgerinnen und Bürger noch gedulden. Denn frühestens mit 1. Jänner 2022 entstünde eine neue Gemeinde aus den bisherigen drei Orten. Bis dahin wären auch emotionale Fragen wie Gemeindename oder Gemeindewappen eindeutig geklärt. „Am 20. September passiert etwas Historisches für unser Land. Die Augen werden sich ins Wipptal richten“, sagen Hauser, Rastner und Woertz abschließend.