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Ausgabe 1, August 2020

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tirol.digital<br />

25<br />

DIE NACH-CORONA-ZEIT<br />

UND DIE DIGITALISIERUNG<br />

AUTOR<br />

GEORG KEUSCHNIGG<br />

Eines ist sicher:<br />

Die Corona-Zeit hat der digitalen<br />

Kompetenz der Bevölkerung<br />

ordentlich Rückenwind verliehen!<br />

Im Homeoffice war man gezwungen,<br />

sich selbst einzuloggen, Passwörter<br />

einzugeben, sich mit den<br />

Internetdiensten in englischer<br />

Sprache auseinanderzusetzen,<br />

Konferenztools herunterzuladen,<br />

Systeme zu synchronisieren und<br />

vieles mehr. Was bleibt aber aus<br />

dieser Zeit, die jederzeit wiederkehren<br />

kann, und wie verändert<br />

sich die Gesellschaft?<br />

Außer Streit steht nunmehr, dass<br />

die Breitbandinfrastrukturen bis<br />

ins letzte Haus zu errichten sind.<br />

Ohne vernünftige Bandbreiten<br />

funktioniert das Homeoffice nicht,<br />

können die Kinder nicht lernen und<br />

kann kein EPU betrieben werden.<br />

Der Aufwand, den die Gemeinden<br />

mit massiver Unterstützung des<br />

Landes und des Bundes betreiben,<br />

hat in dieser Phase schon<br />

viel gebracht.<br />

Nach der Verfügbarkeit der Infrastruktur<br />

ist es die digitale Kompetenz,<br />

an der wir arbeiten müssen.<br />

Im Homeoffice gibt es keine IT-<br />

Abteilung, die einem alles konfiguriert.<br />

Und die Kolleginnen und<br />

Kollegen rollen die Augen, wenn<br />

man am Telefon zu begriffsstutzig<br />

ist. Der eine oder andere Kurs<br />

über die Basics der digitalen Welt<br />

wird daher wohl auch für ältere<br />

Semester unabdingbar sein.<br />

Die nächste Erkenntnis ist, dass<br />

das Teleworking funktioniert. Viele<br />

haben die Software, die es für<br />

Besprechungen und Konferenzen<br />

bereits gibt, erst jetzt kennengelernt.<br />

Wer als Tiroler viel in Wien<br />

zu tun hat, weiß um den Zeitaufwand<br />

für Sitzungen in der Bundeshauptstadt,<br />

wo sich in Österreich<br />

alles zusammenballt. Die Wiener<br />

Kolleginnen und Kollegen wechseln<br />

nur den Konferenzraum, bei unsereinem<br />

geht ein ganzer Tag drauf,<br />

von den Kosten gar nicht zu reden.<br />

Bisher hat die Gesellschaft auf<br />

die Distanzunabhängigkeit, welche<br />

die Digitalisierung ermöglicht,<br />

nicht wirklich reagiert. Nach wie<br />

vor gilt es als selbstverständlich,<br />

dass jeder, der in den Regierungsstellen<br />

etwas auf sich hält, in Wien<br />

oder in Innsbruck sitzen muss. Mit<br />

allen Folgen für den Verkehr, und<br />

was jetzt noch wichtiger geworden<br />

ist, für die Zusammenziehung<br />

von Menschen an einem Platz. Das<br />

Internet ist so weit entwickelt,<br />

dass sich die Gesellschaft ohne<br />

Effizienzverluste viel dezentraler<br />

aufstellen kann. Was Andrä Rupprechter<br />

mit dem Masterplan für<br />

den ländlichen Raum begonnen<br />

hat, sollte mit Nachdruck vorangetrieben<br />

werden.<br />

Um möglichen Einwänden vorab<br />

den Wind aus den Segeln<br />

zu nehmen: Die Welt ist nicht<br />

schwarz-weiß, es gibt nicht<br />

Homeoffice oder Bürobetrieb. Die<br />

Abläufe müssen neu austariert<br />

werden. Der menschliche Kontakt<br />

in einem Betrieb wird auch weiterhin<br />

wesentlich sein. Es wird viele<br />

Mischformen geben; zwei Sitzungen<br />

digital, zwei am Firmenstandort.<br />

Und die letzteren werden so<br />

organisiert sein, dass der menschliche<br />

Austausch bewusst gefördert<br />

wird. Oder drei Tage im Büro und<br />

zwei Tage daheim. Damit können<br />

auch diejenigen, die in den Bezirken<br />

leben, Jobs in den Zentralorten<br />

annehmen. Drei Tage pendeln<br />

geht, fünf oft nicht mehr.<br />

Die Corona-Krise wird uns allen<br />

noch viel Kopfweh bereiten. Die<br />

Chancen und neuen Sichtweisen,<br />

die sie mit sich bringt, sollten aber<br />

für neue Strategien in der Landesentwicklung<br />

genützt werden.

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