279.tirol
Ausgabe 1, August 2020
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78 tirol.sozial<br />
Schulsozialpädagogik –<br />
what’s that?<br />
ZUR AUTORIN<br />
MAG. CARINA GRUBER<br />
Carina Gruber ist seit Juli 2016<br />
als Sprachtrainerin bei GemNova,<br />
seit Mai 2019 ist sie zudem im<br />
GemNova Bildungspool für die<br />
Koordination der Schulassistentinnen<br />
und Freizeitbetreuerinnen im<br />
Tiroler Unterland zuständig.<br />
Kontakt: c.gruber@gemnova.at<br />
Soziales Lernen als Lerngegenstand gibt<br />
es an diversen Schulstandorten in Tirol<br />
schon seit geraumer Zeit, die Einbettung<br />
in das Konzept der Schulsozialpädagogik<br />
ist hingegen noch nicht so weit verbreitet.<br />
Das erste tirolweite Pilotprojekt startete<br />
im Jahr 2009 an der NMS, damals<br />
noch Hauptschule, in Fieberbrunn im Tiroler<br />
Unterland. Inzwischen haben einige<br />
Gemeinden nachgezogen, unter anderem<br />
die Gemeinde Kössen, welche seit dem<br />
Frühjahr 2017 das Projekt Schulsozialpädagogik<br />
an der hiesigen Neuen Mittelschule<br />
anbietet.<br />
Umgesetzt wird das Projekt Schulsozialpädagogik<br />
an der NMS Kössen seit Anbeginn<br />
von Dipl. Soz.-Päd. Nicole Mayr und<br />
Mag. Bernhard Lang. Die beiden Schulsozialpädagogen<br />
fokussieren sich im<br />
Unterrichtsfach Soziales Lernen auf die<br />
sozialen Belange der Schülerinnen und<br />
Schüler. Klassenverbände sind eine heterogene<br />
Zusammensetzung aus unterschiedlichsten<br />
Charakteren, die mitten<br />
in ihrer Identitätsfindungsphase stecken.<br />
Diese Mischung birgt natürlich ein gewisses<br />
Konfliktpotenzial in sich, und da setzt<br />
die Schulsozialpädagogik an, um mit ausgewählter<br />
Methodik mit den Kindern diese<br />
Thematiken zu bearbeiten.<br />
KLASSENVERBÄNDE<br />
SIND EINE HETEROGENE<br />
ZUSAMMENSETZUNG<br />
AUS UNTERSCHIED-<br />
LICHSTEN CHARAK-<br />
TEREN, DIE MITTEN IN<br />
IHRER IDENTITÄTSFIN-<br />
DUNGSPHASE STECKEN.<br />
Die zu behandelnden Themen verändern<br />
sich natürlich je nach Altersstufe. „Wo es<br />
in der ersten Klasse zu Schulbeginn noch<br />
viel um Eingewöhnung und Kennenlernen<br />
geht, werden in der zweiten Schulstufe<br />
bereits Domänen wie Selbst- und Fremdwahrnehmung,<br />
Egoismus und Narzissmus<br />
sowie Glück und Zufriedenheit thematisiert“,<br />
erläutert Sozialpädagogin Nicole<br />
Mayr. Zudem wird das Angebot auf die<br />
jeweiligen Bedürfnisse der Schülerinnen<br />
und Schüler bzw. der Klassen im Generellen<br />
zugeschnitten. Insbesondere in den<br />
höheren Klassen wird die Themenauswahl<br />
in der Gruppe und auch in enger Abstimmung<br />
mit den Lehrpersonen getroffen.<br />
Überdies werden neben diesen unterrichtsintegrierten<br />
Einheiten auch Beratungsgespräche<br />
von den beiden Schulsozialpädagogen<br />
angeboten. Diese finden<br />
am Standort statt und können sowohl von<br />
Schülerinnen und Schülern, als auch von<br />
Eltern und Lehrpersonen wahrgenommen<br />
werden. Die Nachfrage nach einer solchen<br />
Hilfestellung und Beratungsmöglichkeit ist<br />
groß - Tendenz steigend.<br />
Was die Fördermittel für Schulsozialpädagogik<br />
betrifft, so sind diese seitens des<br />
Landes Tirol auf einen Beitrag aus dem<br />
Resort Bildung beschränkt. Das heißt, das<br />
Angebot wird bis dato von den Gemeinden<br />
selbst finanziert, was für kleinere<br />
Gemeinden mit großen finanziellen Aufwendungen<br />
verbunden ist - das Ergebnis<br />
kann sich jedoch sehen lassen. Umfragen<br />
zufolge sind Eltern, Lehrerinnen und<br />
Lehrer und die wichtigste Zielgruppe, die<br />
Schülerinnen und Schüler selbst, an der<br />
NMS Kössen überaus zufrieden mit dem<br />
Angebot und schätzen das Engagement<br />
seitens der Schulleitung und der Gemeinde<br />
als Schulerhalter in diesem Bereich.<br />
Die Gemeinde Kössen hat die Stelle der<br />
Schulsozialpädagogik an der NMS mit der<br />
Anstellung als Leitung des Jugendzentrums<br />
Kössen kombiniert und somit eine<br />
Vollzeitanstellung für Nicole geschaffen.<br />
Die Kombination aus den beiden Tätigkeiten<br />
ist laut Sozialpädagogin Nicole Mayr<br />
eine sinnhafte Verknüpfung und ermöglicht<br />
ihr ein ganzheitliches Arbeiten mit<br />
den Jugendlichen.<br />
RECHTS: Die eigenständige Erledigung der<br />
Schulaufgaben war eine große Herausforderung.<br />
(© shutterstock)