279.tirol
Ausgabe 1, August 2020
Ausgabe 1, August 2020
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GemNova inside<br />
7<br />
nicht. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht einmal<br />
eine Ahnung, was Gemeinden eigentlich sind<br />
und wie sie ticken. Dennoch ergriffen wir die<br />
Chancen und setzten sie um. Das ist wohl der<br />
Schlüssel zum Erfolg“, sagt Rathgeb rückblickend.<br />
Es wurde relativ rasch klar: Es bleibt nicht bei<br />
der Beschaffung. Ende 2013/Anfang 2014 kam<br />
eine Gemeinde auf die GemNova zu und bat um<br />
Unterstützung bei der Sanierung ihrer Volksschule.<br />
Gemeinsam gelang die Umsetzung des<br />
Projektes. Wie man jedoch eine Verbindung von<br />
„Beschaffung“ zu „Sanierung“ herstellen kann, ist<br />
für Rathgeb bis heute ein Rätsel. Fest steht, dass<br />
die GemNova mit den Jahren nicht nur ein immer<br />
noch wachsendes Aufgabengebiet, sondern auch<br />
mehr Erfahrung und Know-how erlangte, komplizierte<br />
Situationen gemeinsam mit den Kommunen<br />
zu meistern.<br />
Der nächste große Schritt ließ nicht lange auf<br />
sich warten. 2015 wurde Österreich und auch<br />
Tirol von einer Flüchtlingswelle erfasst. Weil<br />
Sprache die zentrale Rolle bei der Integration<br />
spielt, entschlossen sich die Tiroler Sozialen<br />
Dienste GmbH (TSD), Sprachkurse für Migrantinnen<br />
und Migranten anzubieten, und ließen ein<br />
entsprechendes Programm zu deren Durchführung<br />
ausschreiben. Alois Rathgeb erkannte die<br />
Sensibilität und Dringlichkeit dieses Themas. Mit<br />
der Motivation, einen Beitrag zur Lösung dieser<br />
Herausforderung zu leisten, rechnete er sich<br />
das Projekt durch und bewarb sich mit einem<br />
Vorschlag. Am 19. Dezember 2015 bekam die<br />
GemNova dann prompt den Zuschlag, das Programm<br />
auf ihre Weise durchzuführen. Der Projektstart<br />
war am 11. Jänner 2016. „In kürzester<br />
Zeit suchte ich mir Unterstützung, denn es galt,<br />
über die Weihnachtszeit qualifizierte Fachkräfte<br />
für die Durchführung der Sprachkurse zu finden.<br />
Über 100 Bewerbungsgespräche wurden<br />
geführt. Schließlich stellten wir 85 Leute ein.<br />
Natürlich gab es laute Kritik, ob und wenn ja wie<br />
die GemNova so eine Aufgabe bewerkstelligen<br />
könnte. Doch wir überzeugten, und bereits nach<br />
zwei Monaten bekamen wir Lob für die Qualität<br />
und den Erfolg unserer Arbeit“, erinnert sich der<br />
GemNova-Geschäftsführer.<br />
Neue Wege trotz Kritik<br />
Rathgeb führt den positiven Verlauf der Sprachkurse<br />
auf die grundlegende praktische Einstellung<br />
der GemNova zurück, ein Problem<br />
anzugehen: Wie kann man welche Qualität<br />
gewährleisten, was wird dafür benötigt und was<br />
muss getan werden, damit ein Projekt gelingt?<br />
Der Fokus auf einen möglichen monetären<br />
Gewinn spielt bei dieser Herangehensweise<br />
keine Rolle. Das erfolgreiche Gelingen ist das<br />
Ziel. Das war damals so und hat sich bis heute<br />
nicht geändert. „Es sind Geschichten wie die<br />
der Sprachkurse, die uns alle bei der GemNova<br />
mit Stolz erfüllen. Zu Beginn eines Projektes<br />
hagelt es oft Kritik. Doch dann überzeugen wir<br />
mit unserem Know-how und unserer Arbeit, und<br />
aus Kritik wird Lob. Das motiviert und spornt an,<br />
neue Chancen zu nutzen“, betont Rathgeb.<br />
Werte wie<br />
Verantwortung, Wertschätzung,<br />
Vertrauen,<br />
Authentizität und Vielfalt<br />
sind keine Worthülsen.<br />
Sie werden gelebt.<br />
Keine Lippenbekenntnisse, sondern gelebte<br />
Werte<br />
Generell ist das Handeln der GemNova durch das<br />
Verständnis geprägt, einen gesellschaftlichen<br />
Beitrag zu leisten. Zur Philosophie des Unternehmens<br />
gehört auch, dass der Sinn einer Aufgabe<br />
im Fokus steht und nicht der Zweck. Statt<br />
auf Hierarchien und strikte Führung setzt die<br />
GemNova auf Eigenverantwortung und Selbstorganisation.<br />
Daher spricht Geschäftsführer Alois<br />
Rathgeb auch von Kolleginnen und Kollegen<br />
und nicht von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.<br />
Werte wie Verantwortung, Wertschätzung,<br />
Vertrauen, Authentizität und Vielfalt sind keine<br />
Worthülsen. Sie werden gelebt. Das zeigte sich<br />
gerade während des Shutdowns zu Beginn der<br />
Corona-Krise. Auch die GemNova wurde davon<br />
überrascht. Nach einer kurzen Schockstarre, wie<br />
Alois Rathgeb es beschreibt, analysierte man die<br />
Situation. Es war sofort klar: Keiner wird entlassen.<br />
Ferner beschloss man keine Kürzungen<br />
beim Gehalt. Die Unternehmensführung wollte<br />
damit die Unternehmenswerte unterstreichen<br />
und sie für jeden erlebbar machen. Betriebswirtschaftlich<br />
schuf man dann die Voraussetzungen<br />
dafür, u. a. durch neue Produkte, die in dieser Zeit<br />
entwickelt wurden.<br />
DIE<br />
LETZTEN<br />
JAHRE<br />
IN<br />
ZAHLEN<br />
ENTWICKLUNG<br />
BESCHÄFTIGTE<br />
2011<br />
7<br />
2014<br />
130<br />
2020<br />
ÜBER 450<br />
KOLLEGINNEN<br />
UND KOLLEGEN<br />
Davon sind rund 350<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
in der Freizeitbetreuung<br />
und Schulassistenz<br />
beschäftigt.<br />
Die GemNova gehört<br />
heute von der Anzahl<br />
der Beschäftigten zu<br />
den 50 größten Tiroler<br />
Unternehmen.<br />
UMSATZ-<br />
ENTWICKLUNG<br />
2011<br />
450.000 EURO<br />
2014<br />
700.000 EURO<br />
2015<br />
900.000 EURO<br />
2017<br />
7,5 MIO. EURO<br />
2019<br />
16 MIO. EURO