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279.tirol

Ausgabe 1, August 2020

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tirol.spart<br />

105<br />

DAS<br />

ERSTELLEN DER<br />

ERÖFFNUNGSBILANZ IST<br />

EINE ARBEIT, DIE UNS FORDERT,<br />

DIE UNS SEHR BESCHÄFTIGT UND<br />

DIE RESSOURCEN BINDET. ABER<br />

DIESE ARBEIT LOHNT SICH. SIE<br />

BELOHNT UNS MIT TRANS-<br />

PARENZ, MIT PLANBARKEIT,<br />

MIT VERGLEICHBAR-<br />

KEIT.<br />

liche Zusammenhänge der Gemeindepolitik.<br />

An welchen Unternehmen ist die<br />

Gemeinde beteiligt? Hat sie Einfluss auf<br />

den Betrieb der Skiliftgesellschaft? Ist<br />

das Schwimmbad Teil des Gemeindevermögens<br />

oder in einer Gesellschaft<br />

mit der Gemeinde verbunden? Welche<br />

Anteile besitzt die Gemeinde an einer<br />

überregionalen Mautstraße? Besitzt die<br />

Gemeinde Aktien? Fragen, die sich aus<br />

der Eröffnungsbilanz beantworten lassen.<br />

Sie bringt in diesem Sinn Transparenz<br />

und Übersicht, sie kann wesentliche<br />

Zusammenhänge aufzeigen, und<br />

sie zeigt, welches Angebot die Gemeinde<br />

ihren Bürgerinnen und Bürgern macht.<br />

Sind der Tausch bzw. die Neuanschaffung<br />

eines Anlagegutes notwendig? Muss der<br />

Bestand schon getauscht werden oder<br />

ist die Restnutzungsdauer noch ausreichend?<br />

Ist eine Reparatur sinnvoll oder<br />

soll wegen des Alters ein Tausch stattfinden?<br />

Könnte man mit der Nachbargemeinde<br />

bei der einen oder anderen<br />

Investition eine Kooperation eingehen,<br />

um Kosten zu teilen? Dies wird,<br />

unter anderem, durch die Erstellung<br />

der Eröffnungsbilanz sichtbar<br />

– und es schafft Raum zum Denken.<br />

Zum Überdenken und Handeln.<br />

Diese Aussage stimmt bis auf wenige<br />

Ausnahmen. Selbstverständlich<br />

kann man freie, bebaubare Grundflächen<br />

verkaufen und somit zu Geld machen.<br />

Aber was ist mit dem Kindergarten, der<br />

Volksschule, dem Gemeindeamt? Will<br />

man diese Einrichtungen verkaufen,<br />

bekommt man kurzfristig Geld. Aber<br />

dieses muss dann sofort wieder in den<br />

Neubau der eben verkauften Einrichtung<br />

investiert werden. Denn ohne Kindergarten,<br />

ohne Volksschule, ohne Bücherei,<br />

ohne Feuerwehrgebäude wird kaum eine<br />

Gemeinde auskommen. In den meisten<br />

Gemeinden wird dieses Vermögen, das<br />

sich als „Saldo der Eröffnungsbilanz“<br />

abbildet, einen Millionenbetrag ausweisen.<br />

Die Gemeinde mag dabei vermögend<br />

erscheinen, aber Geld hat sie deswegen<br />

noch lange nicht.<br />

„NICHTS, WAS DER GEMEINDE<br />

GEHÖRT, KANN MAN ZU GELD<br />

MACHEN!“<br />

Die leidigen Straßen und Wege<br />

Typisches Beispiel für hohe Werte sind<br />

Straßen und Wege. Die Grundfläche, der<br />

Aufbau samt Absicherung verschlingen<br />

bei der Errichtung ein Vermögen. Nicht<br />

weniger aufwändig ist die Erhaltung der<br />

Straßenanlagen. Über die Jahre fließen<br />

horrende Beträge in diese Infrastruktur.<br />

Kann man sie verkaufen? Kann man daraus<br />

Geld erwirtschaften? In den meisten<br />

Fällen nicht. Wieder ein Mosaikstein<br />

an Transparenz in der Verwendung von<br />

Gemeindemitteln. Viel Aufwand, wenig<br />

bis kein Ertrag.<br />

Möglichkeiten der Planung<br />

Das in der Eröffnungsbilanz angeführte<br />

Vermögen wird Jahr für Jahr weniger<br />

wert. Zu den wenigen Ausnahmen gehören<br />

Grundflächen und Kulturgüter. Für das<br />

meiste Vermögen der Gemeinde muss<br />

mit der Zeit wieder Ersatz geschaffen<br />

werden. Wann benötigt die Feuerwehr ein<br />

neues Auto, wie lange kann der Gemeindetraktor<br />

noch genutzt werden, welche<br />

Spielgeräte müssen am Dorfspielplatz<br />

erneuert werden? Diese Wertminderung,<br />

bzw. die Sicht der Neuinvestition,<br />

ist durch die Eröffnungsbilanz gegeben.<br />

Damit ermöglicht eine detaillierte Erfassung<br />

und Bewertung des Sachanlagevermögens<br />

auch eine vorausschauende Planung<br />

in zukünftige Ersatzinvestitionen.<br />

Ist es das wert?<br />

Die Eröffnungsbilanz wird ein Menge<br />

Gesprächsstoff bilden, und es stellt sich<br />

die Frage, muss denn das alles sein? Die<br />

Antwort lautet Ja. Die Eröffnungsbilanz<br />

ist es wert, erstellt zu werden. In Hinblick<br />

auf Vergleichbarkeit, auf Planung,<br />

auf die zukünftigen Schritte, welche die<br />

Gemeinde setzt. Die Eröffnungsbilanz<br />

mit allen ihren Gliederungen und Anlagen<br />

ermöglicht es, das Vermögen und die<br />

Finanzierung des Vermögens zu erkennen.<br />

Das Erstellen der Eröffnungsbilanz ist<br />

eine Arbeit die uns fordert, die uns sehr<br />

beschäftigt und die Ressourcen bindet.<br />

Aber diese Arbeit lohnt sich. Sie belohnt<br />

uns mit Transparenz, mit Planbarkeit, mit<br />

Vergleichbarkeit.<br />

Factbox<br />

Grundlage Voranschlags- und<br />

Rechnungsabschlussverordnung<br />

2015.<br />

Stichtag der Erstellung 1.1.2020,<br />

Beschluss der Eröffnungsbilanz<br />

bis Q3/2020 (Empfehlung Land<br />

Tirol). Mögliche Korrekturen mit<br />

GR-Beschluss bis fünf Jahre nach<br />

Beschluss möglich.

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