279.tirol
Ausgabe 1, August 2020
Ausgabe 1, August 2020
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tirol.Politik<br />
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einmal, es ist eine ganz wunderbare Sache,<br />
wenn man mitgestalten kann. Allerdings<br />
muss einem klar sein, dass es viel Aufwand<br />
mit sich bringt, wenn man diese Rolle übernimmt.<br />
Man muss viel Zeit investieren. Es<br />
muss zum Hobby werden, damit man es<br />
auch gerne und gut macht“, schildert Cornelia<br />
Hagele nach einer kurzen Nachdenkpause.<br />
„Natürlich sind inhaltliche Dinge sehr<br />
wichtig, allerdings auch gesellschaftliche. Um<br />
ein Gespür für die Menschen zu bekommen,<br />
was sie bewegt und was sie sich wünschen,<br />
„Was die tägliche politische<br />
Arbeit betrifft, ist<br />
es immens wichtig, nicht<br />
unbedarft zu sein, sondern<br />
eine klare Vorstellung<br />
zu haben, was man<br />
wie bewegen möchte.“<br />
bedarf es der Nähe zu den Bürgerinnen<br />
und Bürgern. Damit ist aber nicht nur eine<br />
Sprechstunde gemeint, man muss vor allem<br />
raus zu den Menschen.“<br />
Klare Vorstellungen und dickes Fell<br />
Bei den nächsten Wahlen 2016 wurde die<br />
heute 45-Jährige Vizebürgermeisterin. Sie<br />
hat also mittlerweile bereits einige Routine<br />
gesammelt. 2022 sind neuerlich Gemeinderatswahlen<br />
angesetzt, die Vorbereitungen<br />
quer durch das Land laufen bereits. Es wird<br />
wieder viele neue Gemeinderätinnen und<br />
Gemeinderäte geben, die schon jetzt beginnen,<br />
sich darauf vorzubereiten. Was wird<br />
sie erwarten, Frau Hagele? „Was die tägliche<br />
politische Arbeit betrifft, ist es immens<br />
wichtig, nicht unbedarft zu sein, sondern<br />
eine klare Vorstellung zu haben, was man<br />
wie bewegen möchte. Dabei sollte man<br />
aber ja nicht glauben, der Einzige zu sein,<br />
der die Wahrheit mit dem Löffel gefressen<br />
hat. Man muss viele Meinungen einbeziehen<br />
und konstruktiv an gemeinsamen Lösungen<br />
arbeiten. Außerdem braucht man ein<br />
dickes Fell, denn nicht immer wird man Lob<br />
für seine Arbeit erhalten. Der Ton wird Jahr<br />
für Jahr rauer. Zart besaitet zu sein, kann<br />
man sich nicht leisten. Am besten hat man<br />
einen breiten Rücken.“ Einen der wesentlichsten<br />
Punkte für eine erfolgreiche politische<br />
Tätigkeit fasst Cornelia Hagele mit<br />
einem einzigen Satz zusammen, den man<br />
erst einmal sacken lassen muss, um ihn<br />
in seiner ganzen Tragweite zu erfassen:<br />
„Man muss Entscheidungen treffen, aber<br />
man muss auch wissen, was passiert,<br />
wenn man keine Entscheidung trifft.“<br />
Auswirkungen in beide Richtungen<br />
Nach der wirtschaftlichen kletterte Cornelia<br />
Hagele in den Folgejahren auch die<br />
politische Erfolgsleiter unaufhaltsam nach<br />
oben. 2018 wurde sie zusätzlich zu ihren<br />
Agenden in der Heimatgemeinde Telfs<br />
auch Landtagsabgeordnete. Da drängt sich<br />
sogleich die Frage auf, wie man diese beiden<br />
teils gegensätzlichen Rollen verbinden<br />
kann? „Es gibt sehr viele Themen, die in beide<br />
Richtungen Auswirkungen haben. Deshalb<br />
finde ich es extrem wichtig, dass Menschen<br />
im Landtag vertreten sind, die gemeindepolitisches<br />
Know-how einbringen können.<br />
Schließlich haben Entscheidungen der Landespolitik<br />
oft unmittelbare Auswirkungen<br />
auf die Gemeinden.“ Und sogleich schildert<br />
Cornelia Hagele ein Beispiel, um dies zu verdeutlichen.<br />
„Nehmen wir die Bildungspolitik.<br />
Kinderbetreuung ist Gemeindesache. Gruppengrößen<br />
in der Betreuung sind aber Landessache.<br />
Gruppengrößen wiederum haben<br />
klare Auswirkungen finanzieller Natur für<br />
die Gemeinden. Es gilt also, eine Balance<br />
herzustellen zwischen der bestmöglichen<br />
Organisationsform und der noch finanzierbaren.“<br />
Und wie schon zu Zeiten, als sie das<br />
Amt der Gemeinderätin angenommen hatte,<br />
fasste Cornelia Hagele auch als Landtagsabgeordnete<br />
schnell Fuß. Dank einer<br />
vorbildlichen Einstellung, die sie – von uns<br />
nachgefragt – so beschreibt: „Bereit sein,<br />
sich in neue Dinge einzulesen. Über eine<br />
starke Lernbereitschaft zu verfügen. Sich<br />
das Handwerk umgehend und umfassend<br />
anzueignen. Verstehen, was wichtig ist, und<br />
sich darauf zu konzentrieren.“<br />
OBEN: Dr. Cornelia Hagele – es<br />
ist eine wunderbare Sache, wenn<br />
man in seiner Heimatgemeinde<br />
mitgestalten kann. (© GemNova)<br />
ZUM AUTOR<br />
MANFRED SCHIECHTL<br />
25 Jahre Medienerfahrung in<br />
verschiedensten Bereichen bei<br />
der Tiroler Tageszeitung und<br />
dem Kurier sind die Basis für eine<br />
umfangreiche Expertise in allen<br />
Kommunikationsbelangen.<br />
Kontakt: m.schiechtl@gemnova.at