MAGNIFICAT Juni 2023

Das Bild im Blick 6
Das gekreuzigte Herz
Das isoliert dargestellte Herz auf unserem Titelbild ist zunächst
einmal ein Symbol. Als lebenswichtiges Zentralorgan des Gefäßsystems
gilt das Herz als Mitte des Menschen. Im klassischen
Griechenland, der Wiege der abendländischen Kultur, stand das
Herz für das Denken, Fühlen und Wollen des Menschen. Im biblischen
Menschenbild ist das Herz Sitz der Liebe und des Hasses,
der Zuneigung und des Widerstrebens, des Verlangens und der
Ablehnung. In biblischer Vorstellung fühlt das Herz nicht nur, es
kann auch denken und entscheiden. Diese Breite der symbolischen
Bedeutung des Herzens hat sich im Laufe der Zeit immer
mehr verengt, heute gilt das Herz in der allgemeinen Vorstellung
nur noch als Symbol für Liebe und Freundschaft bzw. bei deren
Ende auch für den Schmerz.
Das Herz Jesu in der christlichen Kunst
In der mittelalterlichen Ikonografie begegnet uns das Herz Jesu
erstmals unter den „Arma Christi“, den Leidenswerkzeugen und
-symbolen. Es wird dann oft mit der Seitenwunde dargestellt
und rekurriert damit auf Joh 19, 34, den Lanzenstoß des römischen
Soldaten in die Seite Jesu, und nach allgemeiner Vorstellung
damit in dessen Herz. So kann das verwundete Herz auch
in Fünf-Wunden-Bildern für die Seitenwunde Jesu stehen. Im 15.
Jahrhundert begegnet uns erstmals das Herz Jesu mit der Dornenkrone
umwunden, wobei diese für die Verwundung des Herzens
steht.
Der Grundtypus der heutigen Herz-Jesu-Bilder führt sich auf die
Visionen der heiligen Margareta Maria Alacoque (1647–1690),
einer französischen Salesianerin, zurück. Der heilige Franz von
Sales führte die Mystik vom Heiligsten Herzen Jesu in die Spiritualität
des Ordens ein. Das Wappen des Ordens der Heimsu-