MAGNIFICAT Juni 2023

Thema des Monats 336
Sache stehen, z. B. des Meeres (Ex 15, 8; Jona 2, 4; Ez 27, 27).
Denken wir an Joseph Conrads 1899 erschienenen Roman „Herz
der Finsternis“!
Gottes Herz
Nicht nur vom Herzen des Menschen, sondern auch vom Herzen
Gottes spricht die Bibel; dieses Herz kennt Empfindungen, starke
Emotionen wie Reue (Gen 6, 6) und Mitleid (Hos 11, 8). Wie vom
Menschen gefordert wird, dass er sich mit ganzem Herzen Gott
hingeben und sich von ihm in Anspruch nehmen lasse, so kann
auch von Gott ausgesagt werden, dass er sich zuinnerst, mit seinem
ganzen Herzen, dem Menschen zuwenden wird (Jer 32, 41).
Zuinnerst, in seinem Herzen, ist Gott kein strafender Gott. „Denn
nicht freudigen Herzens / plagt und betrübt er die Menschenkinder.“
(Klgl 3, 33) „Strafend“ kann, nach diesem tiefen Blick, nach
diesem Einblick in Gottes Herz, nicht als gültiges Gottesattribut
betrachtet werden. So weit hat sich Gott in seiner Zuwendung zu
den Menschen ihnen verpflichtet, dass von ihm auch sein Leiden
unter ihren untreuen Handlungen ausgesagt werden kann (Gen
6,6). Ist der Herr auch Herr über das Unheil, geht es doch nicht
von ihm aus. Ihm nahe, nach seinem Herzen, ist vielmehr die
Umkehr der Menschen, aus der ihnen von Gott her neues Leben
zuwächst (Ez 33,11).
Empfängliches und dynamisches Zentralorgan
Das Stichwort Herz, leb / lebab, die beiden hebräischen Wörter
haben die gleiche Bedeutung, findet sich im Alten Testament
598-mal: „Herz“ ist der leitende anthropologische Bildbegriff. Das
Herz ist hier empfängliches und dynamisches Zentralorgan, Sitz
der Lebenskraft (Ps 104, 15) und sexueller Begierde (Spr 6, 25),
Zentrum von Vernunft und Willen, von handwerklichem Geschick
sowie von Gefühlen wie Schmerz, Angst und Verzweif-