MAGNIFICAT Juni 2023

Unter die Lupe genommen 340
hindurch – und, wie wir als Christinnen und Christen glauben,
in der Annahme der Menschheit selbst in dem Menschen nach
Gottes Herzen, Jesus von Nazaret – verletzlich gemacht hat.
Sinnbild gottmenschlicher Liebe
In antiker griechischer Sicht sind die Menschen die Sterblichen,
die Götter aber die Unsterblichen. Das Bekenntnis zum Gott-
Menschen Jesus von Nazaret, von Menschen, von menschlichen
Gerichten hingerichtet, von Gott aufgerichtet, erweckt, erhöht,
ist da unbegreiflich, verwirrend. Das Herz Jesu, sein Inneres, seine
Personmitte, wird biblisch (Joh 7; Joh 19) und vor allem nachbiblisch
zum Symbol des ganzen Menschen Jesus, der zur Liebe
aufruft. Nach Gottes Art. Die mittelalterliche Frömmigkeit, insbesondere
die der Mystikerinnen, der Theologinnen der Frauenklöster,
meditiert vielfach das Herz Jesu als Sinnbild gottmenschlicher
Liebe.
Gottes eigenes Herz
Zu einem Herz-Jesu-Fest und zu einer Aufnahme der Herz-Jesu-
Verehrung kam es dennoch erst in der jüngeren Neuzeit und in
der neuesten Zeit. Die Verehrung der in Jesus Mensch gewordenen
Liebe Gottes ist gerade mit dem Phänomen des menschlichen
Herzens verbunden, weil dieses solch starke Symbolkraft hat. Das
Herz Jesu wird Ort der höchsten Konzentration menschlicher
Innerlichkeit und in eins damit intensivster Einigungspunkt von
göttlicher und menschlicher Liebe.
Im Herzen Jesu, in seinem unbeirrbar beherzten Eintreten für
die Schwachen, die Vulnerablen, in seiner verrückten, unverrückbaren
Parteilichkeit für die Verletzbaren und Verletzten, schlägt
Gottes ureigenes gutes, verletzliches Herz.
Susanne Sandherr