MAGNIFICAT Juni 2023

Singt dem Herrn ein neues Lied 342
eine Deportation anzulegenden Listen“. Im Tagebuch hält Jochen
Klepper den verzweifelten Wunsch der Tochter fest: „Nur einmal
das Gefühl haben dürfen, dass es nicht immer noch schwerer
kommt.“ Renate Stein wird zur Arbeit im Rüstungsbetrieb der
Siemens-Schuckert-Werke zwangsverpflichtet, drangsaliert und
bedroht. 1941 wird Klepper wegen seiner „nichtarischen Ehe“ als
„wehrunwürdig“ aus dem Heer entlassen, ein weiteres Alarmzeichen
für die ansteigende Gefährdung von Tochter und Ehefrau.
Versuche, Renate über die Schweiz ausreisen zu lassen, scheitern.
Am 10. Dezember 1942 erfährt die Familie von Adolf Eichmanns
endgültigem Nein. Die Deportation wird eingeleitet. Am 11. Dezember
scheiden Jochen Klepper, seine Ehefrau Johanna und die
Tochter Renate gemeinsam aus dem Leben.
Komm, Tröster
In jeder der drei Liedstrophen wird eine Person der Trinität angerufen.
Entgegen der Reihenfolge im Glaubensbekenntnis beginnt
das Lied mit der Anrufung des Geistes und mündet in die des Vaters.
Alle drei Strophen blicken vor der jeweils im 3. und 4. Vers
ausgesprochenen Bitte auf ein inneres Geschehen zurück, dessen
Träger „das Herz“ ist. Es geht um eine Herzensangelegenheit, um
ein Herzensgeschehen, das sich „nun“ vollzogen oder geklärt hat
und die Voraussetzung bildet für die nachfolgende flehentliche
Bitte.
Nun sich das Herz von allem löste
Das Herz hat sich von allem gelöst, „was es an Glück und Gut
umschließt“, so die kardiologische Diagnose der ersten Strophe.
Was umschließt ein Herz „an Glück und Gut“? Menschliche
Nähe, Partnerschaft, Kreativität, Austausch auf Augenhöhe, Verantwortung
für Anvertraute, Freude am Schönen, am guten, ge-