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männer* | III/23

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Die Begriffe Mittagsschlaf und Nickerchen<br />

haben einen leicht negativen Beigeschmack.<br />

Schließlich suggerieren sie<br />

Müdigkeit und Trägheit. Deswegen spricht<br />

man heutzutage lieber von einem leistungsfördernden<br />

Powernap - zu Deutsch<br />

Energie-Nickerchen. Man tankt also im<br />

Laufe des Tages kurz mal Energie auf, um<br />

wieder voll leistungsfähig zu sein. Französische<br />

Forscher fanden heraus, dass ein<br />

Powernap noch mehr bewirkt. Er kurbelt<br />

nämlich auch die Kreativität an, was uns<br />

dabei hilft, Probleme besser zu lösen.<br />

Doch die große Frage lautet zunächst:<br />

Wie lange darf überhaupt ein Nickerchen<br />

dauern? Untersuchungen kommen zu dem<br />

Schluss, dass ein Powernap nicht länger<br />

als 30 Minuten dauern sollte, denn sonst<br />

kommt man in die Tiefschlafphase. Wer<br />

daraus wieder erwacht, der fühlt sich eher<br />

schlapp als fit. Der Energiebooster-Effekt<br />

geht also verloren und das Gegenteil ist der<br />

Fall. Ideal ist ein Zeitraum zwischen 10 und<br />

20 Minuten, denn dabei befindet man sich<br />

im sogenannten Leichtschlaf, der in der<br />

Schlafmedizin in die Non-REM-Phasen N1<br />

und N2 unterteilt wird. Wer daraus wieder<br />

erwacht, der fühlt sich erholter und fitter.<br />

An der Universität Düsseldorf fand man<br />

heraus, dass bereits sechs Minuten Schlaf<br />

ausreichen können, um das Erinnerungsvermögen<br />

zu verbessern.<br />

DIE WIRKUNG DES NICKERCHENS AUF<br />

DIE KREATIVITÄT<br />

Um herauszufinden, ob ein Powernap auch<br />

eine positive Wirkung auf die Kreativität<br />

hat, haben Pariser Forscher von der Sorbonne<br />

ein sogenanntes Edison-Experiment<br />

mit 103 Probanden durchgeführt. Das<br />

Experiment ist nach dem amerikanischen<br />

Erfinder Thomas Alva Edison benannt,<br />

der eine ganz spezielle Methode hatte,<br />

um seine Kreativität zu fördern: „Edison<br />

machte einfach in einem bequemen Sessel<br />

ein Nickerchen. Dabei hielt er eine metallene<br />

Kugel in der Hand. Sobald der Schlaf<br />

ihn übermannte, entspannten sich seine<br />

Z Z<br />

Z<br />

Muskeln und die Kugel fiel zu Boden. Das<br />

Geräusch weckte ihn auf. So konnte er sich<br />

erinnern an das, was in seinem Geist beim<br />

Übergang vom Wachsein zum Schlaf vor<br />

sich ging“, erklärt Thomas Andrillon, einer<br />

der Studienautoren.<br />

In der Studie stellte man den Probanden<br />

eine mathematische Aufgabe, die sich einfach<br />

lösen lässt, sofern man auf die Formel<br />

kommt, die dahinter steckt. Nach einer<br />

bestimmten Zeit gab es eine Pause, eine<br />

Art Powernap. Dabei gingen die Probanden<br />

in einen abgedunkelten Raum und durften<br />

sich dort in einem Sessel für 20 Minuten<br />

ausruhen. Währenddessen mussten sie in<br />

der einen Hand ein Objekt halten. Als sie<br />

einnickten - also die N1-Leichtschlafphase<br />

erreichten - fiel das Objekt zu Boden<br />

und sie wachten auf. Daraufhin sollten sie<br />

beschreiben, was im Kopf vorging und was<br />

für Gedanken sie hatten. Anschließend<br />

konnten sie wieder in die Ruheposition gehen<br />

bis die 20-minütige Pause vorbei war.<br />

Das Ergebnis war erstaunlich: Diejenigen<br />

Probanden, welche die N1-Leichtschlafphase<br />

erreichten, knackten die<br />

mathematische Formel zur Lösung der<br />

vorgegebenen Aufgabe deutlich häufiger<br />

als jene Probanden, die nicht einschliefen.<br />

Anders ausgedrückt: Nur 30 Prozent der<br />

wach gebliebenen Studienteilnehmer erkannten<br />

die Formel, während es von den<br />

Powernap-Probanden 80 Prozent schafften.<br />

Wer jedoch tief eingeschlafen war, bekam<br />

keinen Kreativitätsschub.<br />

Anzumerken ist, dass die Kreativität sich<br />

nicht sofort nach dem Aufwachen aus dem<br />

Powernap bemerkbar machte. Die Probanden<br />

sind also nicht mit einer konkreten Lösung<br />

für die Aufgabe aufgewacht, sondern<br />

kamen auf diese erst, als sie die Aufgabe<br />

nach der Pause weiter bearbeiteten.<br />

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