Ausgabe 05/2023
| Gipfelstürmer: Coverinterview mit Wolfdieter Jarisch | Zu Tisch mit … Johannes Endl | SIGNA - Ein Imperium wird brüchig| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Francesco Fedele von BF Direkt | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Stadtentwicklung.
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indirekt zu 77,5 Prozent der Familie Benko, 15<br />
Prozent hält die Familienstiftung um den Industriellen<br />
und Ex-Strabag-Konzernchef Hans<br />
Peter Haselsteiner.<br />
Benko ist auf Diskretion bedacht, wenn es<br />
um sein Privatleben geht. Der mit einem Ex-<br />
Model verheiratete mehrfache Familienvater<br />
beschränkt seine öffentlichen Äußerungen<br />
und Auftritte auf ein Minimum. Seine Verschwiegenheit<br />
gilt auch für seine Geschäftsergebnisse<br />
- in die Bücher seiner bewusst nicht<br />
börsennotierten Signa Holding lässt er Außenstehende<br />
in der Regel nicht blicken, insbesondere<br />
Gewinn- und Reservezahlen behält er<br />
lieber für sich.<br />
Mit dem Kauf der österreichischen Möbelketten<br />
Kika und Leiner verschaffte sich Benko<br />
den Eintritt in den heimischen Handel. Ebenfalls<br />
2018 beteiligte sich Benko mit knapp 25<br />
Prozent an den österreichischen Tageszeitungen<br />
Kronen Zeitung und Kurier.<br />
Der „Tiroler des Jahres 2011“ ist nicht unumstritten.<br />
Benko steht regelmäßig im Fokus<br />
wegen seiner Immobiliengeschäfte, dem Geschäftsgebaren<br />
der Signa-Gruppe, seiner offenbaren<br />
Nähe zu Politikern und dem Vorwurf<br />
der politischen Einflussnahme in Österreich.<br />
Im Herbst 2022 hatte es Hausdurchsuchungen<br />
bei der Signa-Gruppe durch die Wirtschaftsund<br />
Korruptionsstaatsanwaltschaft gegeben.<br />
Auch der Umgang mit Galeria Karstadt Kaufhof<br />
in Deutschland brachte Benko Kritik ein,<br />
weil Galeria insgesamt knapp 700 Mio. Euro<br />
Staatshilfen bekam, dann in großem Stil Leute<br />
kündigte und Filialen schloss. Für ähnliche<br />
Kritik sorgte das Vorgehen seiner Möbelhauskette<br />
Kika/Leiner in Österreich. Während<br />
der Coronapandemie unterstützte der österreichische<br />
Staat die Möbelhausgruppe mit<br />
Steuerstundungen in Höhe von 150 Mio. Euro,<br />
zudem schickte der Möbelhändler fast alle<br />
4.200 Mitarbeiter in Kurzarbeit.<br />
Benko umgibt sich gerne mit Prominenten aus<br />
Politik und Wirtschaft, die ihm immer wieder<br />
beträchtliche Summen anvertraut haben. Zu<br />
seinem herbstlichen Törggelen, dem Südtiroler<br />
Brauch mit Maroni-Essen und Wein,<br />
erscheinen alljährlich wichtige Menschen<br />
aus Wirtschaft, Politik, Medien und Kultur.<br />
Der Unternehmer baute sich ein prominentes<br />
Netzwerk auf. Im Beirat seiner Holding sitzen<br />
unter anderem Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer,<br />
die Wüstenrot-Chefin und Ex-FPÖ-<br />
Vize-Kanzlerin Susanne Riess-Hahn und der<br />
ehemalige Bank-Austria-Chef Karl Samstag.<br />
2012 erlitt Benko einen Rückschlag als er<br />
wegen versuchter verbotener Intervention<br />
vor Gericht stand. In der Folge hat sich<br />
Benko zwar operativ aus seiner Signa Holding<br />
zurückgezogen, verfügt aber über seine<br />
Familienstiftungen über die Mehrheit der<br />
Stimmrechte und gilt weiterhin als zentraler<br />
Entscheidungsträger.<br />
Der umtriebige Tiroler beließ es nicht beim<br />
Immobiliengeschäft, sondern baute nach und<br />
nach auch ein Handelsimperium mit teils<br />
recht attraktiven Immobilien in zentraler Lage<br />
auf. 2012 übernahm er gemeinsam mit dem israelischen<br />
Diamantenhändler Beny Steinmetz<br />
das berühmte Kaufhaus des Westens, das Ka-<br />
DeWe, in Berlin. Europaweit bekannt wurde<br />
er 2014 mit dem Kauf der angeschlagenen<br />
deutschen Warenhauskette Karstadt, die er<br />
sanierte. Nachdem sich Benko 2019 auch den<br />
Karstadt-Konkurrenten Kaufhof einverleibt<br />
hatte, fusionierte er die beiden Kaufhäuser<br />
unter dem Dach der „Galeria Karstadt Kaufhof<br />
GmbH“.<br />
Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid wirft Benko<br />
vor, dieser habe ihm einen Job im Signa-Konzern<br />
angeboten, wenn Schmid im Gegenzug<br />
millionenschwere Steuerangelegenheiten für<br />
ihn „auf Schiene“ bringe. Benko bestreitet<br />
sämtliche Vorwürfe.<br />
Anfang Juni <strong>2023</strong> zog sich Benko aus der erst<br />
2018 von der südafrikanischen Steinhoff-<br />
Gruppe übernommenen Kika/Leiner-Gruppe<br />
zurück. Seine Signa-Gruppe verkaufte die<br />
Immobilien der Möbelkette Kika/Leiner an<br />
die Grazer Supernova-Gruppe. Kurz nach<br />
dem Verkauf wurde bekannt, dass rund die<br />
Hälfte der Kika/Leiner-Belegschaft gekündigt<br />
werden müsse, wenige Tage später wurde die<br />
Insolvenz der Möbelkette angemeldet. Der<br />
Hergang und die Folgen der größten Insolvenz<br />
der vergangenen zehn Jahre brachten<br />
den Geschäftsmann erneut in die Schlagzeilen.<br />
<strong>2023</strong> ist kein gutes Jahr für Benko, denn die<br />
Probleme häufen sich. Die EU-Bankenaufsicht<br />
unterzieht die Kredite von Banken an die<br />
Signa-Gruppe einer Sonderprüfung. Der Abschwung<br />
am Immobilienmarkt trifft die Signa<br />
Holding hart. Hohe Abwertungen auf das<br />
Immobilienportfolio drückten das Ergebnis<br />
der Signa Prime Selection AG im vergangenen<br />
Jahr tief ins Minus. Die Signa Sports United,<br />
der Online-Sportartikelhändler rund um<br />
Benko, ist zahlungsunfähig und musste im<br />
Oktober Insolvenz anmelden.<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2023</strong><br />
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