Ausgabe 05/2023
| Gipfelstürmer: Coverinterview mit Wolfdieter Jarisch | Zu Tisch mit … Johannes Endl | SIGNA - Ein Imperium wird brüchig| Kommentare von unter anderem ... Klaus Baringer, Michael Pisecky, Hans Jörg Ulreich, Philipp Kaufmann., Georg Flödl, Beiglböck, Louis Obrowsky | Exklusiv im Interview mit Francesco Fedele von BF Direkt | Wein & Immobilien | Kolumnen von Wolfgang Fessl, Anita Körbler, Jasmin Sarovia | Real Circle – Stadtentwicklung.
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ImFokus<br />
einer modernen Quartiersentwicklung erwartet:<br />
soziale Durchmischung, kurze Wege,<br />
Freizeitangebote, Nahversorgung. Schlussendlich<br />
ist es aber auch ein Teil des Mindsets und<br />
der Lebensqualität, dass man auf Elektromobilität,<br />
auf E-Scooter oder auf die U-Bahn setzt<br />
und im Gegenzug auf das Auto verzichtet.“<br />
Fokus auf Bestand<br />
Da neue Quartiere auf der grünen Wiese kaum<br />
mehr genehmigt werden dürften, müsse man<br />
sich intensiver um den Bestand kümmern.<br />
„Sanieren ist das Gebot der Stunde“ ist sich die<br />
Diskussionsrunde einig.<br />
UIV-Experte Bartik sieht jedenfalls weiterhin<br />
große Aufgaben auf die Stadt zukommen. „Wir<br />
haben die große Aufgabe, 600.000 Haushalte,<br />
die im Moment noch mit Gas heizen, bis 2040<br />
davon wegzukriegen. Das Ziel ist und bleibt<br />
die Klimaneutralität. Stadtrat Jürgen Czernohorszky<br />
hat diese Aufgabe einmal mit der<br />
Apollo-Mondlandung verglichen.“ Wobei die<br />
Bestandsentwicklung untrennbar mit der<br />
Energietransformation verbunden sei. Ein Weg<br />
führe dabei über den Ausbau der Fernwärme.<br />
„Aber wir können nicht jedes Gebäude anschließen.“<br />
Daher kommt der klimafitten,<br />
klimagerechten Sanierung von Bestandsgebäuden<br />
große Bedeutung zu.<br />
Aktuell werde die Fernwärme in Wien mit rund<br />
50 Prozent aus Erdgas erzeugt, aber, so Bartik;<br />
die Zielsetzung Klimaneutralität 2040 bedeute,<br />
dass bis 2040 auch die Fernwärme dekarbonisiert<br />
„Bei der Quartiersentwicklung<br />
spielen sehr viele Faktoren<br />
zusammen, die man in ihrer<br />
gesamten Wirkung erfassen muss.“<br />
Doris Schnepf,<br />
Green4Cities<br />
sein müsse. Vcelouch kommt wieder auf das<br />
Thema Normen zu sprechen. „Auch hier braucht<br />
es einheitliche Regelungen und Zielsetzungen.<br />
Auf EU-Ebene gilt Gas als grüne Technologie.<br />
Daher ist die Frage, warum nur gerade wir unbedingt<br />
aus dem Gas raus müssen, durchaus<br />
berechtigt. Wäre es nicht sinnvoller, in einem<br />
ersten Schritt die Fernwärme zu dekarbonisieren?“,<br />
stellt der Rechtsanwalt in den Raum.<br />
Die Ertüchtigung des Gebäudebestandes, der<br />
nicht an die Fernwärme angeschlossen werden<br />
wird, ist eine weitere wesentliche Säule dieser<br />
Strategie – aber auch eine äußerst kostenintensive,<br />
so der Grundtenor der Experten der Gruppe<br />
A. Eisenmagen sieht hier die Politik gefordert.<br />
„Im Bestand wird es ohne Förderungen nicht<br />
gehen. Ein Weg wäre es, privates Kapital zu<br />
mobilisieren. In Österreich liegen über 300<br />
Milliarden Euro unverzinst auf Girokonten. Eine<br />
enorme Summe, die es zu aktivieren gilt.“ Auch<br />
wenn es aktuell genügend Förderungen gibt.<br />
Christian Oberkleiner verweist auf die Vielzahl<br />
an Möglichkeiten und nennt als Beispiel die<br />
Investitionsfreibeträge. Einziges Manko: „Die<br />
15 Prozent Förderung gibt es nur bis eine Million<br />
Euro Investment. Diese Deckelung gehört – nicht<br />
nur wegen der Inflation – erhöht.“<br />
Win-Win-Situation geschaffen<br />
„In Deutschland“, blickt Beck zu unserem<br />
Nachbarn, „gibt es über die bundeseigene<br />
Förderbank KfW Zuschüsse und zinsgünstige<br />
Darlehen für Sanierungsmaßnahmen. In Kombination<br />
mit einem Contracting-Modell wird<br />
„Die Digitalisierung ist<br />
auch bei der Stadt- und<br />
Quartiersentwicklung<br />
nicht aufzuhalten.“<br />
Karl Derfler,<br />
ADEQAT<br />
eine Win-Win-Situation geschaffen. In Österreich<br />
sind wir von einer derartigen Lösung<br />
meilenweit entfernt.“ Die Förderlandschaft sei<br />
viel zu stark fragmentiert.<br />
„Ich sehe ein großes Potenzial für Energiegemeinschaften.<br />
Gerade im Bereich Sanierung<br />
von Bestandsgebäuden, im Speziellen auch von<br />
Zinshäusern. In einer Energiegemeinschaft<br />
muss festgelegt werden, wie die erzeugte Energie<br />
zwischen den einzelnen Beteiligten aufgeteilt<br />
wird. Hier sind wir wieder beim Thema<br />
vernetzte Gebäude. Dank der Digitalisierung<br />
lässt sich das nun auch umsetzen“, so Körbler.<br />
„Das kann auch größer angedacht werden – im<br />
Innerstädtischen könnten ganze Blöcke zusammengeschlossen<br />
werden. Noch sind wir<br />
nicht so weit. Wir müssen uns aber große Ziele<br />
setzen“, appelliert die Digitalisierungsexpertin,<br />
ausgetrampelte Pfade zu verlassen. Ohne Eingriffe<br />
in das Eigentumsrecht sind diese großen<br />
Ziele nicht erreichbar, wenngleich diese Eingriffe<br />
sehr behutsam gesetzt werden sollten.<br />
Auf Österreich kommen Kompensationszahlungen<br />
in Milliardenhöhe zu, wenn die Klimaziele<br />
verfehlt werden. „Wäre es nicht sinnvoller,<br />
die Summe der drohenden Strafzahlungen<br />
als Förderungen auszuzahlen?“, fragt Beck in<br />
die Runde. „Damit könnte man milliardenschwere<br />
Investitionen auslösen.“ In einem ist sich die<br />
Runde einig: Die Klimawende wird Geld kosten.<br />
Dafür braucht es auch den gesellschaftspolitischen<br />
Konsens.<br />
Liegenschaftsübergreifende Planung<br />
„Bei der Quartiersentwicklung spielen sehr<br />
viele Faktoren zusammen, die man in ihrer<br />
gesamten Wirkung erfassen muss“, eröffnet<br />
Doris Schnepf, Mitbegründerin und Geschäftsführerin<br />
von Green4Cities, dem Kompetenzzentrum<br />
für urbane grüne Infrastruktur, die<br />
Diskussionsrunde der Gruppe B. Als Beispiel<br />
führt sie die Begrünung eines Quartiersprojekts<br />
an. „Man kann nicht einfach nur einen Platz<br />
oder die Fassade eines Gebäudes begrünen. Da<br />
braucht es eine liegenschaftsübergreifende<br />
Planung, unter anderem ein Mobilitätskonzept<br />
und ein nachhaltiges Energiekonzept. Ganz zu<br />
schweigen von den ‚großen Herausforderungen‘<br />
Finanzierung und Haftung.“<br />
Für Thomas Warmuth, RE Legal and Business<br />
Development bei der ERSTE Bank, macht den<br />
Erfolg eines Quartiers der richtige Nutzermix<br />
84 ImmoFokus