Positionen & Meinungen 38 ImmoFokus
die Covid-Situation, die uns das Arbeiten im Homeoffice gebracht hat. Es ist diskutabel, ob Homeoffice positiv oder negativ ist, wie viel davon wirtschaftlich gesund ist, wann und wie es nachteilig sein kann. Doch über eines besteht wenig Zweifel: Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben, und wird nicht wieder verschwinden. Ich bin überzeugt, dass dies in vielen Fällen einen Mehrwert für unsere Mitarbeiter darstellt. Der nächste Aspekt, den wir betrachten sollten, ist der Ukraine-Krieg. Dieses außergewöhnliche und hoffentlich einmalige Ereignis in diesem Ausmaß hat gezeigt, dass zu Beginn alle wie erstarrt waren. Viele spekulierten, dass die Russen und selten sind. Die Lieferketten haben sich angepasst und sind mittlerweile stabilisiert. Sie persönlich, aber auch Ihre Projekte wurden vielfach ausgezeichnet. Was bedeuten Auszeichnungen für Sie? In unserer heutigen Zeit kommt Anerkennung oft zu kurz und ist leider eher selten anzutreffen. Jegliche Form von Anerkennung, sei es durch Auszeichnungen oder Preisverleihungen, stellt eine wunderbare Bestätigung für die geleistete Arbeit und die Ideen dar, die man verfolgt. In diesem Kontext freut es mich besonders, dass unser Gebäude, der DC-Tower 3, zu den acht besten Hochhäusern der Welt in einer Höhe von hundert bis zweihundert Metern zählt. Dabei sind wir das einzige Gebäude im unglaublicher Zeitnot und mussten diese Garage in wenigen Monaten errichten. Sonst hätten wir ein hohes Pönale zahlen müssen. Wir wurden fristgerecht fertig. Dann stellte sich für uns die Frage – Was machen wir mit der Liegenschaft weiter? Auf diesem Grundstück hat es keine mögliche Bebauungskubatur gegeben. Um für dieses Grundstück Kubatur zu bekommen, war es notwendig, andere Grundstücke zu erwerben und abzutauschen. So ist eine Liegenschaft in der D-City nach der anderen von uns gekauft oder mit Vorkaufsrechten gesichert worden – wie zum Beispiel das Areal bei dem DC 2 und DC 3 und DC Waterline. Parallel dazu haben wir vor 13 Jahren auf der anderen Seite der Reichsbrücke mit dem Ankauf der Liegenschaft von der Cineplex-Gruppe und Minopolis eine Entwicklung begonnen. „Der städtebauliche Vertrag war für uns ein kalkulatorisches Problem. Keiner hat genau gewusst, was die Stadt will und wie sich das ausgeht.“ einmarschierten und die Angelegenheit innerhalb eines Monats erledigt sei. Nur wenige prophezeiten, dass dieser Konflikt Jahre dauern würde. Anfangs herrschte Schockstarre und es schien, als würde nichts mehr funktionieren. Niemand wollte mehr liefern. Nach und nach jedoch wurde klar, dass das Leben weitergehen muss. Die Frage war, woher man die benötigten Materialien und Zuschlagstoffe bekommt. Schritt für Schritt wurden Lösungen gefunden, die möglicherweise effizienter waren als zuvor. Insbesondere bei den Zuschlagstoffen für die Fliesenproduktion wurden deutlich verbesserte Wege erschlossen. Wo liegen die Verbesserungen? Es ist nicht mehr notwendig, spezielle Materialien aus der Ukraine zu beziehen, die aus dortigen Bodenschätzen gewonnen werden Wolfdieter Jarisch, S+B Gruppe deutschsprachigen Raum, das diese Auszeichnung erhalten hat. Einen Schritt voraus zu sein, das ist ein gutes Stichwort. Wie kommt man auf die Idee, auf dem – damals im Volksmund „Donauplatte“ genannten – Areal einen ganzen Stadtteil, die D-City, im wahrsten Sinne des Wortes hochzuziehen? Es ist wie alles im Leben, Schritt für Schritt gewachsen und gekommen. Begonnen hat alles mit einem Garagenprojekt – neben dem DC Living –, das wir von der BAI und der Wiener Entwicklungsgesellschaft für den Donauraum (WED) gekauft hatten. Ein schwieriges Projekt, denn mit Amisola Immobilien war bereits ein Fertigstellungstermin vereinbart gewesen. Aber wir haben uns das zugetraut. Wir waren in Haben Sie bei den DANUBEFLATS von Anfang an mit einer derartig langen Projektdauer gerechnet? Nein. Wir sind von einer Projektdurchlaufdauer von fünf Jahren ausgegangen. Wir haben jetzt eine Projektdurchlaufdauer von siebeneinhalb bis zehn Jahren. Je nachdem, wie kompliziert das Projekt ist. Aber mit dieser langen Projektdauer haben wir nicht gerechnet. Nein, auf keinen Fall. Wir haben dort eine Widmung gehabt. Wir hätten dort auch ein Hotel, Büros oder ein Studentenhaus hinbauen können. Es wäre viel möglich gewesen. Von der Kubatur her hätten wir nur geringfügig weniger bauen können. Wir hatten uns aber dann entschlossen, einen Gegenpol zu der anderen Seite der Reichsbrücke zu bauen. Wir wollten ein Tor in die Donaustadt schaffen – und das ist uns, so glaube ich, durchaus gelungen. Der Weg, den wir gegangen sind, war mühsam und steinig. Das muss man aber akzeptieren, wenn man so ein Projekt umsetzen möchte. Und: Es hat sich gelohnt. Gibt es irgendetwas, was Sie, wenn Sie noch einmal am Anfang stehen würden, anders machen würden? Was nimmt man von so einem Projekt in das nächste Projekt mit? Der städtebauliche Vertrag war für uns ein kalkulatorisches Problem. Wir hatten einen der ersten städtebaulichen Verträge <strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong>|<strong>2023</strong> 39