Ausgabe 05/2023

Im Fokus
soll. Ich glaube, die Lage am österreichischen
Büromarkt ist um einiges besser. Dasselbe gilt
für den Bodenmarkt…
Aber auch am Wohnungsmarkt in Österreich
zeichnet sich in den kommenden
Jahren ein Mangel ab…
Schauen Sie: Die aktuelle Gemengelage ist
brandgefährlich. Mir hat ein Berliner Kollege
erzählt, dass die Mietpreise am Wohnungsmarkt
in der Bundeshauptstadt die 30-Euro-
Grenze überschreiten. Und wir reden hier
nicht von Top-Lagen. Dieses Preisniveau mag
in anderen europäischen Städten angemessen
sein, aber nicht in Berlin, wo man von einem
Mietpreisniveau von sechs Euro pro Quadratmeter
kommt.
Offensichtlich geben auch in Deutschland
weiterhin Bankkredite den Ton an. Wie
schaut es mit alternativen Finanzierungen wie
Mezzaninkapital aus?
Das ist wie in Österreich. Die Landesbanken
und Hypos finanzieren. Ich glaube, dass gute
Projekte, egal welcher Assetklasse, in guten
Lagen auch Käufer finden. Auch derzeit. Und
für solche Projekte gibt es auch Finanzierungen.
Wenn Sie mich auf Mezzaninkapital
ansprechen: Ganz ehrlich, das gibt es heute
nicht mehr. Mezzaninkapital ist ja so gut wie
nicht besichert. Es ist ein natürlicher Reflex,
wenn ein Projektentwickler, von dem die
Bank verlangt, Eigenkapital nachzuschießen,
zu einem Mezzaninkapitalgeber geht. Aber
als Mezzaninkapitalgeber weiß man, dass die
Chancen, das Geld nicht mehr zurückzukriegen,
hoch sind.
Was für eine Rolle spielt Immobilien-
Crowdinvesting in Deutschland?
Das ist nach wie vor eine Nische, die es auch
bleiben wird. Viele Anleger steigen da mit
100 oder 500 Euro ein. Schlimmstenfalls
ist der Verlust für den Einzelnen auf diesen
Betrag begrenzt. Aber das Geld ist trotzdem
weg. Und wenn man bei einem Projekt alle
Crowd-Investoren zusammenzählt, kommt
man vielleicht auf ein Volumen von 15, 30
Millionen Euro. Das wird die Welt nicht retten.
Aber auch der Crowdinvesting-Markt wird
wieder funktionieren. Wenn sich der Markt
geeinigt hat, dass der Preis X der richtige ist,
wird es wieder Transaktionen beziehungsweise
Finanzierungen geben. Auf dem Markt, den die
Masse als den richtigen sieht.
„Im besten Fall steigen
Projektentwickler derzeit bei null
aus oder verlieren ein wenig Geld.“
Francesco Fedele,
BF.direkt
Von nicht Wenigen ist auf der Expo Real
zu hören, dass wieder die Zeit der Profis
begonnen hat. Sehen Sie das auch in
Deutschland so?
Ja. Aber wenn wir in die Presse schauen, wer
derzeit pleitegeht, dann sind da auch echte
Profis darunter. Warum? Weil der Zugang zu
Kapital in den letzten Jahren zu einfach war.
Und wenn der Zugang zu einfach war, kommen
auch Profis in Versuchung, Projekte zu machen,
die sie sonst vielleicht nicht gemacht hätten
beziehungsweise bei denen sie mehr Eigenkapital
gebraucht hätten.
Francesco Fedele
Francesco Fedele ist Gründer und CEO der BF
Direkt AG. Das Unternehmen mit Sitz in Stuttgart
und Niederlassungen in Berlin, Frankfurt und
München hat sich auf die Finanzierung von
Wohn- und gewerblichen Immobilienprojekten
spezialisiert. Zudem ist man Asset-Manager für
Real-Estate-Debt-Investments. Pro Jahr wird ein
Kreditvolumen von mehr als einer Milliarde
Euro vermittelt und ein Transaktionsvolumen
von über 1,5 Milliarden Euro begleitet. Im Real-
Estate-Debt-Geschäft beläuft sich das verwaltete
Vermögen auf rund 500 Millionen Euro.
56 ImmoFokus