faktor Winter 2023/24
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wissen<br />
» Wir wollen die Entscheidungen dort treffen, wo sie benötigt werden. «<br />
WIBKE JELLINGHAUS, PROJEKTMANAGERIN<br />
des Mitte <strong>2023</strong> gegründeten Mitarbeitenden-Vereins. Mit<br />
dessen Hilfe, so erläutert sie, könne die Belegschaft das<br />
Unternehmen mittelbar kontrollieren, und zwar über den<br />
Vorstand. In diesem dreiköpfigen Gremium stellt die Belegschaft<br />
alle Mitglieder. Das wichtigste Ziel dieser Konstruktion<br />
sei es, eine Übernahme des Unternehmens durch<br />
Dritte zu verhindern.<br />
„Dadurch, dass wir unverkäuflich sind, können wir Arineo<br />
in jedem Fall für die Mitarbeitenden erhalten“, erläutert<br />
Weinrich. Unabhängig davon sorge diese Unternehmenskonstruktion<br />
für einen Wettbewerbsvorteil. „Denn<br />
Gewinne müssen nicht an externe Dritte abgeführt werden.<br />
Sie verbleiben im Unternehmen.“<br />
Weiterer Vorteil für die Belegschaft: „Wenn die Mitarbeitenden<br />
in der Verantwortung sind, dann werden sie immer<br />
so entscheiden, dass sie ihren Arbeitsplatz erhalten,“ sagt<br />
Weinrich.<br />
UM DIE FIRMA DAUERHAFT STABIL zu halten, sei es unmöglich,<br />
dass Mitarbeitende Anteile verkaufen, wenn sie<br />
das Unternehmen verlassen oder ins Rentenalter kommen.<br />
„Das wollen wir nicht“, sagt Weinrich. „Wir wollen nur, dass<br />
sie mitentscheiden können. Alleiniger Eigentümer des Unternehmens<br />
wird deshalb die Stiftung.“ Das Konzept sei<br />
ansonsten vergleichbar mit dem Konstrukt unverkäuflicher<br />
Stiftungsunternehmen wie Bosch, Zeiss oder ZF Friedrichshafen:<br />
„Unverkäuflich, unzerstörbar, langfristig orientiert.“<br />
ALS EMPLOYEE OWNED COMPANY habe Arineo eine<br />
extrem flache Hierarchie, sagt Wibke Jellinghaus. Das sei<br />
sehr attraktiv für die Mitarbeitenden. Die Fluktuation sei<br />
jedenfalls deutlich geringer als im Branchendurchschnitt.<br />
Das sei auch attraktiv für die Kunden, die sich nicht ständig<br />
auf neue Ansprechpersonen einstellen müssten.<br />
Die Kunden: Das seien vor allem mittelgroße und große<br />
Firmen, denen Arineo auf der Basis von Microsoft- und<br />
SAP-Produkten maßgeschneiderte Softwaresysteme installiert.<br />
Weinrich: „Wenn ein Unternehmen zum Beispiel<br />
schnell wachsen will oder Prozesse verschlanken möchte<br />
und sich für ein Software-Produkt entschieden hat, braucht<br />
es zur Einführung jemanden, der das beherrscht. Und das<br />
machen dann wir.“ Das Wichtigste dabei: „Das sind die<br />
Mitarbeitenden. Und die wollen wir in jedem Fall binden.“<br />
„Der wesentliche Unterschied zu den meisten anderen<br />
IT-Dienstleistern ist unsere Unternehmensorganisation“,<br />
sagt Jellinghaus. „Wir sind kollegial organisiert. Das ist<br />
eine Organisationsform, die wir uns selber gebaut haben.<br />
Bei uns gibt es keine klassischen Führungskräfte. Es gibt<br />
keine Chefs. Wir sind organisiert in Basisgruppen zu bestimmten<br />
Themen.“ Die Arbeit werde verteilt auf verschiedene<br />
Köpfe. Jellinghaus: „Es gibt natürlich nach wie vor<br />
Führungsarbeit und Führungsfragestellungen, zum Beispiel:<br />
Mit wem verhandele ich meinen Vertrag, mit wem<br />
bespreche ich mein Gehalt, mit wem meine Auslastung?<br />
Das ist aber auf verschiedene Personen verteilt.“ Wesent-<br />
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