faktor Winter 2023/24
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wissen<br />
» Ich mag es zu verstehen, wie etwas gemacht<br />
wurde. Wenn man sich näher damit beschäftigt,<br />
ist Kochen der Informatik sehr ähnlich. «<br />
ben, als sie es vielleicht anderswo bekommen.“ Immer<br />
vor dem Hintergrund eines globalen Wettbewerbs. „Wissenschaft<br />
ist kompetitiv. Es kommt darauf an, wer<br />
schneller die besseren Ergebnisse bekommt.“ Mit Blick<br />
auf die GWDG sind der Schlüssel dazu die eigenen Experten<br />
und Fachkräfte. Doch auch hier gibt es einen umkämpften<br />
Wettbewerb, der sich zumindest aus öffentlicher<br />
Hand nicht nur mit Gehalt gewinnen lässt.<br />
WIE WOLLEN WIR ARBEITEN?<br />
Als Geschäftsführer leitet Ramin Yahyapour ein Unternehmen,<br />
als Professor hat er einen eindeutigen Bildungsauftrag.<br />
Am Mittag hält er eine Vorlesung zum Thema<br />
Parallel Computing, danach beantwortet er Fragen der<br />
Studierenden. Erst am Abend kommt er dazu, Entscheidungen<br />
zu treffen und die Geschäfte zu führen. Die großen<br />
Herausforderungen betreffen aktuell vor allem seine<br />
Mitarbeitenden und die Art und Weise, wie heute und<br />
morgen gearbeitet wird. „Vor Corona haben wir angefangen,<br />
Diskussionen zu führen, wie wir künftig arbeiten<br />
wollen. Die große Sorge war, dass man den Kontakt<br />
zu den Kolleginnen und Kollegen verliert. Im Nachgang<br />
gab es aber den großen Wunsch, auch weiterhin mobiles<br />
Arbeiten zu ermöglichen.“ Denn mittlerweile nutzen<br />
rund 80 Prozent der Mitarbeiter die Möglichkeit, auf ein<br />
eigenes Büro oder Anwesenheit zu verzichten. „Und dafür<br />
wollen wir unser Raumangebot anpassen. Denn<br />
wenn sie dann ins Büro kommen, suchen die meisten<br />
eben nicht das stille Kämmerlein, sondern es ist ein Bedarf<br />
da, mit den Kollegen zusammenzukommen.“<br />
Yahyapour selbst braucht nur seinen Laptop und Inter-<br />
net, um die Geschäfte zu führen. „Allerdings, und das<br />
merken alle Mitarbeiter, aber natürlich auch ich als Geschäftsführer<br />
ganz besonders: Die Leute wollen einen<br />
mal sehen und zufällig begegnen. Natürlich kann jeder<br />
einen Termin machen, man kann eine Mail schicken.<br />
Aber es gibt schon Bedarf an Kommunikation, die nicht<br />
in diese Kategorien hineinpasst.“<br />
NACH DER CORONA-PANDEMIE hat die GWDG eine<br />
After-Work Veranstaltung eingeführt, um Mitarbeitende<br />
aus dem Homeoffice viermal im Jahr wieder gemeinsam<br />
am Standort zusammenzubringen. „Heute Abend kommen<br />
wir wieder zusammen“, sagt Yahyapour. Es gibt<br />
Wein, sorgfältig ausgewählt vom Chef. Kollegen und<br />
Angestellte sind eingeladen, Familie und Freunde. Zwischen<br />
60 und 100 kommen am Abend, nehmen das<br />
Angebot an.<br />
Abseits der Bits und Bytes steht Ramin Yahyapour<br />
gern in der Küche, am Herd und an der Küchenwaage.<br />
„Wenn man sich näher damit beschäftigt, ist Kochen der<br />
Informatik sehr ähnlich.“ Informatiker haben laut<br />
Yahyapour das Bestreben, Grundlagen herauszufinden<br />
und zu verstehen, wie ein System funktioniert. „Ich mag<br />
es zu verstehen, wie etwas gemacht wurde. Und deshalb<br />
kaufe ich Unmengen an Kochbüchern, aber ohne, dass<br />
ich etwas nachkoche. Sofern sich die Köche in die Karten<br />
schauen lassen, lese ich nach, wie sie es gemacht haben.“<br />
Die Göttinger Küche kennt er mittlerweile sehr<br />
gut, gerät ins Fachsimpeln und Schwärmen. Gleiches gilt<br />
für alte Autos, die laut Yahyapour dank ihrer oftmals<br />
simpleren Technik im Vergleich zu modernen Fahrzeu-<br />
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