faktor Winter 2023/24

mensch
Hiroshima nach der Bombe mit einer Notiz des Piloten der Enola Gay
Trinity-Test 0.016 Sekunden nach der Explosion, 16. Juli 1945
FOTOS: COMMONS.WIKIMEDIA
… schon kurz danach begann Oppenheimer, sich gegen
den weiteren Einsatz einer solchen Waffe einzusetzen.
setzten, die sie als Lebensstil und Form des Denkens verstanden,
wie auch auf den Gedanken, dass niemand eine
Insel ist“, schreibt Oppenheimer wenige Tage nach dem
Bombenabwurf an seinen Kollegen Haakon Chevalier.
Erste Berichte über die Todesopfer, größtenteils Zivilisten,
treffen ein und Oppenheimers anfängliche Begeisterung
wandelt sich sehr schnell in Fassungslosigkeit,
Skrupel und Schock über sein Werk. Er verfällt in eine
tiefe Depression und tritt im Oktober desselben Jahres
von seinen leitenden Funktionen zurück.
SCHON KURZ DARAUF BEGINNT ER, sich öffentlich gegen
den weiteren Einsatz einer Waffe dieser Art einzusetzen.
Auch den Bau einer Wasserstoffbombe, die eine
noch größere Wirkung haben sollte als die Atombombe,
verurteilt er ausdrücklich. Die folgenden Jahre seines Lebens
sind von politischen Auseinandersetzungen, öffentlichen
Demütigungen und Denunziationen geprägt. Aufgrund
seines Aktivismus gegen Nuklearwaffen wird er
zudem der Spionage für die Sowjetunion beschuldigt
und erst 1963 durch Kennedy rehabilitiert.
Oppenheimer, der zur Zeit seiner Arbeit an der Atombombe
auch Nobelpreisträger geleitet hat, wartet Zeit
seines Lebens vergebens auf diese Auszeichnung. Ob er
diesen, für Wissenschaftler höchsten Preis verdient hätte,
wird noch heute diskutiert. Die häufigste Begründung
DAS ,MANHATTAN PROJECT‘
Der 16. Juli 1945 markiert einen Wendepunkt in der Geschichte
der Menschheit – der ,Trinity-Test‘ in der Wüste
von New Mexico. Ein Schlüsselmoment im Rahmen des
,Manhattan-Projects‘, wurde hier doch die erste Atombombe
unter der Leitung von J. Robert Oppenheimer erfolgreich
gezündet. Die Detonation des als ,Gadget‘ bekannten
Sprengsatzes erzeugte um 5:29 Uhr Ortszeit eine gewaltige
Feuerkugel, die den Himmel erleuchtete und eine
Druckwelle auslöste, die kilometerweit spürbar war.
Die physischen Auswirkungen des Trinity-Tests waren
überwältigend. Der Boden, auf dem die Bombe explodierte,
verdampfte, hinterließ eine trichterförmige Grube und
formte das künstliche gläserne Gestein ,Trinitit‘. Die
Druckwelle fegte über mehrere Kilometer hinweg und zerstörte
Gebäude und Vegetation. J. Robert Oppenheimer,
der wissenschaftliche Leiter des Manhattan-Projects,
drückte die Tragweite dieses Ereignisses in einem berühmten
Zitat aus hinduistischen Schriften aus: „Jetzt bin ich
der Tod geworden, der Zerstörer der Welten."
4|2023 71