LEIBNIZ-INsTITUT FöUR ATMOsPHöARENPHYsIK e. V. an der ...
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5 Leuchtende Nachtwolken in 54 ◦ N: Beobachtung und Modellierung<br />
(M. Alpers, M. Gerding, J. Höffner, J. Schnei<strong>der</strong>)<br />
Leuchtende Nachtwolken (engl.: Noctilucent Clouds = NLCs) werden hauptsächlich in polaren<br />
Breiten jenseits von 60 ◦ beobachtet. Gelegentlich dehnt sich das NLC-Gebiet jedoch bis in<br />
mittlere Breiten aus. Kühlungsborn (54 ◦ N) liegt <strong>an</strong> <strong>der</strong> südlichen Grenze <strong>der</strong> Region, in <strong>der</strong> die<br />
mesosphärischen Temperaturen tief genug für eine Eisteilchenexistenz sind. Die Häufigkeit von<br />
NLCs direkt über dem IAP ist daher wesentlich kleiner als beispielsweise auf <strong>der</strong> polaren Breite<br />
des ALOMAR-Observatoriums (69 ◦ N).<br />
Abb. 5.1 Normierte und entfernungskorrigierte<br />
Rückstreuprofile <strong>der</strong> ersten<br />
Fünffarbenmessung einer NLC (13./14.<br />
Juni 1998, 23:00-23:30 UT), gemessen<br />
mit den Lidars des IAP am St<strong>an</strong>dort<br />
Kühlungsborn (54 ◦ N).<br />
Im Sommer 1997 wurden mit den IAP-Lidars<br />
über Kühlungsborn vier NLCs nachgewiesen, in den<br />
Sommern 1998 und 1999 dagegen nur jeweils eine.<br />
Das IAP verfügt in Kühlungsborn über mehrere Lidarsysteme<br />
mit inzwischen sieben Wellenlängen (s.<br />
Kap. 2). Die Sommernächte in Kühlungsborn sind<br />
dunkel genug, um auf kostspielige Filter zur Unterdrückung<br />
des Sonnenlichtes verzichten zu können.<br />
Damit besteht hier eine hervorragende Möglichkeit<br />
zur Vielfarben-Lidaruntersuchungen von leuchtenden<br />
Nachtwolken.<br />
Im Sommer 1998 konnte unter Verwendung des<br />
IAP RMR-Lidars und <strong>der</strong> Wellenlängen des Multi-<br />
Metall-Lidars erstmals eine NLC mit fünf Lidarwellenlängen<br />
simult<strong>an</strong> und im gleichen Luftvolumen<br />
untersucht werden (Abb. 5.1). Zur Berechnung <strong>der</strong><br />
Größenparameter <strong>der</strong> NLC-Wolkenteilchen aus den<br />
Rückstreusignalen auf den fünf Lidarwellenlängen<br />
wurden folgende Annahmen gemacht:<br />
1. Die NLC-Teilchen bestehen aus Wassereis.<br />
2. Es h<strong>an</strong>delt sich um sphärische Teilchen.<br />
3. Es wird eine monomodale Lognormalverteilung<br />
<strong>der</strong> Teilchengrößen <strong>an</strong>genommen.<br />
Unter Verwendung dieser Annahmen wurden Mie-Rückstreuquerschnitte für sphärische Wassereisteilchen<br />
als Funktion von Medi<strong>an</strong>radius rm und Verteilungsbreite σ berechnet. Hierbei<br />
wurden die Algorithmen von Bohren <strong>an</strong>d Huffm<strong>an</strong> (John Wiley, New York, 1983) und die Brechungsindices<br />
von Warren (Appl. Opt., 1984) verwendet. Für die Höhe z und das Zeitintervall<br />
∆t konnten nun für die einzelnen Wellenlängen NLC-Teilchenzahldichten nNLC berechnet und<br />
daraus <strong>der</strong> wahrscheinlichste Parametersatz σ, rm, NNLC bestimmt werden (Abb. 5.2). Das<br />
Verfahren beinhaltet folgende Schritte:<br />
1. Berechnung von nNLC als Funktion von σ und rm separat für alle beteiligten Wellenlängen<br />
(Abb. 5.2a).<br />
2. Berechnung <strong>der</strong> mittleren Teilchenzahldichte n und <strong>der</strong>en St<strong>an</strong>dardabweichung dn/n aus<br />
allen nNLC als Funktion von σ und rm (Abb. 5.2b).<br />
3. Bestimmung des absoluten Minimums von dn/n aller Kombinationen von σ und rm.<br />
Dies ist die Parameterkombination, bei <strong>der</strong> die Dichteabweichungen <strong>der</strong> beteiligten Wellenlängen<br />
am kleinsten sind. Dieses Paar σ, rm und die mittlere Dichte N sind <strong>der</strong> Parametersatz<br />
mit <strong>der</strong> größten Lösungswahrscheinlichkeit.