LEIBNIZ-INsTITUT FöUR ATMOsPHöARENPHYsIK e. V. an der ...
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11 Modellierung des mesosphärischen Wasserdampfs<br />
(G. Sonnem<strong>an</strong>n, U. Körner, Ch. Wendt)<br />
Zum Verständnis <strong>der</strong> grundlegenden physikalischen Prozesse und Phänomene <strong>der</strong> Mesosphäre<br />
und des Mesopausenbereichs ist die genaue Kenntnis <strong>der</strong> Spurenstoffverteilung unabdingbare<br />
Voraussetzung, um die Wechselwirkung von Dynamik und Chemie zu beschreiben. Ein Schlüsselspurenstoff<br />
ist mit dem Wasserdampf gegeben. Dieser ist die Hauptquelle für die mittelatmosphärischen<br />
Wasserstoffradikale, die wie<strong>der</strong>um im katalytischen Ozonabbau die dominierende<br />
Senke für die Oddoxygene oberhalb von etwa 45 km sind. Freigesetzt werden die Wasserstoffradikale<br />
oberhalb von etwa 65 km vornehmlich durch die Photolyse in den Schum<strong>an</strong>n-Runge B<strong>an</strong>den<br />
und durch die Lym<strong>an</strong>-α Strahlung und darunter durch die Oxidation durch das <strong>an</strong>geregte<br />
O( 1 D), das seinerseits aus <strong>der</strong> Photolyse des Ozons stammt.<br />
Im sommerlichen Mesopausenbereich <strong>der</strong> hohen bis mittleren Breiten ist <strong>der</strong> Wasserdampf<br />
unmittelbar verbunden mit den Phänomenen <strong>der</strong> leuchtenden Nachtwolken und <strong>der</strong> polaren mesosphärischen<br />
Sommerechos. Die Wasserstoffradikale beeinflussen die Stärke und Peakhöhe <strong>der</strong><br />
chemischen Erwärmungsraten, die wie<strong>der</strong>um qualitativ entscheidend das thermische Regime des<br />
Mesopausenbereichs bestimmen. Der Wasserdampf ist oberhalb von 80 km bisl<strong>an</strong>g nicht meßbar<br />
und darunter nur mit einer schlechten Zeitauflösung. Die <strong>an</strong>geführten Phänomene treten<br />
gerade in dem Höhenbereich auf, für den es keine H2O-Messungen gibt. Damit gewinnen exakte<br />
Modellrechnungen, welche im Höhenbereich <strong>der</strong> Meßbarkeit von H2O diese Messungen in<br />
ihrer saisonalen Variabilität bestätigen, <strong>an</strong> Bedeutung. Das chemische Tr<strong>an</strong>sportmodell CTP,<br />
gefüttert durch die Temperatur- und Windfel<strong>der</strong> des dynamischen Modells COMMA/IAP, wurde<br />
gegenüber vorhergehenden Versionen durch optimierte Vektorisierung dahingehend verbessert,<br />
dass auf unserem NEC-Rechner vieljährige Modellläufe in vertretbarer Rechenzeit möglich sind.<br />
Die neuesten Vari<strong>an</strong>ten des COMMA/IAP Modells ergeben überdies wesentlich realistischere<br />
Temperatur- und Windfel<strong>der</strong> bei erheblich verfeinerter Ortsauflösung.<br />
Abb. 11.1 zeigt den saisonalen Verlauf des Wasserdampfmischungsverhältnisses<br />
in 72.5 ◦ N (Nähe<br />
ALOMAR). Zusätzlich sind durch blaue Schattierungen<br />
die Bereiche <strong>der</strong> Übersättigung des Wasserdampfs<br />
dargestellt. Die gestrichelten Linien entsprechen<br />
Niveaus konst<strong>an</strong>ten Luftdrucks. Der ausgeprägte<br />
Jahresg<strong>an</strong>g reflektiert das gemessene Sommermaximum<br />
des H2O und das Minimum im<br />
Spätwinter. Die Mischungsverhältnisse r<strong>an</strong>gieren im<br />
Bereich <strong>der</strong> Messungen und ebenso <strong>an</strong><strong>der</strong>e Details<br />
wie die Verschiebung des Sommermaximums in den<br />
Herbst mit abnehmen<strong>der</strong> Höhe. Der Bereich <strong>der</strong><br />
Übersättigung korrespondiert in Höhe und Erscheinungszeitraum<br />
sehr gut zu den NLC- und PMSE-<br />
Beobachtungen. Die Ursache <strong>der</strong> scheinbar <strong>an</strong>omalen<br />
jahreszeitlichen Variation des H2O besteht darin,<br />
dass <strong>der</strong> sommerlich aufwärtsgerichtete Vertikalwind<br />
den durch Photolyse bedingten Verlust über-<br />
Abb. 11.1 Saisonaler Schnitt des H2O-<br />
Mischungsverhältnisses [ppmv] für eine<br />
Breite von 72.5 ◦ N. Die Bereiche <strong>der</strong><br />
Übersättigung des Wasserdampfs sind<br />
durch blaue Schattierung dargestellt.<br />
kompensiert. Als weiteres kommt hinzu, dass gerade in hohen Breiten durch die winterliche<br />
Abkühlung unterhalb <strong>der</strong> mittleren Mesosphäre die Niveaus konst<strong>an</strong>ten Luftdrucks erheblich<br />
absinken. Bedingt durch die Meth<strong>an</strong>oxidation bildet sich um die Stratopause ein Maximum des<br />
H2O-Mischungsverhältnisses aus. Dieses hat wie<strong>der</strong>um zur Folge, dass <strong>der</strong> globale H2O-Fluss im<br />
Gegensatz zu allgemeinen Ansichten in <strong>der</strong> Stratosphäre abwärtsgerichtet ist und <strong>der</strong> Träger des<br />
Tr<strong>an</strong>sports von Wasserstoffatomen durch den Meth<strong>an</strong>fluss gegeben ist.