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LEIBNIZ-INsTITUT FöUR ATMOsPHöARENPHYsIK e. V. an der ...

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32 Ein vereinfachtes Atmosphärenmodell mit realistischer<br />

Variabilität<br />

(U. Achatz, J.D. Opsteegh 1 , R. Haarsma 1 )<br />

Das Klima <strong>der</strong> Erde wird durch die Wechselwirkung einer Vielzahl von Komponenten bestimmt,<br />

die zusammen ein hochkomplexes dynamisches System bilden. Die realistischsten Klimamodelle<br />

(sog. GCMs) fußen deshalb auf einer gewaltigen Zahl von Freiheitsgraden. Dies schränkt<br />

die Tr<strong>an</strong>zparenz ihres Verhaltens ein, insbeson<strong>der</strong>e aber auch ihre Anwendbarkeit für die Untersuchung<br />

<strong>der</strong> ebenfalls bedeutsamen längeren Zeitskalen <strong>der</strong> Klimavariabilität (> 1000 a). Es<br />

besteht deshalb ein Bedarf nach Klimamodellen mittlerer Komplexität, die zwar Oze<strong>an</strong> und<br />

Atmosphäre in ihrer vollen räumlichen Struktur nahezu so realistisch simulieren wie konventionelle<br />

GCMs, aber unter Verwendung vereinfachter Beschreibungen insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Atmosphäre.<br />

Nach neueren Erkenntnissen von Corti et al. (Nature, 398, 799, 1999) scheint es dabei<br />

wichtig zu sein, dass auch für Untersuchungen von l<strong>an</strong>gzeitskaligen Klimaschw<strong>an</strong>kungen, die wie<br />

<strong>der</strong> Wechsel zwischen Warm- und Eiszeiten möglicherweise extern <strong>an</strong>getrieben sind, die interne<br />

Variabilität auf Zeitskalen bis hin zum täglichen Wetter miterfasst wird. Trotz erster erfolgreicher<br />

Schritte in diese Richtung gibt es zur Zeit noch kein Klimamodell mittlerer o<strong>der</strong> niedriger<br />

Komplexität, das eine vollständige Beschreibung <strong>der</strong> Variabilität für alle Breitenregionen liefert.<br />

Eine interess<strong>an</strong>te Möglichkeit bieten hier sogen<strong>an</strong>nte reduzierte Modelle, die mit vergleichsweise<br />

grober Auflösung in <strong>der</strong> Vertikalen realistische dynamische Gleichungen mit einem optimalen<br />

Satz von Freiheitsgraden und einer Parametrisierung von räumlichen Skalen und physikalischen<br />

Prozessen kombinieren, die im Modell nicht explizit beschrieben werden. Die optimalen<br />

Freiheitsgrade werden dabei so gewählt, dass sie den Klimaattraktor möglichst vollständig<br />

erfassen, die Verwirklichung eindeutig unrealistischer Zustände aber nicht notwendigerweise<br />

auch beschreiben können. Empirische orthogonale Funktionen (EOF) sind dafür, neben <strong>an</strong><strong>der</strong>en<br />

Möglichkeiten wie PIPs (z.B. Kwasniok, dieser Bericht), ein natürlicher K<strong>an</strong>didat. In einer<br />

Vorläuferarbeit (Achatz und Br<strong>an</strong>stator, 1999) konnte gezeigt werden, dass mittels statistischempirischer<br />

Verfahren aus Datensätzen Parametrisierungsschemata abgeleitet werden können,<br />

<strong>der</strong>en Verwendung ein reduziertes Modell in seinem Verhalten so verbessert, dass es sehr realistisch<br />

wird.<br />

Darauf aufbauend ist ein EOF-Modell entwickelt worden, das erstmals durch die Verwendung<br />

<strong>der</strong> primitiven Gleichungen auch die nichtlineare Tropendynamik beinhaltet. Die EOFs<br />

wurden aus halbtägigen Atmosphärendaten ermittelt, die aus einer 2000-Jahre Integration des<br />

gekoppelten Oze<strong>an</strong>-Atmosphärenmodells ECHAM3/LSG stammen (Voss et al., Clim. Dyn., 14,<br />

249, 1998). Zur Analyse wurden drei σ-Schichten her<strong>an</strong>gezogen. Es wurde eine eigens dafür<br />

entwickelte Energiemetrik verwendet, mit <strong>der</strong>en Hilfe sich Winde und Temperaturen aus verschiedenen<br />

Höhenbereichen dynamisch sinnvoll mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verknüpfen lassen. Es ergab sich,<br />

dass 500 Muster ausreichend sind um mehr als 90% <strong>der</strong> über den Jahresg<strong>an</strong>g hinausgehenden<br />

Vari<strong>an</strong>z des untersuchten Datensatzes zu beschreiben (ECHAM3 hat dagegen nahezu 40000<br />

Freiheitsgrade). Die empirisch-statistische Beschreibung nichtaufgelöster Skalen und Prozesse<br />

entspricht <strong>der</strong> in (Achatz und Br<strong>an</strong>stator, 1999), wurde aber um eine saisonale Abhängigkeit <strong>der</strong><br />

Parameter erweitert.<br />

Es zeigt sich, dass das Modell aufgrund seiner kompakten Formulierung (nur 500 Freiheitsgrade)<br />

einerseits sehr schnell ist — eine Integration über 10000 Jahre benötigt auf einer NEC SX4<br />

17 cpu-Tage —, <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits aber alle wichtigen Klimagrößen gut beschreibt. Dies gilt sowohl<br />

für den mittleren Zust<strong>an</strong>d in seiner jahreszeitlichen Abhängigkeit als auch für die Flüsse. Abb.<br />

32.1 zeigt die korrekte jahreszeitliche Verlagerung des Strahlstroms in seiner lokalen Struktur,<br />

während in Abb. 32.2 die realistische Reproduktion <strong>der</strong> (schwierig zu modellierenden) Impulsflüsse<br />

belegt wird.<br />

In ersten Untersuchungen ist das Modell zu Analysen <strong>der</strong> grundlegenden Strukturen <strong>der</strong><br />

1 KNMI, De Bilt, Nie<strong>der</strong>l<strong>an</strong>de

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