LEIBNIZ-INsTITUT FöUR ATMOsPHöARENPHYsIK e. V. an der ...
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16 Tages- und jahreszeitliche Variationen von PMSE<br />
(P. Hoffm<strong>an</strong>n, J. Bremer, W. Singer, D. Keuer, H. Bardey, U. Scholze)<br />
Während <strong>der</strong> Sommermonate werden in <strong>der</strong> Mesopausenregion in polaren Breiten die kältesten<br />
in <strong>der</strong> Erdatmosphäre auftretenden Temperaturen mit Werten bis zu 130 K beobachtet.<br />
Unter diesen Bedingungen zeigen VHF-Radarbeobachtungen extrem starke Echos in Höhen zwischen<br />
80 und 90 km. Obwohl die als polare mesosphärische Sommerechos (PMSE) bezeichneten<br />
Strukturen bereits 1979 entdeckt wurden, ist die Frage nach ihren Entstehungsmech<strong>an</strong>ismen<br />
noch nicht richtig verst<strong>an</strong>den. Nach dem gegenwärtigen Erkenntnisst<strong>an</strong>d k<strong>an</strong>n ein VHF Radar<br />
mit Frequenzen um 50 MHz nur d<strong>an</strong>n diese Echos beobachten, wenn die Diffusivität <strong>der</strong> für<br />
die Radar-Rückstreuung ver<strong>an</strong>twortlichen Elektronen durch die Präsenz großer geladener Teilchen<br />
herabgesetzt wird. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dafür im wesentlichen die Existenz von<br />
Eisteilchen entscheidend ist. Das wird auch durch neue korrelative Untersuchungen von PMSE<br />
und leuchtenden Nachtwolken (NLC) bestätigt (siehe z.B. Kap. 15 bzw. von Zahn <strong>an</strong>d Bremer,<br />
1999). Basierend auf PMSE Beobachtungen mit dem ALOMAR SOUSY Radar zwischen 1994<br />
- 1997 in Andenes wurde <strong>der</strong> Einfluss von Temperatur, Wind und Ionisation auf die tages- und<br />
jahreszeitliche Variationen des Auftretens <strong>der</strong> PMSE untersucht.<br />
In Abb. 16.1 ist die jahreszeitliche<br />
Variation <strong>der</strong> mittleren<br />
prozentualen Wahrscheinlichkeit<br />
für das Auftreten von PMSE<br />
als polynomialer Fit <strong>der</strong> aus allen<br />
Daten ermittelten täglichen Auftrittswahrscheinlichkeitendargestellt.<br />
Die PMSE Saison beginnt<br />
um den 20. Mai mit einem steilen<br />
Anstieg <strong>der</strong> Auftrittswahrscheinlichkeit,<br />
sie hat ihr Maximum<br />
einige Tage nach dem Solstitium<br />
und zeigt ein allmähliches<br />
Abklingen <strong>der</strong> PMSE Aktivität<br />
bis Ende August. Mit den<br />
mittleren Temperaturen aus 85<br />
km Höhe, die aus vorwiegend<br />
in Andenes durchgeführten Raketenmessungen<br />
abgeleitet wurden<br />
(Lübken, J. Geophys. Res.,<br />
104, 9135-9149, 1999), und einem<br />
experimentell ermittelten Wasser-<br />
Abb. 16.1 Jahreszeitliche Variation <strong>der</strong> mittleren Auftrittswahrscheinlichkeit<br />
von PMSE in Andenes für die Zeit<br />
von 1994 - 1997 (schwarze Kurve), des Sättigungsgrads S<br />
(rote Kurve) und <strong>der</strong> für eine Höhe von 85 km abgeleiteten<br />
Temperaturen (Lübken, 1999)(blaue Kurve) sowie die<br />
mittlere Beobachtungszeit von NLC (grüne Gerade).<br />
dampfmischungsverhältnis von 4,1 ppmV (von Cossart et al., 1999a) wurde <strong>der</strong> Sättigungsgrad<br />
S von Wasser ermittelt und in Abb. 16.1 dargestellt. Eine notwendige Bedingung für die Existenz<br />
von Eisteilchen ist S > 1. Diese Bedingung ist in <strong>der</strong> Zeit von Ende Mai bis Mitte August<br />
erfüllt. In diese Periode fällt auch das Intervall <strong>der</strong> mit ALOMAR- Lidarmessungen beobachteten<br />
leuchtenden Nachtwolken (NLC). Das Auftreten von PMSE ausserhalb dieser Periode k<strong>an</strong>n entwe<strong>der</strong><br />
durch die Präsenz <strong>an</strong><strong>der</strong>er geladener großer Teilchen o<strong>der</strong> durch kurzzeitige ausreichende<br />
Temperaturvariationen infolge von Schwere- und Gezeitenwellen erklärt werden.<br />
PMSE weisen eine ausgeprägte tageszeitliche Variation auf. Sowohl die maximale Signalstärke<br />
(SNR) als auch ihre Höhe zeigen eine dominierende halbtägige Variation (Abb. 16.2). Maxima<br />
treten gegen Mittag und Mitternacht und Minima gegen 6-7 LT und 18-19 LT auf. Eine Erklärung<br />
dieser halbtägigen Variation ist durch Temperaturgezeiten möglich, die mit den Windgezeiten<br />
verbunden sind.