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LEIBNIZ-INsTITUT FöUR ATMOsPHöARENPHYsIK e. V. an der ...

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25 Der Einfluss pl<strong>an</strong>etarer Wellen auf Schwerewellenausbreitung<br />

und die globale Zirkulation <strong>der</strong> Mesosphäre<br />

(E. Becker, G. Schmitz, H. Körnich)<br />

In Stratosphäre und unterer Mesosphäre wird die residuelle Zirkulation und damit auch<br />

die Temperaturverteilung wesentlich durch die bodennahen Anregungen pl<strong>an</strong>etarer Wellen bestimmt<br />

(Becker und Schmitz, 1999). Die Hemisphären übergreifende Querzirkulation <strong>der</strong> oberen<br />

Mesosphäre und die mit ihr einhergehenden subst<strong>an</strong>tiellen Abweichungen vom Strahlungsgleichgewicht<br />

sind dagegen durch das Brechen interner Schwerewellen bedingt. Auch dieser Mech<strong>an</strong>ismus<br />

hängt empfindlich von <strong>der</strong> Dynamik <strong>der</strong> Troposphäre ab. Zum einen, da hier die Schwerewellen<br />

<strong>an</strong>geregt werden, zum <strong>an</strong><strong>der</strong>en beeinflussen die großen Gebirgsketten und warmen Meeresströmungen<br />

als Hauptursachen pl<strong>an</strong>etarer Wellen den mittleren Wind in Stratosphäre und<br />

unterer Mesosphäre, und damit auch das Ausbreitungs– und Brechungsverhalten <strong>der</strong> Schwerewellen.<br />

Über diese vergleichsweise elementare Form <strong>der</strong> Wechselwirkung <strong>der</strong> atmosphärischen<br />

Schichten waren Details bisl<strong>an</strong>g nur in Hinblick auf stratosphärische Erwärmungen (Holton,<br />

J. Atmos. Sci., 40, 2497, 1984) bek<strong>an</strong>nt.<br />

M<strong>an</strong> würde erwarten, dass m<strong>an</strong> mit konventionellen Zirkulationsmodellen (GCMs) das Problem<br />

untersuchen k<strong>an</strong>n. Dabei treten folgende Schwierigkeiten auf. So können die meisten GCMs<br />

die pl<strong>an</strong>etare Wellenaktivität in <strong>der</strong> mittleren Atmophäre nicht hinreichend realistisch simulieren<br />

und reichen meist nur bis 80 km Höhe. Auch k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> bei einem vollen GCM die thermische<br />

Anregung pl<strong>an</strong>etarer Wellen nicht näherungsweise unabhängig von topographischen Effekten<br />

vorgeben. Wir stützen uns daher auf das von uns entwickelte Kühlungsborn Mech<strong>an</strong>istic general<br />

Circulation Model KMCM (Becker und Schmitz, 2000).<br />

KMCM ist ein Spektralmodell mit terrainverfolgen<strong>der</strong> Vertikalkoordinate (gegenwärtige Auflösung:<br />

T29 entsprechendend 4 0 × 4 0 , 60 Hybridschichten bis über 100 km) und berücksichtigt<br />

die volle Dynamik eines GCM. Erwärmungsraten aufgrund von Strahlung und Kondensation<br />

werden in idealisierter Form dargestellt, nämlich durch Relaxation auf eine durch die Strahlung<br />

bestimmte Gleichgewichtstemperatur plus vorgegebene Wärmequellen in tiefen Tropen sowie<br />

selbstinduzierte latente Erwärmung über den Oze<strong>an</strong>en. Dabei nehmen wir perm<strong>an</strong>ente J<strong>an</strong>uarbedingungen<br />

<strong>an</strong> und vernachlässigen den Tagesg<strong>an</strong>g. Die pl<strong>an</strong>etare Grenzschicht wird wie in<br />

konventionellen GCMs parametrisiert. KMCM beschreibt die mittlere Zirkulation und die interne<br />

Variabilität sowie die geographischen Verteilungen von stationären und synoptischen Wellen<br />

weitgehend realistisch, und zwar von <strong>der</strong> unteren Troposphäre bis zur oberen Mesosphäre. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

lassen sich die verschiedenen Antriebe pl<strong>an</strong>etarer Wellen separat vorgeben. M<strong>an</strong> k<strong>an</strong>n<br />

so die dynamischen Einflüsse einzelner Quellen untersuchen. KMCM füllt damit die bisherige<br />

Lücke zwischen konventionellen GCMs mit begrenzter Beschreibung <strong>der</strong> mittleren Atmosphäre<br />

und hochreichenden mech<strong>an</strong>istischen Modellen mit eingeschränkter Dynamik in Tropo– und<br />

Stratosphäre.<br />

Die in KMCM verwendete Schwerewellenparametrisierung basiert auf <strong>der</strong> Theorie von Lindzen<br />

(J. Geophys. Res., 86, 9707, 1981). Wir verwenden jedoch neu entwickelte Ansätze für<br />

Turbulenz (Becker, dieser Bericht) und die thermodynamischen Beiträge interner Schwerewellen.<br />

Letztere werden mithilfe axiomatischer For<strong>der</strong>ungen abgeleitet. Dabei tritt im Unterschied<br />

zu bisherigen Parametrisierungen lediglich die Pr<strong>an</strong>dtl–Zahl (Pr = 2) als zusätzlicher freier Parameter<br />

auf. Mit dieser Modellformulierung wurde erstmals nachgewiesen, dass <strong>der</strong> beobachtete<br />

L<strong>an</strong>gzeittrend in <strong>der</strong> Mesosphäre sich konsistent durch eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> troposphärischen<br />

Anregung interner Schwerewellen hin zu kürzeren Wellenlängen erklären lässt (Bremer et al.,<br />

dieser Bericht).<br />

Im folgenden werden die Klimatologien zweier L<strong>an</strong>gzeitsimulationen, die mit KMCM durchgeführt<br />

wurden, verglichen. Die Modellkonfigurationen unterscheiden sich hinsichtlich <strong>der</strong> Anregung<br />

pl<strong>an</strong>etarer Wellen. Beim vollen Modell entsprechen Orographie und latente Wärmequellen<br />

realistischen J<strong>an</strong>uarbedingungen, beim äquivalenten Aquapl<strong>an</strong>eten sind nur die zonalen Mit-

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