LEIBNIZ-INsTITUT FöUR ATMOsPHöARENPHYsIK e. V. an der ...
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17 Beobachtung mesosphärischer Sommerechos in Kühlungsborn<br />
(54 ◦ N) im Sommer 1998 mit dem VHF-Radar OSWIN<br />
(R. Latteck, W. Singer, H. Bardey, J. Höffner)<br />
Das Auftreten starker Radarechos auf Frequenzen um 50 MHz in <strong>der</strong> sommerlichen Mesosphäre<br />
in polaren Breiten ist aus VHF-Radarbeobachtungen <strong>der</strong> letzten 15-20 Jahre bek<strong>an</strong>nt,<br />
vergleichbare Beobachtungen mesosphärischer Sommerechos in mittleren Breiten sind dagegen<br />
selten. Diese sogen<strong>an</strong>nten polaren mesosphärischen Sommerechos (PMSE) bzw. ihr Äquivalent<br />
in mittleren Breiten - die mesosphärischen Sommerechos (MSE) - werden durch Rückstreuung<br />
des Radarsignals <strong>an</strong> Inhomogenitäten <strong>der</strong> Elektronendichte in <strong>der</strong> Größe <strong>der</strong> halben Radarwellenlänge<br />
hervorgerufen, die <strong>an</strong> das Auftreten großer geladener Teilchen (Eisteilchen, Aerosol) in<br />
<strong>der</strong> kalten sommerlichen Mesopausenregion gebunden sind.<br />
Das OSWIN (Ostsee-Wind)-VHF-Radar wurde im September 1997 auf dem Institutsgelände<br />
in Kühlungsborn in Betrieb genommen. Es arbeitete auf <strong>der</strong> Frequenz 53,5 MHz mit einer Spitzenleistung<br />
von 36 kW. Eine erste Messkampagne zum kontinuierlichen Studium <strong>der</strong> jahreszeitlichen<br />
Variation <strong>der</strong> mesosphärischen Sommerechos wurde vom 19. Mai bis zum 31. August<br />
1998 durchgeführt. Die Beobachtungen erfolgten alternierend nach <strong>der</strong> Doppler beam-swinging<br />
Methode und dem spaced <strong>an</strong>tenna Verfahren mit einer Entfernungsauflösung von 300 m.<br />
MSE konnten vom 2. Juni bis zum 3. August <strong>an</strong> 34 Tagen und für insgesamt 92 Stunden mit<br />
einer Dauer zwischen 0.5 und 12 Stunden beobachtet werden. Abb. 17.1 (links) zeigt die Häufigkeit<br />
des Auftretens <strong>der</strong> MSE während <strong>der</strong> gesamten Saison 1998. Ihre tageszeitliche Variation<br />
(Abb. 17.1, rechts) weist ein Maximum um die Mittagszeit auf und ist auf Tagesbedingungen mit<br />
Sonnenst<strong>an</strong>dswinkeln größer 4 ◦ beschränkt. Es wurden keine MSE während <strong>der</strong> Nacht beobachtet.<br />
Die Hauptquellen für freie Elektronen, die für Radarechos aus dem Bereich <strong>der</strong> Mesosphäre<br />
erfor<strong>der</strong>lich sind, sind die solare UV-Strahlung und präzipitierende Teilchen. Die Beobachtungsperiode<br />
war durch niedrige Sonnenaktivität (mittlere Sonnenfleckenrelativzahl 71) bestimmt,<br />
so dass die Photoionisation zur Erzeugung nachweisbarer MSE zu gering war. Weiterhin traten<br />
keine stärkeren geomagnetischen Störungen auf, die als zusätzliche Ionisationsquellen durch<br />
Teilchenpräzipitation wirksam werden konnten.<br />
Die MSE-Schichten traten in einem Bereich zwischen 80 km und 90 km mit einem Maximum<br />
um 85 km auf, was mit PMSE-Statistiken aus polaren Breiten vergleichbar ist. Echos unterhalb<br />
82 km dominierten im Juni.<br />
Abb. 17.1 Tägliches Auftreten mesosphärischer Sommerechos (links) und mittlere tageszeitliche<br />
Variation <strong>der</strong> MSE (rechts) mit einer Dauer > 30 min und einem Signalpegel > 20 dB<br />
im Sommer 1998.