Storia locale - Tuttapovo
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FÜNFTES KAPITEL<br />
Die Nachricht des tragischen Todes von Francesco fiel wie ein Stein auf die Familie<br />
Bonvecchio. Die Mutter war verzweifelt, nie mehr hätte sie ihren Sohn wiedergesehen und<br />
nicht einmal einGrab wurde es geben, an dem sie weinen könnte. Der Vater verstummte in<br />
seinem unermessllichen Schmerz. In Tränen aufgelöst waren dei Geschwister Maria<br />
Teresa und Giuseppe. Der August ging zu Ende, der Krieg dauerte erst seit einem Monat<br />
und hatte der Familie Bonvecchio und vielen anderen Familien im Trentino schon solch<br />
große Verluste zugefügt.Es verging der Herbst und es kam der Winter. Tieftraurig war das<br />
Weihnachtsfest ohne Francesco. Man musste es hinnehmen und in die Zukunft schauen.<br />
Das Jahr 1914 ging zu Ende und das neue Jahr brachte keine neuen Hoffnungen: Italien,<br />
offiziell mit den Mittelmächten verbündet, war nicht an deren Seite in den Krieg eingetreten<br />
wie es in den Verträgen vorgesehen war und führte als Begründung an, dass Österreich<br />
Bosnien-Herzogowina annektiert hatte ohne zuvor die Verbündeten zu befragen.<br />
Auf der italienischen Halbinsel häuften sich die Kundgebungen der Interventionisten, die<br />
den Kriegseintritt gegen die Verbündeten des Dreierbundes forderten. Mittlerweile setzten<br />
die Russen ihren Vormarsch fort: die Festung Przemysl war gefallen und 130.000<br />
Soldaten wurden gefangen genommen; die Offensive erfolgte auch auf der karpatischen<br />
Front; der Schnee war blutgefärbt und die Wiesen von Grabkreuzen übersät. Die<br />
Österreicher leisteten zähen Widerstand und mit den andauernden Schneefall und den<br />
eisigen Temperaturen schien die Natur das Massaker aufhalten zu wollen.Auf den<br />
Passhöhen zu Ungarn wurden die Russen schließlich aufgehalten. Der schreckliche<br />
Winter ging zu Ende und es kam der Frühling; am 3. Mai begann die Gegenoffensive der<br />
gesammelten Streitkräfte der Deutschen und Österreicher und mit der schlacht von<br />
Tarnów und Gorlice gelang der Durchbruch der russischen Front, Galizien ( an die<br />
hundert Kilometer von Krakau entfernt ) und die Bukowina wurden zurückgewonnen,<br />
Przemysl und Lemberg sowie alle vor dem Krieg besessenen Gebiete wurden wieder<br />
erobert.<br />
Es war Ende Juni. Unter den Soldaten befand sich auch Desiderio, der mittlerweile zum<br />
Waffendienst eingezogen worden war. Seine Einheit hielt sich in einem Birkenwald nahe<br />
Lemberg auf und er stand vor einem Massengrab, über dem seine Kameraden gerade ein<br />
großes Kreuz aufstellten. Da ruhte für immer sein Sohn Francesco. Vor seiner Abfahrt<br />
hatte ihm seine Frau Maria eine Blume anvertraut, die er aufs Grab legen sollte, als letzten<br />
Gruß für den Sohn. Er legte diese mittlerweile verwelkte Blume hin und betete. Im<br />
Gedanken sprach er zu seinem Sohn : „ Lieber Francesco, ich bin jetzt auch hier in<br />
diesem grausamen Land und kämpfe gegen einen Feind, den ich nicht kenne, gegen<br />
Männer, die dich getötet haben, um nicht getötet zu werden, Männer, die ohne zu wissen<br />
warum in den Tod geschickt wurden. Deine Mutter läßt dich grüßen, auch Maria Teresa<br />
und Giuseppe, adieu Francesco, du wirst immer in unseren Herzen sein.<br />
Die Komilitonen von Desiderio sprachen alle im Reich bestehenden Sprachen; nur wenige<br />
aber sprachen Italienisch. In seiner Einheit war nur ein Italiener, Paolo Trevisan aus Triest,<br />
ein eher kleiner, dunkelhaariger Mann, der etwas jünger war als er, mit dem er sich aber<br />
gut verstand und oft die Freizeit verbrachte. Die lokale Speisekarte war nicht besonders<br />
abwechslungsreich: Rotkohlsuppe und mit Sauerrahm abgerichtetes Gemüse mit einigen<br />
Stücken Schweinefleisch.<br />
Die Nachrichten, die aus den Grenzgebieten zum Königreich Italien kamen, versprachen<br />
nichts Gutes; die kürzlich gebauten Festungswerke wurden mit Waffen ausgerüstet und es<br />
waren Truppenverlagerungen nach Süden im Gange, hin zu der zwischen Tezze<br />
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