Storia locale - Tuttapovo
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Einmal waren meine Schwester und ich am Fluss. Ein fünfjähriger Junge mit einem<br />
umgekehrten Hut ist zu uns gekommen. Er hat mich genommen und hat meinen Kopf<br />
unter das Wasser gehalten. Er hätte mich ertränkt, wenn meine Schwester mir nicht<br />
geholfen hätte.<br />
Mein Bruder Livio wurde 1900 geboren und arbeitete für das Rathaus als Gemeindediener<br />
für Flüchtige weil er Deutsch sprechen konnte. Die Flüchtigen mussten 10 Pfennig<br />
bezahlen, wenn mein Bruder sie aufnahm.<br />
Eine Frau aus Povo hat alle flüchtigen Frauen versammelt und sie sind zum<br />
Buergermeister gegangen. Sie hätten die 10 Pfennig nicht mehr bezahlt, wenn der Diener<br />
die Beihilfe immer noch bekommen hätte. Deswegen wurde die Beihilfe gekürzt und meine<br />
Mutter war sehr verzweifelt. Meine Mutter ging zu der Frau aus Povo und sagte :“ Du hast<br />
meinen Kindern das Brot aus der Mund weggenommen und das wirst du mir büßen<br />
müssen. Ich wünsche dir, dass du morsch wie ein Pilz stirbst! „ Nach vielen Jahren ist die<br />
Frau an Tuberkulose gestorben.<br />
Als wir endlich nach Italien zurückkehren durften, haben wir den Zug nach Wien<br />
genommen. Meine Schwester hatte noch ein hohes Fieber und wir waren an einem<br />
großen Bahnhof mit einer Menge Leute. Der Zug war weitentfernt am letzten Gleis. Wir<br />
gingen schnell aber meine Schwester konnte nicht laufen. Meine Mutter hat den Koffer in<br />
den Zug gebracht und liess mich darauf sitzen. Dann ist sie zurückgegangen, um meine<br />
Schwester zu holen. Aber der Zug ist inzwischen abgefahren und am Fenster konnte ich<br />
meine Mutter sehen, die sie sich immer mehr entfernte.<br />
Meine Mutter war verzweifelt. Ihr Sohn musste in Mähren bleiben. Ihre jüngere Tochter<br />
war ganz allein im Zug und sie war mit der anderen kranken Tochter am Bahnhof, wo<br />
keiner in der Stadt Italienisch verstand. Der Zufall half ihr. Ihr ging ein Unteroffizier vorbei,<br />
den sie kannte. Das war Pietro Merz, ihr Landsmann aus Povo. Sie erzählte ihm, was<br />
passiert war und er brachte sie zu einem Offizier, der sie beruhigte.<br />
Sie durften in einen Militärzug einsteigen, der auch in Trient hielt. Sie sind 3 Stunden<br />
später als ich abgefahren und sind 3 Stunden vor mir angekommen. Als ich zu Hause<br />
ankam, war meine Schwester schon im Bett. Ich erinnere mich, als ich am Bahnhof in<br />
Povo mit meinem Koffer ausgestiegen bin. Es war schon dunkel und ich war noch nicht 9<br />
Jahre alt. Eine junge und große Frau ist zu mir gekommen und später habe ich erfahren,<br />
dass sie eine Nichte meines Vaters war. Bei ihr war ein großer Mann, der weiße Haare<br />
hatte. Das war mein Vater, der mich nach so viel Zeit und so viele Abenteuer sofort<br />
umarmte.<br />
Übersetzung von Martina Bridi<br />
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