Storia locale - Tuttapovo
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Frauen waren schon in den Nebenraum gegangen, während der Vater darauf wartete,<br />
dass auch sie nackt waren und öffnete dann die Tür und sie traten in einen sehr warmen,<br />
fast heissen Raum ein, wo in der Mitte ein großer Ofen stand. Im Raum waren Sitzbänke<br />
im Halbkreis aufgestellt, auf dem Ofen lagen Steinplatten und eines der Mädchen schöpfte<br />
mit einer Kelle Wasser aus einem Kübel und goss es auf die Steinplatten, was zur Bildung<br />
einer heissen Dampfwolke führte. Das einzige Licht warfen die im Ofen lodernden<br />
Flammen, aber was die Soldaten sehen konnten, war wirklich aufregend.<br />
In Urbach ging Giuseppe seiner Arbeit nach, aber er hatte jetzt wesentlich mehr Freizeit<br />
und konnte sich mit den anderen Jungen des Dorfes auf dem Schnee unterhalten. Eines<br />
Tages wäre er beinahe im eiskalten Wasser eines Teiches ertrunken. Er spielte mit den<br />
anderen auf der vereisten Oberfläche, als er plötzlich einbrach; die jungen des Ortes eilten<br />
ihm sofort zu Hilfe; sie zogen ihn aus demWasser und brachten ihn schleunigst ins<br />
nächste Haus, damit er sich neben dem Feuer trocknen konnte.<br />
Maria stattete Anna, die um einige Jahre älter war, häufig Besuch ab und ging ihr bei der<br />
Betreuung der zahlreichen Kinderschaft zur Hand; dabei redeten sie über ihren Kummer<br />
und ihr Herzeleid, über ihre Männer im Krieg und oft gingen sie in die Kirche , um für sie<br />
zu beten, die in diese eiskalten galizischen Ebenen voller Gefahren geschickt worden<br />
waren.<br />
Einmal im Monat kam das Beihilfegeld; es wurde meistens am Sonntag nach der Messe<br />
ausgeteilt. Jeden Sonntag versammelte ein öffentlicher Ausrufer die Bevölkerung vor dem<br />
Gemeindeamt, wo der Kommandant der Gendarmerie die Frontberichte verlas und die<br />
Namen der Verletzten und Gefallenen. Anna war eine gute Schneiderin; sie arbeitete für<br />
die Menschen des Ortes aber auch für das Heer. Mit ihren Töchtern strickte sie Socken für<br />
die Soldaten; auch Maria und Teresa boten sich an, Socken zu stricken. Sie setzten sich<br />
im Halbkreis vor das Feuer und während sie von ihren Problemen erzählten, strickten sie<br />
fleißig.<br />
Für Weihnachten hatte Don Emilio ein Treffen aller im Gebiet von Znaim lebenden<br />
Aussiedler mit einem vom Trientner Bischof gesandten Priester angekündigt. Sicher hätten<br />
sie weitere Pakete erhalten, die von Hilfsorganisationen geschickt wurden , um die Leiden<br />
des Exils zu lindern. Das Treffen wurde in der Jesuitenkirche von Znaim, einer alten<br />
gotischen Kirche in der Oberstadt, veranstaltet . Zur Vorbereitung des Weihnachtsfestes<br />
trafen sie sich mit Landsleuten aus den nahen Fraktionen. Sie beschlossen eine Krippe<br />
aufzustellen und teilten sich die Aufgaben: Figuren schnitzen, Figuren einkleiden, die<br />
Hütte bauen. In der Stadt lebten auch Protestanten und Gläubige der orthodoxen Kirche.<br />
Das war für die Menschen aus dem Trentino völlig neu, denn sie waren nur die katholische<br />
Religion gewohnt.<br />
Es kam der Weihnachtstag, frühzeitig begaben sie sich in die Stadt. Das Hochamt war um<br />
zehn; Maria und ihre Kinder begegneten vielen Familien aus Povo. Sie umarmten sich und<br />
weinten vor Freude, dass sie sich nach so langer Zeit wiedersehen konnten. Sie trafen<br />
auch ihren Kaplan Don Cavalieri und den Kaplan von Villazzano Don Dante Bonapace. Es<br />
begann die Messe. Endlich ein Priester, der Italienisch sprach! In der Muttersprache<br />
schien Gott näher zu sein. Bei der Predigt überbrachte der Priester die Grüße und den<br />
Segen des Bischofs von Trient: „ Euer Bischof ist im Gebet immer bei euch Und bei euren<br />
Angehörigen , die in fernen Ländern kämpfen. Er wünscht euch ein gesegnetes<br />
Weinachten und das baldige Ende der Strafe, die Gott der Menschheit gesandt hat.“ Die<br />
Kirche hatte den Krieg nicht verurteilt; Papst Benedikt XV hatte in seiner Enzyklika den<br />
Krieg als Strafe erklärt, die Gott für die eingetretene Säkularisierung des Staates und für<br />
die Verbreitung der sozialdemokratischen und liberalen Ideen geschickt hatte. Der<br />
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