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Storia locale - Tuttapovo

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Begeisterung von ihren Erlebnissen in Wien zu erzählen. Besonders eindringlich<br />

schilderte sie, die Begegnung mit den zukünftigen Schwiegereltern und deren Wunsch ihre<br />

Familie kennenzulernen.<br />

In der Landgemeinde Urbau ging das Leben seine gewohnten Wege. Da waren die Tiere<br />

zu versorgen und unter der stärker werdenden Frühjahrsonne begann man die Felder zu<br />

bebauen.Giuseppe verrichtete seine Arbeit, aber von den Kriegsschauplätzen kamen<br />

immer dramatischere Nachrichten. Das Reich war am Ende seiner Kräfte; die zahlreichen<br />

Feinde griffen von allen Fronten an.Viele umgesiedelte Flüchtlingen hatten die Rückkehr<br />

beantragt und hatten auch die Erlaubnis bekommen. Die Heimkehr war meistens<br />

schwieriger als die Umsiedelung.<br />

Anna hatte ihnen in einem Brief von ihrer abenteuerlichen Rückfahrt erzählt: „ Liebe Maria,<br />

endlich sind wir zu Hause angekommen, es war eine sehr aufregende Fahrt! In Wien<br />

mussten wir umsteigen, Wir haben den Koffer zum Bahnsteig gebracht und meine beiden<br />

Kleineren habe ich auf den Koffer gesetzt und mit den anderen bin ich auf die andere<br />

Seite des Bahnhofs zurückgegangen, um das restliche Gepäck zu holen.In diesem<br />

riesigen Bahnhof und in dem Gewühl von Menschen aller Art war es gar nicht leicht<br />

voranzukommen. Als wir dann zu unserem Bahnsteig zurückfanden, war zu unserer<br />

Verzweiflung der vorher dort wartende Zug und mit ihm auch der Koffer und die beiden<br />

Kinder verschwunden. Wir haben uns irgendwie durchgefragt und erfahren , dass der das<br />

Gleis frei machen musste.<br />

Ich habe mich mit den anderen Kindern auf eine Bank gesetzt, wir waren ganz<br />

durcheinander und wussten nicht mehr, was wir tun sollten. Wir besprachen gerade ganz<br />

niedergeschlagen die Lage, als die Muttergottes einen Blick auf uns geworfen hat und uns<br />

einen Schutzengel geschickt hat. Ein vorbeigehender Unteroffizier hielt an und wandte<br />

sich in unserem Dialekt an uns: „ Anna ma set ti? Cosa fat qua?“ (Bist du es, Anna? Was<br />

machst du hier? ) Es war Pietro Merz, der mit einem Militärtransport in Wien auf<br />

Durchreise war. Er war auf uns aufmerksam geworden, weil er den Trentiner Dialekt<br />

herausgehört hatte. Ihm haben wir unser Problem erläutert und so hat er uns dann zu<br />

einem Offizier begleitet. Pietro sprach gut Deutsch. Der Offizier überprüfte den Fahrplan<br />

und meinte dann, dass wir beruhigt sein könnten. Es ließe sich eine Lösung finden. Er<br />

fand für uns auf einem Militärzug Platz, drei Stunden vor unserem Zug in Trient<br />

ankommen sollte.<br />

In Trient haben wir auf den Umsiedlerzug gewartet. Als dieser endlich ankam, sind wir<br />

eingestiegen und haben zum Glück recht bald den Koffer und die Kinder gefunden, die<br />

eine Familie aus Villazzano in Obhut genommen hatte. Wir haben ihr von Herzen gedankt.<br />

Wir sind bis Povo mitgefahren und wurden dort wir mit einem Wagen abgeholt.<br />

Gottseidank ist alles gut ausgegangen.“<br />

Es war die Nachricht gekommen, dass in Mähren und in Böhmen vielfach Unruhen<br />

ausgebrochen waren, dass die Menchen das Kaiserreich satt hatten, dass die<br />

Jugendlichen versuchten, zu desertieren und sich auzulehenen, und die Unabhängigkeit<br />

von Österreich und das Ende des Krieges forderten. Auch in Znaim war es zu Tumulten<br />

gekommen und die zwei Gendarmen in Urbau waren in Alarm gesetzt worden. Der<br />

Sommer verging mit den Hochzeitsvorbreitungen für Teresa und der Betreuung des<br />

kleinen Francesco, der gut und kräftig aufwuchs. Giuseppe und Karoline verbrachten jede<br />

freie Minute zusammen. Sie versprachen sich ewige Liebe und planten, dass sie sich nach<br />

dem Krieg in Trient oder in Znaim oder an jeden anderen Ort in Europa wieder vereint<br />

hätten. An einigen Sonntagen waren sie auch mit Joseph und Teresa am geheimem Ort<br />

an der Taiaz gewesen.Maria fühlte sich immer einsamer und dachte oft mit etwas Wut an<br />

ihren Mann, wenn sie sich vorstellte, dass er nun sicher und unbehelligt in Russland war,<br />

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