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Storia locale - Tuttapovo

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Valsugana und Primolano, dann weiter über die Gebirgskämme und die Hochebenen<br />

(Lavarone, Monterovere, Luserna, Vezzena) verlaufenden Grenze.<br />

Die Orte südlich von Rovereto hatten schon den Evakuierungsbefehl bekommen. Kinder<br />

und Erwachsene, Gesunde und Kranke mussten sich binnen weniger Stunden auf die<br />

Abreise vorbereiten. Auch Mütter mit fünf oder sechs Kindern, deren Mannan der Front<br />

war, mussten ihre Habseligkeiten zusammenrichten und sich zum nächstgelegenen<br />

Bahnhof begeben und alles zurücklassen.<br />

Die Propaganda der Interventionisten unter der Führung des Trentiner Sozialdemokraten<br />

Cesare Battisti, Abgeordneter im österreichischen Parlament und nach Italien geflüchtet,<br />

zeitgte ihre Erfolge: die italienische Regierung erwägte ernsthaft, den Verbündeten den<br />

Krieg zu erklären, um im Osten Friaul, Triest, Istrien und Dalmatien und im Norden das<br />

Trentino zu annektieren. Um die Eröffnung einer neuen Front zu vermeiden, war<br />

Österreich bereit zu verhandeln und Teile der Gebiete abzutreten , falls Italien weiterhin<br />

neutral bliebe; aber es schien kein politischer Wille zu einem Abkommen zu bestehen.<br />

Immer stärker bliesen die Kriegswinde. Nach Ostern zeigte sich der Frühling in all seiner<br />

sprießenden Blätter- und Blumenpracht. Am 24. Mai verbreitete sich die gefürchtete<br />

Nachricht in den Städten und Dörfern: Italien hatte Österreich die Kriegserklärung<br />

übergeben.<br />

Am gleichen Tag wurde das Trentino Kriegsgebiet. Von den Festungen der Vezzene-<br />

Berge schossen die italienischen Kannonen auf die Festung auf der Levico-Spitze, von wo<br />

die Kannonen zurückschossen. Mitte Mai erschienen zwei Staatsbeamte im Gasthaus<br />

„Doro“ (Giuseppe Frizzera) in Oltrecastello mit der Aufgabe, die Bevölkerung auf eine<br />

eventuelle Evakuierung vorzubereiten. Man wollte vermeiden, dass die Bevölkerung unter<br />

das Feuer des Feindes geraten könnte, falls die Italiener die Verteidigungslinien von<br />

Celva und Marzola durchbrechen sollten. Der Bevölkerung wurde aber verschwiegen,<br />

dass ein genauer Evakuierungsplan vorlag, der schon 1912 ausgearbeitet worden war.<br />

Äusserst unauffällig hatten die Gendarmen schon am 20. Mai begonnen alle für Italien<br />

sympathisierenden Bürger zu verhaften; diese wurde mit eigenen Zugtransporten in das<br />

Konzentrationslager von Katzenau in der Gemeinde Linz überführt, wo sie bis Kriegsende,<br />

in Holzbaracken untergebracht, verblieben sind. Zu Kriegsbeginn hatte das Trentino<br />

392.000 Einwohner; 60.000 waren an die Front gezogen und gemäß den<br />

Evakuierungsplänen sollten weitere 75.000 Einwohner, großteils Frauen und Kinder, nach<br />

Österreich ( 45.000 ), Böhmen ( 11.405 ) und Mähren ( 19.717 ) übersiedelt werden.<br />

Während die an der Front gelegenen Orte vollständig evakuiert wurden, betraf die<br />

Aussiedlung in den weiter dahinter liegenden Orte die wirtschaftlich nicht selbständigen<br />

Familien. Am 25. Mai erging auch an die um Trient gelegenen Pfarreien und Ortschaften<br />

der Evakuierungsbefehl. Es bestanden sehr strenge Regeln: wer nicht imstande war, sich<br />

innerhalb von drei Tagen einen Lebensmittelvorrat für die nächsten vier Monate zu<br />

beschaffen, musste wegziehen. Die Mindestmengen waren vorgegeben: 60 Kilogramm<br />

Mehl, 30 Kilogramm anderer Lebensmittel ( Fett, Öl usw. ) und ausreichend<br />

Brennmaterial. Von Trient und Umgebung mussten 27.256 Menschen wegziehen.<br />

Giuseppe war traurig, der Tod des Bruders hatte ihn hart getroffen; er glaubte einfach<br />

nicht, dass er ihn nie mehr wiedersehen würde. Er fehlte ihm, aber noch mehr fehlte ihm<br />

der Vater, von dem er wusste, dass er in Gefahr war, und für den er betete,damit er<br />

unversehrt heimkehren möge. Die Mutter rief ihn und Maria Teresa zu sich und<br />

gemeinsam besprachen sie das neue Missgeschick, das ihnen bevorstand. “ Kinder,wir<br />

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