Storia locale - Tuttapovo
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ZWÖLFTES KAPITEL<br />
Es war Sommer geworden.Die goldfarbenen Kornfelder wogten im Wind, Reben und<br />
Kartoffeln zeigten ihre Blüten. Es wurde Juli und in Urbach ging das Leben seine<br />
gewohnten Wege. Die Kinder hüteten die Gänse, auch die Schweine, die Kühe und die<br />
Pferde folgten ihrem geregelten Tagesablauf, während die unermessliche Tragödie<br />
dieses Krieges immer näher rückte. Das Herz von Maria schlug in bebender Sorge, noch<br />
war keine Nachricht aus Russland gekommen. Jeden Sonntag wartete sie mit Bangen auf<br />
die Bekanntmachungen des Ausrufers.Keine Nachricht.<br />
Es kam auch der letzte Sonntag des Juli. Wie immer zogen die Drei ihre besten Kleider<br />
an, gingen in die Kirche zur Messe und beteten zur Muttergottes, damit sie ihren Mann<br />
und Vater beschütze. Nach der Messe kam der Ausrufer. Der Gemeindebote näherte sich<br />
ihnen mit einem Lächeln. In der Hand hatte er ein gelbes Kuvert voller Stempel und<br />
durchgestrichener Stellen; sie waren in helle Aufregung geraten, denn der Bote wandte<br />
sich an sie: „ Frau Bonvecchio, der Brief ist für Sie!“<br />
Zitternd streckte Maria die Hand aus und nahm den Brief in Empfang. Sofort liefen sie zu<br />
einem Mäuerchen am Rande des Platzes. Die Kinder drängten die Mutter , den Umschlag<br />
zu öffnen. Vorsichtig brach sie den Umschlag auf, es war ein handgeschriebener Zettel<br />
darin, es war seine Schrift, endlich sein Name! „ Geliebte Frau, liebe Kinder! Ich befinde<br />
mich in Sibirien, aber es geht mir gut. Ich arbeite mit russischen Bauern, sie behandeln<br />
mich gut. Die Russen sind nicht so bös wie sie uns beschrieben wurden. Ich hoffe, euch<br />
geht es auch gut.....“ Im Brief erzählte er von den Mühen und Leiden der Gefangenschaft,<br />
von seiner gegenwärtigen Tätigkeit und vom Frühling, der gerade erst begonnen hatte.<br />
Giuseppe las das Datum, 12. Mai 1916. Drei Monate hatte der Brief gebraucht, um über<br />
die Front und durch die verschiedenen Verwaltungsstellen nach Urbau zu gelangen.<br />
Sie suchten Joseph, der sie glücklich umarmte und zur Feier ins Wirtshaus zu einem Bier<br />
einlud.Dort lachten und sangen sie und neue Hoffnung war geweckt, für sie und für das<br />
Kind,das unterwegs war. Dann machte Giuseppe den Vorschlag, gemeinsam zum Gutshof<br />
zu gehen und senem Arbeitgeber die gute Nachricht zu bringen. Sie waren alle<br />
einverstanden, denn – wie Mria meinte – war die Familie Schneider immer gut zu ihnen<br />
und zu Giuseppe gewesen. Sie bezahlten und machten sich gutgelaunt auf den Weg.<br />
Joseph nahm Teresa bei der Hand und sich liebevolle Worte zuflüsternd gingen sie Maria<br />
und Giuseppe hinten nach.<br />
Am Hof angelangt wurden sie von den Schneiders, Herrn Otto und seiner Frau Jitka, wie<br />
alte Freunde empfangen. Es kamen auch der kleine Albert und Karoline angerannt. Alle<br />
waren glücklich über die Botschaft. Albert wurde in den Keller geschickt, eine Flasche<br />
besonderen Weines zu holen: „Prosit“, „Salute“, „Auf den Sieg“, „Auf den Kaiser“.<br />
Es gab keinen Mangel an Trinksprüchen. Frau Jitka bestand, dass sie zum Mittagessen<br />
bleiben. So feierten sie fröhlich weiter. Nach dem Essen machte Karoline den Vorschlag,<br />
zusammen einen Spaziergang mit der Kutsche zumachen. Giuseppe fand den Vorschlag<br />
gut. Maria aber wehrte ab: „Fahrt doch ihr Jungen, für mich in meinem Zustand ist es wohl<br />
besser, wenn ich nach Hause gehe.“ Auch Herr Otto lehnte ab:“ Frau Maria wird uns noch<br />
ein Weilchen Gesellschaft leisten und dann begleiten wir sie nach Hause. Fahrt doch ihr<br />
Jungen, aber seid vorsichtig!“<br />
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